Internationale Sorge über Irans Pläne zur verstärkten Urananreicherung
Einen Tag vor neuen Atomgesprächen mit dem Iran haben Deutschland, Frankreich und Großbritannien ihre "große Sorge" über die von Teheran angekündigte verstärkte Urananreicherung geäußert. Die Herstellung von hoch angereichertem Uran stelle "einen wichtigen Schritt zur Produktion einer Nuklearwaffe" dar, hieß es am Mittwoch in einer gemeinsamen Außenminister-Erklärung. Teheran hatte am Vortag mitgeteilt, ab der kommenden Woche Uran auf 60 Prozent anzureichern.
Berlin, Paris und London warnten den Iran davor, die in Wien laufenden Verhandlungen über eine Wiederbelebung des Atomabkommens zu erschweren. Sie wiesen alle "eskalierenden Maßnahmen" der beteiligten Parteien zurück.
Der Iran hatte die verstärkte Urananreicherung am Dienstag der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) angekündigt. Als Grund nannte das Land "Vergeltung" für die Explosion in der iranischen Atomanlage Natans am Sonntag, für die Teheran den "nuklearen Terrorismus" Israels verantwortlich macht.
Die Erhöhung der Urananreicherung auf 60 Prozent sei "die Antwort auf Eure Bosheit", sagte Präsident Hassan Ruhani am Mittwoch. "Was Ihr tut, ist nuklearer Terrorismus. Was wir tun, ist legal", sagte Ruhani in einer Erklärung vor dem Ministerrat, die im Fernsehen übertragen wurde.
Auch israelische Medien führten den Angriff auf die Atomanlage - nur Stunden nach der Inbetriebnahme neuer, nach dem Atomabkommen verbotener Zentrifugen - auf einen Einsatz des Geheimdienstes Mossad zurück. Offiziell hat Israel jedoch keine Verantwortung für den Angriff übernommen. Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lehnt das Atomabkommen mit dem Iran vehement ab und wirft Teheran vor, den Bau einer Atombombe anzustreben. Dies weist der Iran zurück.
Am Mittwoch besuchten IAEA-Inspekteure die Atomanlage in Natans. Nähere Angaben machte die IAEA in Wien zunächst nicht. "IAEA-Inspektoren setzen ihre Verifizierungs- und Überwachungsaktivitäten im Iran fort", hieß es lediglich.
In Wien werden am Donnerstag die Gespräche über eine Wiederbelebung des Atomabkommens fortgesetzt. Die 2015 geschlossene Wiener Nuklearvereinbarung soll verhindern, dass der Iran die Fähigkeit zum Bau einer Atombombe erlangt. 2018 traten die USA unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump einseitig aus dem Abkommen aus und verhängten neue Sanktionen gegen Teheran.
Die neue US-Regierung von Joe Biden hat sich grundsätzlich zu neuen Verhandlungen mit dem Iran bereit erklärt, dringt allerdings darauf, dass das Land zunächst zu seinen Verpflichtungen aus dem Abkommen zurückkehren müsse. Der Iran wiederum macht die Aufhebung der US-Strafmaßnahmen zur Vorbedingung.
Mit Blick auf die Verhandlungen in Wien sagte Ruhani an Israel gerichtet: "Ihr wollt, dass wir mit leeren Händen an den Verhandlungen teilnehmen, aber wir werden dort hingehen mit noch mehr Karten in der Hand."
Irans oberster geistlicher Führer, Ayatollah Ali Chamenei, warnte am Mittwoch im staatlichen Fernsehen, dass die Gespräche sich nicht hinziehen und "schädlich" für die islamische Republik werden dürften.
(V.Sørensen--DTZ)