Deutsche Tageszeitung - IAEA kann Kontrollen in Atomanlagen im Iran vorerst fortsetzen

IAEA kann Kontrollen in Atomanlagen im Iran vorerst fortsetzen


IAEA kann Kontrollen in Atomanlagen im Iran vorerst fortsetzen
IAEA kann Kontrollen in Atomanlagen im Iran vorerst fortsetzen / Foto: ©

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) kann ihre Kontrollen im Iran vorerst in eingeschränkter Form fortsetzen. Kurz vor dem Ende einer von Teheran gesetzten Frist gab IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi eine Einigung auf eine Übergangslösung für die Rettung des Atomabkommens bekannt. Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei erklärte aber am Montag, Teheran werde im Atomstreit "nicht klein beigeben" und unter Umständen auch die Uran-Anreicherung weiter steigern.

Textgröße ändern:

Der Iran hatte im Konflikt um das Atomabkommen von 2015 damit gedroht, die Kontrollen der IAEA in seinen Atomanlagen ab Dienstag einzuschränken, sollten die USA ihre Sanktionen nicht lockern. Grossi sagte in Wien, er habe bei Gesprächen in Teheran eine "vorübergehende technische Vereinbarung" ausgehandelt. Die IAEA habe künftig zwar "weniger Zugang" zu den Atomanlagen. Die Vereinbarung ermögliche es ihr aber, "das notwendige Maß an Kontrollen und Verifikationsarbeiten beizubehalten".

Der Iran sprach von einem "diplomatisch und technisch sehr wichtigen Ergebnis". Außenminister Mohammed Dschawad Sarif sagte dem staatlichen Sender Press TV, aufgrund der Vereinbarung könne die IAEA weiterhin verifizieren, "dass das iranische Nuklearprogramm friedlich bleibt".

Hintergrund des aktuellen Streits ist ein vom iranischen Parlament im Dezember verabschiedetes Gesetz, demzufolge die IAEA-Inspektionen von Dienstag an eingeschränkt werden müssen. Dieses Gesetz gelte weiter, erklärte am Montag ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran. Die erzielte "technische Vereinbarung" bewege sich "im Rahmen des vom Parlament verabschiedeten, rechtlich bindenden Gesetz".

Laut der Einigung will Teheran nun weiter Inspektionen seiner angemeldeten Atomanlagen erlauben, aber für drei Monate den Besuch anderer - nichtatomarer - Anlagen verbieten. Dazu zählen beispielsweise Militäranlagen, die verdächtigt werden, mit Atomaktivitäten in Verbindung zu stehen. Außerdem soll die IAEA für drei Monate keinen Zugang mehr zu Live-Aufzeichnungen von Videokameras in den Anlagen bekommen. Die Aufzeichnungen sollen vorerst aber zumindest noch gespeichert werden - und eventuell später der IAEA übergeben werden.

Grossi sagte, um im Atomstreit wieder zu einer "stabilen Situation" zu kommen, bedürfe es nun "politischer Verhandlungen". "Das fällt nicht in meine Zuständigkeit." Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) erklärte, als Unterzeichner des Abkommens erwarte die Bundesregierung von Teheran "nicht weniger als die vollständige Einhaltung der Vereinbarung".

Das Atomabkommen von 2015 soll den Iran am Bau von Atomwaffen hindern. Der frühere US-Präsident Donald Trump kündigte die Vereinbarung jedoch 2018 auf. Danach ließ Trump neue Sanktionen gegen den Iran verhängen, unter denen die Wirtschaft des Landes massiv leidet.

Teheran hat sich seither schrittweise von seinen Verpflichtungen aus dem Abkommen zurückgezogen. Im Januar hatte Teheran die Anreicherung von Uran auf 20 Prozent gesteigert - ein klarer Verstoß gegen das Abkommen. Am Montag drohte Chamenei damit, die Anreicherung "wenn nötig" auf 60 Prozent zu steigern.

Der Iran macht die Aufhebung von US-Sanktionen zur Vorbedingung dafür, dass das Land sich wieder in vollem Umfang an das Abkommen hält. Die neue US-Regierung verlangt ihrerseits, dass Teheran erst die Vereinbarung wieder einhält, bevor Strafmaßnahmen aufgehoben werden.

Maas erklärte, US-Präsident Joe Biden und sein Außenminister Antony Blinken hätten ihre Bereitschaft erklärt, zum Atomabkommen zurückzukehren, wenn der Iran dies seinerseits wieder vollständig einhalte. Es liege im "ureigenen iranischen Interesse, jetzt einzulenken, bevor die Vereinbarung irreparabel beschädigt ist". Bei einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel ergänzte er, die Bereitschaft der US-Regierung, informelle Gespräche zu führen, sei "schon ein großer Schritt". Er rechne allerdings nicht mit einer "schnellen Lösung".

(M.Dylatov--DTZ)

Empfohlen

Mordfall Caruana Galizia: Zwei Männer in Malta wegen Sprengstoff-Beschaffung verurteilt

In Malta sind im Zusammenhang mit der Ermordung der Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia im Jahr 2017 zwei weitere Männer schuldig gesprochen worden. Robert Agius und Jamie Vella wurden nach einer sechswöchigen Gerichtsverhandlung am Donnerstagabend wegen Beihilfe zum Mord für schuldig befunden. Ihnen wird zur Last gelegt, den Sprengstoff beschafft zu haben, mit dem Caruana Galizia bei einem Bombenanschlag auf ihr Auto getötet worden war.

Attacken auf Justiz nach Entscheidung zu Zurückweisungen alarmiert Justizminister

Nach teils heftiger Kritik an einer Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts zu umstrittenen Zurückweisungen von Asylsuchenden haben die Justizminister von Bund und Ländern die Bedeutung unabhängiger Gerichte für den Rechtsstaat betont. Solche Attacken richteten sich nicht nur gegen einzelne Richter, sondern "das Recht selbst" sowie "die Idee einer unabhängigen Justiz", erklärte Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) nach einer Konferenz mit ihren Länderkolleginnen und -kollegen am Freitag im sächsischen Bad Schandau.

Merz zu Trump: "Auch Ihr braucht Partner in der Welt"

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat nach seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump in Washington die Bedeutung guter Beziehungen auf Augenhöhe hervorgehoben. Er habe Trump gesagt: "Auch ihr braucht Partner in der Welt", sagte Merz am Freitag in Berlin in einer Rede vor Familienunternehmern. "Autoritäre Systeme haben Untergebene; Demokratien haben Partner, und diese Partner wollen wir sein, in Europa und mit Amerika", fügte er hinzu.

UNO fordert Aufhebung der US-Sanktionen gegen Richterinnen des IStGH

Nach der Verhängung von Sanktionen gegen vier Richterinnen des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) durch die USA hat der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk deren Aufhebung gefordert. Er sei "zutiefst beunruhigt" über die Entscheidung der US-Regierung, Richter des Internationalen Strafgerichtshofs mit Sanktionen zu belegen, erklärte Türk am Freitag. Türk forderte "die unverzügliche Überprüfung und Aufhebung dieser jüngsten Maßnahmen." Auch die EU-Spitzen stellten sich hinter das Gericht in Den Haag.

Textgröße ändern: