Deutsche Tageszeitung - Schwere Schlappe für US-Demokraten im Ringen um Trump-Verurteilung

Schwere Schlappe für US-Demokraten im Ringen um Trump-Verurteilung


Schwere Schlappe für US-Demokraten im Ringen um Trump-Verurteilung
Schwere Schlappe für US-Demokraten im Ringen um Trump-Verurteilung / Foto: ©

Die Hoffnungen der US-Demokraten auf eine Verurteilung des früheren Präsidenten Donald Trump im Impeachment-Prozess haben einen deutlichen Dämpfer erlitten. Bei einer Abstimmung stellten sich am Dienstag 45 der 50 republikanischen Senatoren hinter einen Antrag, den Prozess wegen der Erstürmung des Kapitols für verfassungswidrig zu erklären. Das lässt es zunehmend unrealistisch erscheinen, dass in der Kongresskammer die für eine Verurteilung Trumps notwendige Zweidrittelmehrheit zustande kommen wird.

Textgröße ändern:

Das Repräsentantenhaus hatte die Anklage gegen Trump wegen Anstiftung zum Aufruhr am Montagabend im Senat eingereicht. Am Dienstag wurden die Senatoren dann als Geschworene für den Impeachment-Prozess vereidigt. Der amtierende Senatsvorsitzende Patrick Leahy nahm den 100 Parlamentariern den Eid ab, in dem Verfahren "unparteiisch Gerechtigkeit gemäß der Verfassung und dem Gesetz" zu üben.

Wegen Anzeichen physischer Schwäche musste Leahy im Anschluss vorübergehend ins Krankenhaus. Der 80-Jährige war nach Angaben eines Sprechers heiser und fühlte sich unwohl. Inzwischen sei er aber wieder zu Hause.

Nach der Vereidigung reichte der republikanische Senator Rand Paul den Antrag ein, den Prozess für verfassungswidrig zu erklären. Paul argumentierte, der Senat könne nur einem amtierenden Präsidenten den Prozess machen. Trump sei nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus am Mittwoch vergangener Woche aber eine "Privatperson". Die Demokraten - und die meisten Verfassungsrechtler - widersprechen dieser Auffassung.

Pauls Antrag wurde zwar mit 55 zu 45 Stimmen abgeschmettert. Allerdings stellten sich die Republikaner mit großer Mehrheit dahinter. Nur fünf Republikaner - und alle 50 Demokraten - stimmten gegen den Antrag.

"45 Senatoren haben zugestimmt, dass dieser betrügerische ’Prozess’ verfassungswidrig ist", schrieb Paul anschließend im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Das ist mehr, als wir brauchen werden, um (Trump) freizusprechen und diesen parteiischen Impeachment-Prozess zu beenden. Dieser ’Prozess’ ist schon bei seiner Ankunft im Senat tot."

Zwar bedeutet der Ausgang der Abstimmung nicht, dass letztlich nicht doch eine Zweidrittelmehrheit für eine Verurteilung Trumps zustande kommen könnte. Als sehr wahrscheinlich gilt das aber nicht. Sollten die 50 demokratischen Senatoren geschlossen für eine Verurteilung Trumps stimmen, müssten sich ihnen noch mindestens 17 Republikaner anschließen.

Trump genießt an der Parteibasis noch großen Rückhalt und übt auch nach seiner Abwahl großen Einfluss auf die Partei aus. Viele Republikaner fürchten den Zorn des Ex-Präsidenten und vermeiden es deswegen, sich offen gegen ihn zu stellen - auch wenn die Erstürmung des Kapitols durch radikale Trump-Anhänger am 6. Januar und das Verhalten des Ex-Präsidenten bei vielen von ihnen Empörung ausgelöst hat.

Der eigentliche Prozess gegen Trump wird erst am 9. Februar beginnen. Sollte der im November abgewählte Präsident wider Erwarten verurteilt werden, könnte der Senat ihn von künftigen politischen Ämtern ausschließen. Damit könnte der 74-Jährige im Jahr 2024 nicht erneut für das Präsidentenamt kandidieren.

Das von den Demokraten kontrollierte Repräsentantenhaus hatte eine Woche nach der Erstürmung des Kapitols das Amtsenthebungsverfahren gegen den Rechtspopulisten beschlossen. Trump wurde damit zum ersten Präsidenten der US-Geschichte, der sich zum zweiten Mal einem Impeachment stellen musste. Das erste Amtsenthebungsverfahren gegen Trump wegen seiner Bemühungen um Wahlkampfhilfe aus der Ukraine war im Februar 2020 gescheitert.

Im Zuge der Ausschreitungen in Washington am 6. Januar waren fünf Menschen gestorben, unter anderen erlag ein Polizist seinen bei den Konfrontationen erlittenen Verletzungen. Wie die US-Justiz am Dienstag mitteilte, wurden inzwischen bereits 150 Verdächtige offiziell beschuldigt.

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Grüne räumen Fehler im Fall Gelbhaar ein

Die Grünen haben Fehler in der Affäre um ihr Parteimitglied Stefan Gelbhaar vor rund einem halben Jahr eingeräumt. Die für die Klärung des Falls um mutmaßliche sexuelle Belästigungen zuständigen Stellen seien "ihrer Verantwortung gegenüber allen Beteiligten nicht gerecht geworden", zitierte der "Stern" am Donnerstag aus einem Bericht des Bundesvorstands zu der Affäre. Die Stellen seien "strukturell überfordert" gewesen.

Rutte rechnet mit Einigung auf erhöhte Verteidigungsausgaben bei Nato-Gipfel

Nato-Generalsekretär Mark Rutte hat sich "ziemlich überzeugt" gezeigt, eine Einigung zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben des Bündnisses bis zum Nato-Gipfel Ende Juni zu erreichen. Dies sagte Rutte am Donnerstag vor Journalisten in der italienischen Hauptstadt Rom, wo er an einem Treffen im sogenannten Format Weimar plus teilnahm. Der Nato-Gipfel findet am 24. und 25. Juni in Den Haag statt.

Änderung des Geschlechts nur nach Operation: Tschechien verurteilt

Weil Tschechien eine Änderung des Geschlechts bislang nur nach einer geschlechtsangleichenden Operation erlaubt, hat das Europäische Menschenrechtsgericht das Land am Donnerstag verurteilt. Geklagt hatte ein nonbinärer tschechischer Mensch, der bei seiner Geburt als männlich registriert worden war. Die tschechischen Behörden verweigerten ihm den Wechsel des Geschlechts zu neutral oder weiblich, da er keine geschlechtsangleichende Operation hatte vornehmen lassen. Dies ist bislang die gesetzliche Voraussetzung.

Gericht: Coronainfektion auch bei infizierten Kollegen nicht automatisch Arbeitsunfall

Eine Infektion mit dem Coronavirus ist einem Gerichtsbeschluss zufolge auch dann nicht automatisch ein Arbeitsunfall, wenn nachweislich mehrere Kollegen infiziert waren. Das entschied das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg und bestätigte damit einen Beschluss des Sozialgerichts Potsdam, wie ein Sprecher des Landessozialgerichts am Donnerstag in Potsdam mitteilte.

Textgröße ändern: