
Dutzende Verletzte bei erneuten Protesten gegen Corona-Beschränkungen im Libanon

Bei Protesten gegen die Corona-Beschränkungen hat es im Libanon erneut Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gegeben. Mindestens 45 Menschen wurden bei den Ausschreitungen in Tripoli im Norden des Landes in der Nacht zu Mittwoch nach Angaben des libanesischen Roten Kreuzes verletzt. Mindestens neun Menschen mussten im Krankenhaus behandelt werden.
Die Demonstranten warfen Molotowcocktails, Feuerwerkskörper und Steine auf die Sicherheitskräfte. Diese gingen mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die Protestierenden vor, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Tripoli gehörte bereits vor der Pandemie und ihren wirtschaftlichen Auswirkungen zu den ärmsten Gegenden des Libanon.
Seit die Regierung Anfang des Monats einen Lockdown verhängt hat, haben viele Einwohner von Tripoli kein Einkommen mehr. "Ich kann nicht einmal Brot nach Hause bringen", sagte der Demonstrant Abdullah al-Bahr, Vater von drei Kindern. "Wir werden entweder an Hunger oder am Coronavirus sterben." Bereits am Montag waren bei Ausschreitungen in Tripoli 30 Menschen verletzt worden.
Ein ursprünglich bis zum 25. Januar angesetzter Lockdown im Libanon war zuletzt bis zum 8. Februar verlängert worden. In dem Mittelmeerstaat mit sechs Millionen Einwohnern breitet sich das Coronavirus derzeit stark aus. Seit Pandemie-Beginn wurden mehr als 285.000 Infektionen mit Sars-CoV-2 nachgewiesen, mehr als 2400 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus.
Der Libanon steckt in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Das libanesische Pfund befindet sich seit dem Sommer im freien Fall. Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt nach Angaben der UNO unter der Armutsgrenze.
(P.Tomczyk--DTZ)