Deutsche Tageszeitung - Die Ära Castro in Kuba geht zu Ende

Die Ära Castro in Kuba geht zu Ende


Die Ära Castro in Kuba geht zu Ende
Die Ära Castro in Kuba geht zu Ende / Foto: ©

In Kuba geht die Ära Castro zu Ende: Mehrere hundert Abgeordnete der kommunistischen Einheitspartei wollten am Freitag zu einem viertägigen Parteitag in Havanna zusammentreffen. Auf dem Parteitag sollte Präsident Miguel Díaz-Canel voraussichtlich am Montag zum neuen Generalsekretär gewählt werden. Aus der Führungsriege verabschieden sich der bisherige 89-jährige Parteichef Raúl Castro, Bruder des 2016 verstorbenen langjährigen Präsidenten und Revolutionsführers Fidel Castro, der 90-jährige José Ramón Machado Ventura und der 88-jährige Ramiro Valdés.

Textgröße ändern:

Mehr als sechs Jahrzehnte standen die Brüder Castro an der Spitze des Karibikstaates, so dass die meisten Einwohner gar keine Erinnerung mehr an die Zeit vor dieser Ära haben. Mit seinen 60 Jahren steht Díaz-Canel schon fast für einen epochalen Umbruch. Das Treffen der Parteidelegierten beginnt exakt 60 Jahre, nachdem Fidel Castro den sozialistischen Charakter der kubanischen Revolution proklamiert hatte. Teile der Debatte aus der im Prinzip nicht öffentlichen Veranstaltung sollten im Fernsehen übertragen werden.

Wegen der Corona-Pandemie sind in Havanna in diesen Tagen kaum Touristen anzutreffen. Die Kubaner kümmern sich um ihre alltäglichen Sorgen bei der Versorgung mit Lebensmitteln, beim Anstehen vor den Geschäften und beim Umgang mit der schwindelerregenden Inflation.

"Ich hoffe, dass das mit dem Parteitag besser wird", klagte die 68-jährige Rentnerin María Martínez. "Die Preise sind sehr hoch." Norman McKay, Finanzexperte bei der "Economist Intelligence Unit", sieht Kuba in einer "Periode der Schwierigkeiten und wichtiger wirtschaftlicher Störungen". Nach McKays Einschätzung wird es nicht "notwendigerweise einen starken Bruch in dem Stil der kommunistischen Partei" geben, denn mit dem Internet gehe eine erhöhte Nachfrage nach "Verantwortung und Freiheit" einher.

Seit einigen Monaten ist in Kuba die soziale Unzufriedenheit ungewöhnlich spürbar - was mit der Verbreitung des mobilen Internets zu tun hat. Es gab Proteste von Künstlern und Dissidenten, aber auch von Tierschützern. In den sozialen Netzwerken kamen Forderungen von jungen Leuten nach politischer Freiheit und mehr Meinungsfreiheit auf.

Der Politikwissenschaftler Harold Cárdenas macht auf ein "starkes Gefühl der Ermüdung" aufmerksam, das sich in der kubanischen Gesellschaft breit gemacht habe. Das hänge einerseits mit der Sanktionspolitik des früheren US-Präsidenten Donald Trump zusammen, andererseits mit dem mangelnden Vertrauen der kubanischen Bevölkerung in die "Projekte und Versprechungen" ihrer eigenen Regierung. Trumps Sanktionen hatten zur Folge, dass die Kreuzfahrtschiffe mit den US-Touristen ausblieben, schließlich auch die Überweisungen, die die Kubaner von ihren Angehörigen im Ausland erhalten hatten.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Bundesregierung erwägt Beschaffung von Patriot-Systemen in USA für Ukraine

Die Bundesregierung erwägt zur Stärkung der ukrainischen Flugabwehr auch eine Beschaffung von Patriot-Systemen oder anderen Flugabwehrwaffen in den USA, um diese an die Ukraine weiterzugeben. Regierungssprecher Stefan Kornelius bestätigte am Freitag in Berlin auf eine diesbezügliche Frage hin, dass dies eine Option sei. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums verwies auf eine geplante Reise von Ressortchef Boris Pistorius (SPD) Mitte Juli nach Washington.

AfD und BSW offen für Gespräche auch auf Bundesebene

Nach einem umstrittenen Treffen der Fraktionschefs in Thüringen hat AfD-Chef Tino Chrupalla auch von Kontakten seiner Partei mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) auf Bundesebene berichtet. Es habe bereits "Gespräche mit dem BSW" gegeben, sagte Chrupalla am Donnerstagabend dem Sender Welt TV. BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht dementierte am Freitag jedoch, dass es aktuell Gespräche gebe, zeigte sich für künftige Kontakte aber offen.

Kiewer Regierungskreise: Trump und Selenskyj wollen am Freitag telefonieren

US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj wollen nach Angaben aus Kiew am Freitag miteinander telefonieren. "Es wird für heute Nachmittag vorbereitet, aber es wird erst im letzten Moment klar sein", sagte ein hochrangiger ukrainischer Regierungsvertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur AFP. Am Donnerstag hatte Trump eine Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geführt.

OVG: Kein Auftritt von Sellner im Chemnitzer Rathaus auf Einladung von Rechten

Die Stadt Chemnitz muss der Stadtratsfraktion Pro Chemnitz/Freie Sachsen keine Räume im Rathaus für einen Auftritt von Martin Sellner, einem der führenden Köpfe der rechtsextremen Identitären Bewegung, überlassen. Das entschied das Sächsische Oberverwaltungsgericht in Bautzen am Freitag und wies damit die Beschwerde der rechtsextremen Stadtratsfraktion gegen einen Beschluss des Verwaltungsgerichts Chemnitz zurück. (Az. 4 B 146/25)

Textgröße ändern: