Deutsche Tageszeitung - UN-Vertreter: Lage im Jemen "schlimmste Entwicklungskrise der Welt"

UN-Vertreter: Lage im Jemen "schlimmste Entwicklungskrise der Welt"


UN-Vertreter: Lage im Jemen "schlimmste Entwicklungskrise der Welt"
UN-Vertreter: Lage im Jemen "schlimmste Entwicklungskrise der Welt" / Foto: ©

Vor der internationalen Geberkonferenz für die Zivilbevölkerung im Jemen hat der Leiter des UN-Entwicklungsprogramms für das arabische Land die dortige Lage als "schlimmste Entwicklungskrise der Welt" bezeichnet. "Der Jemen hat zwei Jahrzehnte an Entwicklungsfortschritten verloren", sagte Auke Lootsma im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Das Bürgerkriegsland sei derzeit "definitiv eines der ärmsten, wenn nicht das ärmste Land der Welt".

Textgröße ändern:

Wenn das Land weiter so heruntergewirtschaftet werde, werde es "sehr schwer wieder aufzubauen sein", sagte der UN-Vertreter. "Wenn mehr Güter zerstört und die Menschen immer ärmer und ärmer werden, wird es fast ein wirtschaftlich nicht überlebensfähiger Staat werden."

Am Montag richten die UNO, die Schweiz und Schweden in Genf eine virtuelle Geberkonferenz für die jemenitische Zivilbevölkerung aus, die 3,85 Milliarden Dollar (3,18 Milliarden Euro) an internationalen Hilfen mobilisieren soll. Vergangenes Jahr waren 1,9 Milliarden Dollar für das Land zusammengekommen und damit nur halb so viel wie gefordert.

Im Jemen herrscht seit etwa sechs Jahren Krieg zwischen den von Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi und den schiitischen Huthi-Rebellen, hinter denen der Iran steht. Zehntausende Menschen wurden getötet, Millionen Einwohner mussten flüchten. Die Vereinten Nationen stufen die Lage im Jemen als schwerste humanitäre Krise der Welt ein.

Lootsma forderte im AFP-interview ein sofortiges Ende der Kämpfe. "Die Jemeniten haben genug gelitten", hob er hervor. Die internationale Gemeinschaft solle daher bei der Geberkonferenz am Montag schnelle finanzielle Hilfe zusagen, um eine "ausgedehnte Hungersnot" zu verhindern.

Der UN-Vertreter hob hervor, dass der Hunger im Jemen überwiegend einkommensbedingt sei. Es gebe genügend Lebensmittel im Land, viele könnten sich aber nicht genug davon leisten. Nach UN-Angaben sind mehr als 16 Millionen der 29 Millionen Jemeniten von Hunger bedroht. Fast 50.000 Menschen leben bereits unter den Bedingungen einer Hungersnot. Die Vereinten Nationen warnen, 400.000 Kinder unter fünf Jahren in dem Land drohten an akuter Unterernährung zu sterben.

(I.Beryonev--DTZ)

Empfohlen

Gescheiterte Richterwahl: Söder für neuen Vorschlag im Herbst

Nach dem Scheitern der Neuwahl von Verfassungsrichtern im Bundestag hat CSU-Chef Markus Söder für Gelassenheit geworben. "Das war kein Ruhmesblatt, aber man sollte das Ganze auch nicht erhöhen", sagte Söder am Montag nach einer Vorstandssitzung seiner Partei in München. Es sei nichts Ungewöhnliches, dass auch mal Kandidaten nicht akzeptiert werden. Seine Empfehlung sei daher, nach vorn zu schauen, "Gemüter kühlen" und im Herbst einen neuen Vorschlag machen, der vielleicht besser geeignet sei.

Trump kündigt Lieferung von Patriot-Systemen an die Ukraine an - Europäer sollen zahlen

Erst vor zwei Wochen hatten die USA wichtige Waffenlieferungen an die Ukraine gestoppt - nun hat US-Präsident Donald Trump angekündigt, mehrere Patriot-Luftabwehrsysteme an Kiew zu liefern. "Wir werden ihnen Patriots schicken, die sie dringend brauchen", sagte Trump am Sonntag. Bezahlt werden soll die von Trump nicht bezifferte Menge an Patriots demnach von der EU. Die Bundesregierung zeigte sich bereit, zwei Patriots zu finanzieren. Derweil rücken umfassende US-Sanktionen gegen Moskau auf Betreiben hochrangiger Politiker von Trumps Republikanern näher.

Gescheiterte Richterwahl: Merz spricht mit Klingbeil

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat mit Finanzminister und SPD-Chef Lars Klingbeil über die verschobene Wahl von Richtern für das Bundesverfassungsgericht gesprochen. Die beiden hätten "heute ausführlich telefoniert", sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius am Montag auf eine entsprechende Frage eines Journalisten. Merz und Klingbeil stünden "überhaupt ständig in Kontakt".

Mindestens 50 Tote bei Kämpfen zwischen Drusen und Beduinen in Syrien

Wegen der schweren Kämpfe zwischen Beduinen und Drusen im Süden Syriens mit mindestens 50 Toten hat die Übergangsregierung am Montag Sicherheitskräfte in dem Gebiet eingesetzt. "Militärische Einheiten" sollten "sichere Wege für Zivilisten" schaffen, teilte das Verteidigungsministerium in Damakus mit. Ziel sei es, die Kämpfe in der Provinz Suweida "schnell und entschieden" zu beenden.

Textgröße ändern: