Deutsche Tageszeitung - Essen und Party inmitten der Holocaust-Hölle

Essen und Party inmitten der Holocaust-Hölle


Essen und Party inmitten der Holocaust-Hölle
Essen und Party inmitten der Holocaust-Hölle / Foto: ©

Im Zweiten Weltkrieg kamen die SS-Wachen des NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau hierhin, um zu Essen oder Partys zu feiern, danach diente sie noch einige Zeit als Getreidelager, bevor sie nach und nach verfiel - nun hofft eine polnische Stiftung, die ehemalige SS-Kantine von Auschwitz wieder aufzubauen. Diese soll nach dem Wunsch der Stiftung künftig Zeugnis von einer weitgehend vergessenen Facette des Holocaust ablegen.

Textgröße ändern:

Der im März 1942 errichtete Speisesaal bot Platz für 4000 Menschen. Hierhin gingen die SS-Wachen, um "einen Happen zu essen" und mit Partys oder Konzerten "etwas Ablenkung" zu finden - "und das alles im Schatten des monströsen Verbrechens", sagte einer der Organisatoren des Projekts, Dagmar Kopijasz, der Nachrichtenagentur AFP.

Seine Stiftung der Gedenkstätten in der Nähe von Auschwitz-Birkenau (FPMP) wurde vor acht Jahren gegründet, um Gebäude, die mit dem ehemaligen Vernichtungslager in Verbindung stehen und sich außerhalb des staatlichen Museums befinden, vor dem Vergessen zu bewahren. Die ehemalige Kantine sei "aus historischer Sicht interessant", da sie einiges über das gesellschaftliche Leben des Lagerpersonals verrate, sagte der Sprecher des Auschwitz-Museums, Pawel Sawicki.

"Dieses Gebäude war der Mittelpunkt des familiären und privaten Lebens der SS. Hier konnten sie ihre Arbeit vergessen, bei der es darum ging, Menschen zu töten", fügte Kopijasz hinzu.

Ideen, wie sie die Kantine nutzen könnte, hat die Stiftung viele. Unter anderem denkt sie über eine "Wand der Schande" nach, auf der die Namen der SS-Leute - vielleicht sogar mit Fotos - aufgelistet sind. Damit könne die Kantine an die "Banalität des Bösen" inmitten der Hölle von Auschwitz erinnern, sagte Kopijasz.

Die Nazis seien nicht nur "wilde Bestien" gewesen, die "nichts anderes tun als zu töten", erklärte er. "Wir dürfen nicht vergessen, dass es ganz normale Menschen waren, die diese Verbrechen begangen haben - Professoren, Kaufleute, der Nachbar von nebenan".

Die Stiftung hat bereits mit den Restaurierungsarbeiten begonnen. Sie befürchtet aber, dass ihr noch vor der Fertigstellung das Geld ausgeht. Möglicherweise werde die Stiftung versuchen, den fehlenden Betrag über internationales Crowdfunding einzusammeln, sagte Kopijasz. "Wir könnten rund 30 Millionen Zloty (6,6 Millionen Euro) gebrauchen."

Auschwitz-Birkenau war das größte der NS-Vernichtungslager. In dem deutschen Lager im damals besetzten Polen wurden etwa 1,1 Millionen Menschen ermordet, darunter eine Million Juden.

(V.Korablyov--DTZ)

Empfohlen

Unionsfraktion will Einbindung von Bundestag bei EU-Nutzung von Russland-Vermögen

Die Unionsfraktion fordert eine Einbindung des Bundestags, falls Deutschland im Zusammenhang mit den Plänen zur Nutzung eingefrorener russischer Vermögen für die Unterstützung der Ukraine finanzielle Verpflichtungen eingeht. Es handle sich hier um ein "Thema mit gravierenden Auswirkungen", sagte Unionsparlamentsgeschäftsführer Steffen Bilger (CDU) am Dienstag in Berlin. "Der Bundestag muss sich auf jeden Fall damit beschäftigen."

Albanese: Schützen von Sydney offenbar von "Ideologie des Islamischen Staates" motiviert

Zwei Tage nach dem tödlichen Anschlag auf eine jüdische Feier am Bondi Beach in Sydney hat sich der Verdacht auf ein islamistisches Motiv erhärtet. Die mutmaßlichen Täter seien offenbar Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gewesen, sagte Australiens Premierminister Anthony Albanese am Dienstag im Sender ABC. Die Verdächtigen waren im November in die Philippinen gereist, um die von islamistischen Unruhen geprägte Region Mindanao zu besuchen, wie philippinischen Behörden bestätigten.

Rechtsextreme Musik auf Weihnachtsmarkt: Staatsschutz ermittelt in Niedersachsen

Auf einem Weihnachtsmarkt im niedersächsischen Otterndorf soll an mehreren Tagen hintereinander rechtsextreme Musik mit volksverhetzenden und antisemitischen Texten abgespielt worden sein. Die Polizei in Cuxhaven ermittelte nach eigenen Angaben vom Dienstag unter anderem aufgrund entsprechender Videobeiträge in sozialen Netzwerken. Abgespielt wurden demnach auch Lieder der gerichtlich als kriminelle Vereinigung eingestuften deutschen Neonaziband Landser. Die Täter waren unbekannt.

Neffe von Thailands Ex-Regierungchef Thaksin als Spitzenkandidat für Wahl im Februar nominiert

Inmitten des wiederaufgeflammten Grenzkonflikts mit Kambodscha hat die Partei des früheren thailändischen Regierungschefs Thaksin Shinawatra dessen Neffen zu ihrem Spitzenkandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten bei der bevorstehenden Parlamentswahl aufgestellt. Die Pheu-Thai-Partei nominierte am Dienstag Yodchanan Wongsawat zu ihrem Spitzenkandidaten bei der für den 8. Februar angesetzten Parlamentswahl. Der 46-Jährige Biomedizintechniker ist der Sohn von Ex-Regierungschef Somchai Wongsawat und Thaksins Schwester Yaowapa Wongsawat.

Textgröße ändern: