Deutsche Tageszeitung - Militärjunta in Myanmar verhängt Kriegsrecht in Teilen des Landes

Militärjunta in Myanmar verhängt Kriegsrecht in Teilen des Landes


Militärjunta in Myanmar verhängt Kriegsrecht in Teilen des Landes
Militärjunta in Myanmar verhängt Kriegsrecht in Teilen des Landes / Foto: ©

Die Militärjunta in Myanmar hat in mehreren Teilen des Landes das Kriegsrecht verhängt. Zugleich erklärten die Machthaber am Montag, "anders" zu sein als die frühere Junta-Regierung, die das Land knapp 50 Jahre lang regiert hatte. In seiner ersten Fernsehansprache seit dem Putsch rechtfertigte Armeechef Min Aung Hlaing die Machtübernahme mit "Wahlbetrug". Trotz Warnungen der Armeeführung protestierten den dritten Tag in Folge zehntausende Menschen gegen den Putsch.

Textgröße ändern:

Erstmals seit dem Putsch setzte die Polizei in der Hauptstadt Naypyidaw Wasserwerfer gegen Demonstranten ein. Mindestens zwei Menschen wurden dabei verletzt. Die Demonstranten forderten die Rückkehr zur Demokratie sowie die Freilassung der festgenommenen De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi und weiterer Gefangener.

Angesichts des zunehmenden Widerstands begründete Hlaing den Putsch damit, dass es bei den Parlamentswahlen im November Betrug gegeben habe. Suu Kyis Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) hatte bei den Wahlen einen Erdrutschsieg errungen. Die Armee wolle die Macht nach Ende des Ausnahmezustands und nach "freien und fairen Wahlen" zurückgeben, versicherte Hlaing.

Der General sagte auch, das südostasiatische Land heiße weiterhin ausländische Investitionen willkommen. Er kündigte ferner eine Aufhebung der Corona-Maßnahmen an.

Zuvor hatte das Militär im staatlichen Sender MRTV eine Erklärung verlesen lassen, wonach jegliche Opposition gegen die Generäle gegen das Gesetz verstoße. Es habe Gesetzesverstöße und Gewaltandrohungen von Gruppen unter dem "Vorwand der Demokratie und der Menschenrechte" gegeben, hieß es in darin.

Nachdem sich die Proteste am Wochenende massiv ausgeweitet hatten, begann am Montag ein landesweiter Generalstreik. In der Wirtschaftsmetropole und früheren Hauptstadt Rangun legten Textilarbeiter, Beamte und Bahnangestellte ihre Arbeit nieder. Sie strömten auf die Straßen und legten den Verkehr lahm. Die Teilnehmerzahl lag laut manchen Schätzungen bei mehreren hunderttausend Menschen.

Große Kundgebungen gab es auch in anderen Teilen des Landes - von Muse an der chinesischen Grenze bis zu den südlichen Städten Dawei und Hpa-an. Für Dienstag werden weitere Demonstrationen erwartet.

Wegen der Proteste verhängten die Machthaber bis auf weiteres das Kriegsrecht in mehreren Vierteln der zwei größten Städte Rangun und Mandalay sowie in anderen Landesteilen. Den Menschen ist es demnach verboten, zu demonstrieren oder sich in Gruppen von mehr als fünf Personen zu treffen. Zudem wurde eine nächtliche Ausgangssperre von 20.00 Uhr bis 04.00 Uhr morgens verhängt.

Angesichts der Entwicklungen wird der UN-Menschenrechtsrat am Freitag eine Sondersitzung zur Lage in Myanmar abhalten. Dies geschah auf Antrag Großbritanniens und der EU, wie der Rat mitteilte.

Die US-Regierung betonte ihre Solidarität mit der Bevölkerung Myanmars. Die USA stünden an der Seite der Menschen in dem Land und unterstützten ihr Recht "friedlich zur Unterstützung der demokratisch gewählten Regierung zu demonstrieren", erklärte ein Sprecher des US-Außenministeriums. Versuche der US-Regierung, mit Suu Kyi in Kontakt zu treten, wurden nach Angaben des Sprechers abgelehnt.

Der Papst forderte unterdessen die "umgehende" Freilassung der zivilen Führung des Landes als "Zeichen der Ermutigung für einen aufrichtigen Dialog zum Wohle des Landes".

Vor einer Woche hatte das Militär die Macht in Myanmar an sich gerissen und die Zivilregierung abgesetzt. Die De-facto-Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi und Präsident Win Myint wurden festgesetzt. Der Putsch beendete eine zehnjährige Phase des demokratischen Wandels in dem südostasiatischen Land.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Ungarn fordern Rücktritt Orbans nach Bekanntwerden von Missbrauchsfällen

Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in staatlichen Kinder- und Jugendeinrichtungen haben in Ungarns Hauptstadt Budapest am Samstag mehr als 50.000 Menschen den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orban gefordert. Sie riefen Parolen wie "Orban, hau ab!". Zu der Demonstration hatte Oppositionsführer Peter Magyar aufgerufen, dessen Partei Tisza vor der Parlamentswahl im Frühling die Meinungsfragen anführt. Er führte den Protestzug an und trug ein Banner mit den Worten "Lasst uns Kinder schützen".

US-Soldaten in Syrien in mutmaßlichem Hinterhalt des IS getötet

In Syrien sind am Samstag zwei US-Soldaten und ein US-Übersetzer bei einem Angriff eines mutmaßlichen Mitglieds der Dschihadistenmiliz IS auf eine gemeinsame Patrouille von syrischen und US-Soldaten getötet worden. Drei weitere US-Soldaten seien verletzt worden, teilte das Nahost-Regionalkommando der US-Armee, Centcom, mit. "Wir trauern um den Verlust von drei großen amerikanischen Patrioten in Syrien", erklärte US-Präsident Donald Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social und drohte mit "sehr ernster Vergeltung".

Belarus lässt nach US-Vermittlung Oppositionelle Bjaljazki und Kolesnikowa frei

Im autoritär regierten Belarus sind nach der Vermittlung der USA überraschend mehr als 120 politische Gefangene freigelassen worden, darunter die prominente Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa, der Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki und der Lukaschenko-Gegner Viktor Babariko. Machthaber Alexander Lukaschenko habe insgesamt 123 Häftlinge aus verschiedenen Ländern begnadigt, hieß es in einem der belarussischen Präsidentschaft angegliederten Telegram-Kanal. Trotz der jahrelangen Haft zeigten sich Kolesnikowa und Bjaljazki bereits wenige Stunden nach ihrer Freilassung kämpferisch.

Belarussische Oppositionelle Bjaljazki und Kolesnikowa sowie weitere Gefangene frei

Die prominente belarussische Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa und der Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki sind zusammen mit mehr als 120 weiteren Gefangenen in dem autokratisch regierten Land freigelassen worden. Staatschef Alexander Lukaschenko habe insgesamt 123 Häftlinge aus verschiedenen Ländern begnadigt, hieß es am Samstag in einem der belarussischen Präsidentschaft angegliederten Telegram-Kanal. Dazu zählen laut der Menschenrechtsorganisation Wjasna auch Kolesnikowa, Bjaljazki und der Oppositionelle Viktor Babariko. Den Freilassungen war eine Lockerung von US-Wirtschaftssanktionen gegen Belarus vorausgegangen.

Textgröße ändern: