Deutsche Tageszeitung - Saudiarabische Aktivistin al-Hathlul nach fast drei Jahren aus Haft entlassen

Saudiarabische Aktivistin al-Hathlul nach fast drei Jahren aus Haft entlassen


Saudiarabische Aktivistin al-Hathlul nach fast drei Jahren aus Haft entlassen
Saudiarabische Aktivistin al-Hathlul nach fast drei Jahren aus Haft entlassen / Foto: ©

Nach fast dreijähriger Haft ist die saudiarabische Frauenrechtsaktivistin Ludschain al-Hathlul nach Angaben ihrer Familie freigelassen worden. "Ludschain ist zu Hause!", schrieb ihre Schwester Lina al-Hathlul am Mittwoch im Onlinedienst Twitter. Dazu veröffentlichte sie ein Foto von der 31-jährigen Aktivistin. Die USA und die Menschenrechtsorganisation Amnesty International reagierten erleichtert auf die Freilassung.

Textgröße ändern:

Al-Hathlul habe "1001 Tage im Gefängnis" verbracht, schrieb ihre Schwester. Die 31-Jährige war im Mai 2018 mit rund einem Dutzend anderer Frauenrechtsaktivistinnen festgenommen worden, an deren Seite sie seit langem gegen das Autofahrverbot für Frauen gekämpft hatte. Nur wenige Wochen später wurde das seit Jahrzehnten geltende Fahrverbot aufgehoben.

Ende Dezember wurde al-Hathlul auf der Grundlage eines Anti-Terror-Gesetzes zu fünf Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt. Da sie zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als zwei Jahren in Untersuchungshaft gesessen hatte sowie aufgrund von Bewährungsregeln war mit ihrer Freilassung in diesem Frühjahr gerechnet worden. Von den saudiarabischen Behörden gab es am Mittwoch zunächst keine Stellungnahme.

Al-Hathlul steht weiter unter Bewährung und darf Saudi-Arabien in den kommenden fünf Jahren nicht verlassen. Das US-Außenministerium nannte die Nachricht von ihrer Freilassung "eine sehr willkommene Entwicklung". Für Frauenrechte einzutreten dürfe nicht kriminalisiert werden.

Al-Hathlul Freilassung sei "eine unglaubliche Erleichterung, aber längst überfällig", sagte die Amnesty-Expertin Lynn Maalouf. Nichts könne die grausame Behandlung, welche die Aktivistin erlitten habe, und die Ungerechtigkeit ihrer Inhaftierung wieder gutmachen.

Auch der außenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Omid Nouripour, reagierte mit "Erleichterung und Freude" auf al-Hathluls Entlassung aus dem Gefängnis. "Doch die saudischen Behörden müssen das gegen sie verhängte absurde Gerichtsurteil und die damit verbundenen Bewährungsauflagen jetzt sofort aufheben", erklärte er.

Die Festnahme sowie die Verurteilung al-Hathluls hatten international für Empörung gesorgt. Der UN-Menschenrechtsrat bezeichnete das Vorgehen gegen die Frauenrechtlerin im Dezember als "willkürlich".

Die Freilassung der Aktivistin erfolgt nun nur drei Wochen nach dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Joe Biden. Der Demokrat hatte im Wahlkampf angekündigt, mit Blick auf Menschenrechtsverletzungen durch Saudi-Arabien eine harte Haltung gegenüber dem Verbündeten einzunehmen.

Er wolle Saudi-Arabien zu dem "Paria machen, der es ist", sagte Biden unter anderem. Erwartet wird, dass der neue US-Präsident Riad zur Freilassung von Gefängnisinsassen drängen wird, die neben der saudiarabischen auch die US-Staatsbürgerschaft besitzen.

Bidens Vorgänger Donald Trump hatte ein äußerst enges Verhältnis zum Königshaus in Riad gepflegt, in dem er einen der wichtigsten Verbündeten gegen den Iran sah. Auch die Ermordung des regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi im Oktober 2018 im saudiarabischen Konsulat in Istanbul führte zu keiner wesentlichen Störung der Beziehungen zwischen der Trump-Regierung und Riad.

(I.Beryonev--DTZ)

Empfohlen

Ungarn fordern Rücktritt Orbans nach Bekanntwerden von Missbrauchsfällen

Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in staatlichen Kinder- und Jugendeinrichtungen haben in Ungarns Hauptstadt Budapest am Samstag mehr als 50.000 Menschen den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orban gefordert. Sie riefen Parolen wie "Orban, hau ab!". Zu der Demonstration hatte Oppositionsführer Peter Magyar aufgerufen, dessen Partei Tisza vor der Parlamentswahl im Frühling die Meinungsfragen anführt. Er führte den Protestzug an und trug ein Banner mit den Worten "Lasst uns Kinder schützen".

US-Soldaten in Syrien in mutmaßlichem Hinterhalt des IS getötet

In Syrien sind am Samstag zwei US-Soldaten und ein US-Übersetzer bei einem Angriff eines mutmaßlichen Mitglieds der Dschihadistenmiliz IS auf eine gemeinsame Patrouille von syrischen und US-Soldaten getötet worden. Drei weitere US-Soldaten seien verletzt worden, teilte das Nahost-Regionalkommando der US-Armee, Centcom, mit. "Wir trauern um den Verlust von drei großen amerikanischen Patrioten in Syrien", erklärte US-Präsident Donald Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social und drohte mit "sehr ernster Vergeltung".

Belarus lässt nach US-Vermittlung Oppositionelle Bjaljazki und Kolesnikowa frei

Im autoritär regierten Belarus sind nach der Vermittlung der USA überraschend mehr als 120 politische Gefangene freigelassen worden, darunter die prominente Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa, der Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki und der Lukaschenko-Gegner Viktor Babariko. Machthaber Alexander Lukaschenko habe insgesamt 123 Häftlinge aus verschiedenen Ländern begnadigt, hieß es in einem der belarussischen Präsidentschaft angegliederten Telegram-Kanal. Trotz der jahrelangen Haft zeigten sich Kolesnikowa und Bjaljazki bereits wenige Stunden nach ihrer Freilassung kämpferisch.

Belarussische Oppositionelle Bjaljazki und Kolesnikowa sowie weitere Gefangene frei

Die prominente belarussische Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa und der Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki sind zusammen mit mehr als 120 weiteren Gefangenen in dem autokratisch regierten Land freigelassen worden. Staatschef Alexander Lukaschenko habe insgesamt 123 Häftlinge aus verschiedenen Ländern begnadigt, hieß es am Samstag in einem der belarussischen Präsidentschaft angegliederten Telegram-Kanal. Dazu zählen laut der Menschenrechtsorganisation Wjasna auch Kolesnikowa, Bjaljazki und der Oppositionelle Viktor Babariko. Den Freilassungen war eine Lockerung von US-Wirtschaftssanktionen gegen Belarus vorausgegangen.

Textgröße ändern: