Deutsche Tageszeitung - Baden-württembergischer Grünen-Vorstand bei Wahl von Koalitionspartner uneins

Baden-württembergischer Grünen-Vorstand bei Wahl von Koalitionspartner uneins


Baden-württembergischer Grünen-Vorstand bei Wahl von Koalitionspartner uneins
Baden-württembergischer Grünen-Vorstand bei Wahl von Koalitionspartner uneins / Foto: ©

Die Vorstandsberatungen über den nächsten Koalitionspartner der baden-württembergischen Grünen haben sich festgefahren. Am Donnerstag vertagte die Partei nach einem Konflikt zwischen Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Teilen des Parteivorstands ihre Entscheidung darüber, ob sie künftig weiter mit der CDU oder aber einer von den Grünen geführten Ampelkoalition regieren soll. Nach Informationen aus Parteikreisen könnte sich die Entscheidung noch hinziehen.

Textgröße ändern:

"Die heutige Beratung hat gezeigt, dass der Landesvorstand für diese wichtige Entscheidung mehr Zeit benötigt", erklärten die Parteichefs Sandra Detzer und Oliver Hildenbrand in Stuttgart. Nach zweiwöchigen Sondierungsgesprächen mit der CDU einerseits sowie SPD und FDP andererseits wollte das Verhandlungsteam um Kretschmann dem Landesvorstand am Donnerstagmorgen eigentlich eine Entscheidungsempfehlung unterbreiten. Doch offenbar gab es weder im Sondierungsteam noch im Parteivorstand ein klares Votum.

Nach Informationen aus Parteikreisen würde der 72-jährige Kretschmann in seiner dritten und letzten Amtszeit lieber mit der CDU weiter regieren, während sich starke Stimmen im Parteivorstand und dem Sondierungsteam für eine Ampelkoalition aussprechen. Auch an der Parteibasis scheint die Stimmung mehr in Richtung des Dreierbündnisses zu gehen.

Eigentlich wollte die Partei nach einer Unterrichtung der Landtagsfraktion am Nachmittag mit den zukünftigen Koalitionspartnern in Stuttgart für weitere Gespräche zusammenkommen. Dieses Treffen und ein anschließendes Pressestatement wurden auf unbestimmte Zeit verschoben. Nun soll es zunächst weitere Sitzungen des Parteivorstands geben.

Bei der Landtagswahl am 14. März wurden die Grünen mit Kretschmann die stärkste Kraft im Land. Sie landeten mit 32,6 Prozent deutlich vor der CDU mit 24,1 Prozent. Rechnerisch wäre es nun entweder möglich, die grün-schwarze Koalition fortzusetzen oder eine Ampelkoalition aus Grünen, SPD und FDP zu bilden. Nach den Sondierungsgesprächen der vergangenen Woche hatten sich beide Optionen als möglich erwiesen.

Insbesondere die CDU ist mit ihrem historisch schlechten Wahlergebnis an einem weiteren Bündnis mit den Grünen interessiert. Offenbar ist die Partei zu weitgehenden Zugeständnissen speziell in der Klimapolitik bereit. Mit der SPD gibt es die meisten inhaltlichen Überschneidungen. Kretschmann regierte mit den Sozialdemokraten bereits von 2011 bis 2016.

Für die Grünen gilt bei einer Ampel insbesondere die FDP als schwieriger Partner, weil sich die Partei in der Vergangenheit als dezidierter Kritiker der Corona- und Klimapolitik Kretschmanns zeigte. Kretschmann selbst betonte nach der Wahl stets, nicht nur nach politischen Übereinstimmungen zu suchen, sondern eine Koalition bilden zu wollen, in der Dynamik entstehe.

Für die Grünen geht es bei der Wahl des Koalitionspartners auch um die Frage, wie die Partei die Zeit nach Kretschmann vorbereitet. Eine Ampel erscheint wichtigen Stimmen in der Partei da zukunftsfähiger.

(V.Korablyov--DTZ)

Empfohlen

Unionsfraktion will Einbindung von Bundestag bei EU-Nutzung von Russland-Vermögen

Die Unionsfraktion fordert eine Einbindung des Bundestags, falls Deutschland im Zusammenhang mit den Plänen zur Nutzung eingefrorener russischer Vermögen für die Unterstützung der Ukraine finanzielle Verpflichtungen eingeht. Es handle sich hier um ein "Thema mit gravierenden Auswirkungen", sagte Unionsparlamentsgeschäftsführer Steffen Bilger (CDU) am Dienstag in Berlin. "Der Bundestag muss sich auf jeden Fall damit beschäftigen."

Albanese: Schützen von Sydney offenbar von "Ideologie des Islamischen Staates" motiviert

Zwei Tage nach dem tödlichen Anschlag auf eine jüdische Feier am Bondi Beach in Sydney hat sich der Verdacht auf ein islamistisches Motiv erhärtet. Die mutmaßlichen Täter seien offenbar Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gewesen, sagte Australiens Premierminister Anthony Albanese am Dienstag im Sender ABC. Die Verdächtigen waren im November in die Philippinen gereist, um die von islamistischen Unruhen geprägte Region Mindanao zu besuchen, wie philippinischen Behörden bestätigten.

Rechtsextreme Musik auf Weihnachtsmarkt: Staatsschutz ermittelt in Niedersachsen

Auf einem Weihnachtsmarkt im niedersächsischen Otterndorf soll an mehreren Tagen hintereinander rechtsextreme Musik mit volksverhetzenden und antisemitischen Texten abgespielt worden sein. Die Polizei in Cuxhaven ermittelte nach eigenen Angaben vom Dienstag unter anderem aufgrund entsprechender Videobeiträge in sozialen Netzwerken. Abgespielt wurden demnach auch Lieder der gerichtlich als kriminelle Vereinigung eingestuften deutschen Neonaziband Landser. Die Täter waren unbekannt.

Neffe von Thailands Ex-Regierungchef Thaksin als Spitzenkandidat für Wahl im Februar nominiert

Inmitten des wiederaufgeflammten Grenzkonflikts mit Kambodscha hat die Partei des früheren thailändischen Regierungschefs Thaksin Shinawatra dessen Neffen zu ihrem Spitzenkandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten bei der bevorstehenden Parlamentswahl aufgestellt. Die Pheu-Thai-Partei nominierte am Dienstag Yodchanan Wongsawat zu ihrem Spitzenkandidaten bei der für den 8. Februar angesetzten Parlamentswahl. Der 46-Jährige Biomedizintechniker ist der Sohn von Ex-Regierungschef Somchai Wongsawat und Thaksins Schwester Yaowapa Wongsawat.

Textgröße ändern: