Deutsche Tageszeitung - EU-Spitzen schockiert über "beispiellosen Angriff" auf US-Demokratie

EU-Spitzen schockiert über "beispiellosen Angriff" auf US-Demokratie


EU-Spitzen schockiert über "beispiellosen Angriff" auf US-Demokratie
EU-Spitzen schockiert über "beispiellosen Angriff" auf US-Demokratie / Foto: ©

Die Spitzen der Europäischen Union haben schockiert auf die Erstürmung des US-Kongresses durch Anhänger des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump reagiert. "In den Augen der Welt scheint es, als stünde die amerikanische Demokratie heute Abend unter Belagerung", schrieb der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Mittwoch im Onlinedienst Twitter. "Dies ist ein beispielloser Angriff auf die US-Demokratie, ihre Institutionen und den Rechtsstaat." Entsetzt zeigten sich auch die Regierungen in London und Paris.

Textgröße ändern:

"Dies ist nicht Amerika", schrieb Borrell weiter. Das Ergebnis der Präsidentschaftswahl vom 3. November müsse "vollständig respektiert werden". Er schließe sich den Worten des gewählten Präsidenten Joe Biden an, fügte Borrell hinzu: "Die Stärke der US-Demokratie wird über extremistische Einzelpersonen triumphieren."

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte: "Ich glaube an die Stärke der US-Institutionen und der Demokratie." Biden habe die Präsidentschaftswahl gewonnen, unterstrich sie. "Ich freue mich darauf, mit ihm als dem nächsten Präsidenten der USA zusammenzuarbeiten."

EU-Ratspräsident Charles Michel bezeichnete den US-Kongress als einen "Tempel der Demokratie". Die EU vertraue darauf, dass die USA eine "friedliche Machtübergabe an Joe Biden sicherstellen" würden.

Scharfe Kritik an den Tumulten in Washington kam auch aus Frankreich. Außenminister Jean-Yves Le Drian sprach von einem "ernsthaften Angriff auf die Demokratie" der Vereinigten Staaten. "Ich verurteile dies", twitterte Le Drian. "Der Wille und die Wählerstimmen des amerikanischen Volkes müssen respektiert werden."

Von "beschämenden Szenen" sprach Großbritanniens Premierminister Boris Johnson. "Die Vereinigten Staaten stehen weltweit für Demokratie, und es ist nun entscheidend, dass es eine friedliche und geordnete Machtübergabe gibt", twitterte der Regierungschef. Außenminister Dominic Raab fügte hinzu: "Die USA sind zu recht stolz auf ihre Demokratie, und es kann keine Rechtfertigung für die gewaltsamen Versuche geben, die rechtmäßige und anständige Machtübergabe zu behindern."

Militante Anhänger Trumps hatten am Mittwoch das Kapitol gestürmt, nachdem der abgewählte Präsident sie in einer Rede zum Protest gegen den Ausgang der Wahl vom 3. November aufgerufen hatte. Eine dort stattfindende Kongresssitzung zur formellen Bestätigung von Bidens Sieg musste daraufhin abgebrochen werden.

(V.Korablyov--DTZ)

Empfohlen

Ungarn fordern Rücktritt Orbans nach Bekanntwerden von Missbrauchsfällen

Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in staatlichen Kinder- und Jugendeinrichtungen haben in Ungarns Hauptstadt Budapest am Samstag mehr als 50.000 Menschen den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orban gefordert. Sie riefen Parolen wie "Orban, hau ab!". Zu der Demonstration hatte Oppositionsführer Peter Magyar aufgerufen, dessen Partei Tisza vor der Parlamentswahl im Frühling die Meinungsfragen anführt. Er führte den Protestzug an und trug ein Banner mit den Worten "Lasst uns Kinder schützen".

US-Soldaten in Syrien in mutmaßlichem Hinterhalt des IS getötet

In Syrien sind am Samstag zwei US-Soldaten und ein US-Übersetzer bei einem Angriff eines mutmaßlichen Mitglieds der Dschihadistenmiliz IS auf eine gemeinsame Patrouille von syrischen und US-Soldaten getötet worden. Drei weitere US-Soldaten seien verletzt worden, teilte das Nahost-Regionalkommando der US-Armee, Centcom, mit. "Wir trauern um den Verlust von drei großen amerikanischen Patrioten in Syrien", erklärte US-Präsident Donald Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social und drohte mit "sehr ernster Vergeltung".

Belarus lässt nach US-Vermittlung Oppositionelle Bjaljazki und Kolesnikowa frei

Im autoritär regierten Belarus sind nach der Vermittlung der USA überraschend mehr als 120 politische Gefangene freigelassen worden, darunter die prominente Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa, der Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki und der Lukaschenko-Gegner Viktor Babariko. Machthaber Alexander Lukaschenko habe insgesamt 123 Häftlinge aus verschiedenen Ländern begnadigt, hieß es in einem der belarussischen Präsidentschaft angegliederten Telegram-Kanal. Trotz der jahrelangen Haft zeigten sich Kolesnikowa und Bjaljazki bereits wenige Stunden nach ihrer Freilassung kämpferisch.

Belarussische Oppositionelle Bjaljazki und Kolesnikowa sowie weitere Gefangene frei

Die prominente belarussische Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa und der Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki sind zusammen mit mehr als 120 weiteren Gefangenen in dem autokratisch regierten Land freigelassen worden. Staatschef Alexander Lukaschenko habe insgesamt 123 Häftlinge aus verschiedenen Ländern begnadigt, hieß es am Samstag in einem der belarussischen Präsidentschaft angegliederten Telegram-Kanal. Dazu zählen laut der Menschenrechtsorganisation Wjasna auch Kolesnikowa, Bjaljazki und der Oppositionelle Viktor Babariko. Den Freilassungen war eine Lockerung von US-Wirtschaftssanktionen gegen Belarus vorausgegangen.

Textgröße ändern: