Deutsche Tageszeitung - Erneut dutzende Festnahmen bei Studentenprotesten in Istanbul und Ankara

Erneut dutzende Festnahmen bei Studentenprotesten in Istanbul und Ankara


Erneut dutzende Festnahmen bei Studentenprotesten in Istanbul und Ankara
Erneut dutzende Festnahmen bei Studentenprotesten in Istanbul und Ankara / Foto: ©

Die türkische Polizei hat am Dienstag bei Protesten gegen einen von Präsident Recep Tayyip Erdogan eingesetzten Hochschulrektor dutzende Studenten festgenommen. Nach dem Bericht eines Fotografen der Nachrichtenagentur AFP wurden alleine im Istanbuler Stadtteil Kadiköy mindestens 50 Demonstranten festgenommen. Die Polizei setzte dort Tränengas und Gummigeschosse ein, um die rund eintausend Teilnehmer der Proteste auseinanderzutreiben.

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Die Studenten fordern seit Wochen den Rücktritt des Rektors der Bogazici-Universität, der von Präsident Erdogan ernannt wurde. Die Kundgebung vom Dienstag wurde wenige Stunden zuvor verboten. Die Studenten und einige Abgeordnete der Opposition ließen sich aber nicht von der Teilnahme abhalten.

Die Demonstranten fordern nicht nur den Rücktritt des Rektors, sondern kritisieren auch die Festnahme von vier Studenten - diese waren in Gewahrsam genommen worden, weil sie ein Bild mit der Regenbogenflagge der LGBT-Bewegung an der Universität aufgehängt hatten. LGBT steht für lesbisch, schwul, bisexuell und Transgender. Das Aufhängen der Regenbogenflagge wird von der Regierung als Beleidigung des Islam angesehen.

Auch in der Hauptstadt Ankara wurden am Dienstag mehrere Dutzend Kundgebungsteilnehmer, die sich mit den Studenten in Istanbul solidarisierten, festgenommen. Einige Polizisten zerrten Teilnehmer der Proteste über den Boden und versetzten ihnen Fußtritte, wie ein AFP-Fotograf berichtete. Laut einer Bilanz des Gouverneurs von Istanbul waren am Montag 159 Studenten festgenommen worden, von denen am Dienstag 98 wieder auf freien Fuß gesetzt wurden.

Innenminister Süleyman Soylu bezeichnete die vier am Samstag Festgenommenen wegen ihres Einsatzes für die LGBT-Bewegung als "abnormal". Der Kurznachrichtendienst Twitter verbarg daraufhin seinen Tweet und erklärte, dass damit seine Regeln zur Unterbindung von "Hassreden" verletzt worden seien.

(U.Beriyev--DTZ)

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