
Belgien gedenkt Opfer der islamistischen Anschläge von Brüssel

Belgien hat am fünften Jahrestag der islamistischen Anschläge in Brüssel der Opfer gedacht. "Vor fünf Jahren ist das Undenkbare passiert", sagte Regierungschef Alexander De Croo am Montag bei einer Gedenkzeremonie am Mahnmal für Terrorismusopfer im Brüsseler Europaviertel. "Eine Vielzahl von Existenzen wurde für immer auf den Kopf gestellt." Bei den Anschlägen waren 32 Menschen getötet und mehr als 340 verletzt worden.
Am 22. März 2016 hatten sich zunächst am Brüsseler Flughafen Zaventem zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Ein weiterer Angreifer zündete später in der U-Bahn-Station Maelbeek unweit der Europäischen Institutionen seinen Sprengsatz. Die Ermittlungen ergaben einen islamistischen Hintergrund und Verbindungen zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).
De Croo und das belgische Königspaar Philippe und Mathilde besuchten am Montagmorgen die beiden Anschlagsorte. Die erste Gedenkveranstaltung in der Eingangshalle des Flughafens begann mit einer Schweigeminute um 7.58 Uhr - dem Zeitpunkt, als sich dort die erste Explosion ereignete. Vom Flughafen aus begaben sich das Königspaar und der Regierungschef zur U-Bahnstation Maelbeek, wo der Angriff um 9.11 Uhr stattgefunden hatte.
An beiden Anschlagsorten führten sie Gespräche mit Überlebenden und Angehörigen von Opfern. Wegen der Corona-Pandemie war die Zahl der Teilnehmer stark begrenzt. Bei der Gedenkzeremonie im Europaviertel, die im Fernsehen übertragen wurde, kamen von den Anschlägen Betroffene selbst zu Wort.
Der damalige belgische Regierungschef und heutige EU-Ratspräsident Charles Michel sagte im Gespräch mit AFP, er sei noch immer "gezeichnet" von den Ereignissen. "Belgien hatte seit dem Zweiten Weltkrieg keine derartigen Gewalttaten erlebt." Dieser "furchtbare Schock" habe dauerhafte Spuren hinterlassen. "Unser Land ist nicht mehr dasselbe seit diesen Anschlägen."
Den Ermittlern zufolge gehen die Angriffe auf das Konto derselben Terrorzelle wie die Anschläge in Paris wenige Monate zuvor. Am 13. November 2015 töteten islamistische Angreifer bei einer Anschlagsserie in der französischen Hauptstadt 130 Menschen.
Der einzige überlebende Attentäter der Paris-Anschläge, der in Belgien aufgewachsene Salah Abdeslam, wurde im März 2016 im Brüsseler Vorort Molenbeek festgenommen. Vier Tage später setzten seine mutmaßlichen Komplizen ihre Anschlagspläne um. Die Ermittler gehen davon aus, dass Abdeslams Festnahme dies zumindest beschleunigt hatte.
Unter anderem wegen der Überschneidungen mit den Ermittlungen der französischen Behörden ist die juristische Aufarbeitung der Brüsseler Anschläge noch längst nicht abgeschlossen. Die belgische Justiz entschied Anfang dieses Jahres, zehn Männern wegen direkter Beteiligung oder Vorbereitung der Angriffe den Prozess zu machen. Das Verfahren wird wohl erst nach Abschluss des Prozesses in Frankreich beginnen, der wiederum im September beginnen soll. Mit Urteilen wird in Belgien nicht vor Ende nächsten Jahres gerechnet.
(V.Sørensen--DTZ)