Deutsche Tageszeitung - Nawalny klagt in russischem Straflager über gefährlich eingeklemmten Nerv

Nawalny klagt in russischem Straflager über gefährlich eingeklemmten Nerv


Nawalny klagt in russischem Straflager über gefährlich eingeklemmten Nerv
Nawalny klagt in russischem Straflager über gefährlich eingeklemmten Nerv / Foto: ©

Der in einem russischen Straflager inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny leidet nach eigenen Angaben an einem gefährlich eingeklemmten Nerv im Rücken. Wegen unzureichender ärztlicher Behandlung drohe ihm deshalb der Verlust seines rechten Beins, in dem er teilweise kein Gefühl mehr habe, erklärte der 44-Jährige am Freitag im Online-Netzwerk Instagram.

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Offenbar habe er sich wegen des ständigen gekrümmten Sitzens in Polizeiwagen und Gerichtskäfigen einen Nerv eingeklemmt und starke Schmerzen, erklärte Nawalny. Doch bisher habe er nur zwei Schmerztabletten erhalten. Seit einer Woche warte er nun schon auf das Ergebnis einer ärztlichen Untersuchung.

Der ehemalige Besitzer des russischen Ölkonzerns Jukos und prominente Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski, der selbst nach einem umstrittenen Prozess zehn Jahre in Haft verbrachte, habe ihn einmal davor gewarnt, dass es potenziell einem Todesurteil gleichkomme, in einem russischen Gefängnis schwer krank zu werden, erklärte Nawalny weiter und zitierte Chodorkowski: "Niemand wird dich behandeln. Wirst Du ernsthaft krank, wirst Du sterben".

Nawalny hatte am Donnerstag in zwei förmlichen Beschwerdebriefen die Haftbedingungen in dem Lager angeprangert und den Gefängniswärtern Folter duch "Schlafentzug" vorgeworfen. Er forderte eine gründliche Behandlung wegen starker Schmerzen im Rücken und im rechten Bein. Seine Anwältin Olga Michailowa sagte, seine Vertrauten fürchteten "um sein Leben und seine Gesundheit". Seine Frau Julia appellierte an Präsident Wladimir Putin, ihren Mann frei zu lassen.

Putins größter Widersacher war im vergangenen August in Russland Opfer eines Giftanschlags geworden, für den er den russischen Geheimdienst und den Kreml verantwortlich macht. Der 44-Jährige wurde nach Deutschland geflogen und in der Berliner Charité behandelt. Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Moskau im Januar wurde er dann festgenommen.

Wegen angeblicher Verstöße gegen seine Bewährungsauflagen wurde Nawalny im Februar zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft in einem Straflager verurteilt. Derzeit ist er in der berüchtigten Strafkolonie Nr. 2 in der Kleinstadt Pokrow inhaftiert. Im Onlinedienst Instagram bezeichnete er die Einrichtung kürzlich als "Konzentrationslager". Die USA und die EU hatten wegen des Vorgehens gegen Nawalny Anfang März Sanktionen gegen Russland verhängt.

(P.Tomczyk--DTZ)

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