Deutsche Tageszeitung - Berlin und Peking vereinbaren verstärkte Zusammenarbeit in der Wirtschafts- und Klimapolitik

Berlin und Peking vereinbaren verstärkte Zusammenarbeit in der Wirtschafts- und Klimapolitik


Berlin und Peking vereinbaren verstärkte Zusammenarbeit in der Wirtschafts- und Klimapolitik
Berlin und Peking vereinbaren verstärkte Zusammenarbeit in der Wirtschafts- und Klimapolitik / Foto: ©

Wirtschaftsfragen, die Klimapolitik und Uneinigkeit beim Thema Menschenrechte haben die sechsten deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen geprägt. Die Regierungen beider Länder berieten per Videokonferenz im Plenum und im bilateralen Format am Mittwoch über die künftigen Beziehungen. Mehrere Ministerien vereinbarten eine verstärkte Kooperation.

Textgröße ändern:

Zum Auftakt des virtuellen Treffens betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die unterschiedlichen Positionen beider Länder in der Hongkong-Frage: "Hier gibt es auch Meinungsverschiedenheiten, wenn wir an die Situation in Hongkong zum Beispiel denken."

Zu einer Partnerschaft gehöre auch, "dass wir schwierige Themen ansprechen, und alles auch auf den Tisch legen können", betonte Merkel. Sie wünsche sich, den Menschenrechtsdialog mit Peking wieder in Gang setzen zu können. "Wir haben es bisher immer geschafft, auch diese Themen anzusprechen."

Für Merkel waren es die letzten Regierungskonsultationen mit der aufstrebenden Großmacht China in ihrer Amtszeit. Ihr chinesischer Kollege Li Keqiang nahm in seiner Stellungnahme vor allem Bezug auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Li verwies auf die gemeinsamen Anstrengungen zur Bekämpfung der Corona-Krise und die Ausweitung der wirtschaftlichen Kooperation beider Länder. Trotz der Pandemie sei der bilaterale Handel weiter gewachsen, hob er hervor.

Beide Seiten sollten "mit Blick auf umfassende gemeinsame Interessen Störungen zwischen beiden Ländern beseitigen". In einigen Punkten gebe es Meinungsverschiedenheiten. Solange jedoch Kerninteressen respektiert würden und eine Kommunikation auf Basis von "Nicht-Einmischung" erfolge, sei ein reibungsloser Dialog möglich.

China war 2020 nach Angaben des Wirtschaftsministeriums zum fünften Mal in Folge Deutschlands größter Handelspartner - das bilaterale Handelsvolumen belief sich im vergangenen Jahr auf gut 212 Milliarden Euro.

Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hatte zuvor einen realistischeren Blick auf Chinas Wirtschaftsinteressen gefordert. Wie Peking strategisch agiere, werde in Deutschland weitgehend nicht wahrgenommen, sagte Röttgen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Mittwochsausgaben). "China findet kaum Interesse." Dies halte er für naiv.

"China verfolgt in Deutschland und Teilen der Welt eine strategische Softpower-Politik", sagte der Vorsitzende des auswärtigen Ausschusses im Bundestag. "Vieles geschieht subtil und subkutan. Aber in der Summe kommt dann einiges zusammen. Man kriegt einen Fuß in die Tür, nimmt Einfluss und schafft bei Bedarf Abhängigkeiten."

Die Vorsitzende des Bundestags-Menschenrechtsausschusses, Gyde Jensen, hatte Merkel angesichts "schwerster Menschenrechtsverletzungen" in China zu klaren Worten aufgerufen. Das Thema dürfe "nicht an den Katzentisch ausgelagert werden", sagte die FDP-Abgeordnete der Nachrichtenagentur AFP. "Die Bundesregierung darf sich hinter dem Argument von ’unterschiedlichen Gesellschaftssystemen’ nicht verstecken. Menschenrechte sind niemals relativ."

Die Kabinette von Deutschland und China kamen am Mittwoch zum sechsten Mal zu gemeinsamen Beratungen zusammen. Dabei unterzeichneten die Minister mehrere Absichtserklärungen, unter anderem über eine verstärkte Zusammenarbeit in der Klimaforschung, der Gesundheitspolitik und bei der Lebensmittelsicherheit.

China steht derzeit international wegen seines Vorgehens in der Sonderverwaltungszone Hongkong sowie in der Provinz Xinjiang massiv in der Kritik. Kritik aus dem Ausland im Bereich Menschenrechte verbittet sich die kommunistische Führung in Peking regelmäßig mit scharfen Worten.

(V.Korablyov--DTZ)

Empfohlen

Demokratie-Aktivist Jimmy Lai: Trump ruft China zur Freilassung auf

Die USA haben an China appelliert, den bekannten Demokratie-Aktivisten und Medienunternehmer Jimmy Lai freizulassen. US-Präsident Donald Trump sagte am Montag in Washington, er habe den chinesischen Präsidenten Xi Jinping bei einem Telefonat persönlich darum gebeten. Lai sei "ein älterer Mann, und es geht ihm nicht gut", sagte Trump zur Begründung. "Wir werden sehen, was passiert."

Chile: Ultrarechter Wahlsieger Kast verspricht Regierung der "nationalen Einheit"

Chiles künftiger Präsident José Antonio Kast will nach eigener Aussage eine Regierung der "nationalen Einheit" bilden und sich nach seinem Amtsantritt im März für alle Chilenen einsetzen. "Es gibt bestimmte Situationen, die uns alle betreffen, etwa in den Bereichen Sicherheit, Gesundheit, Bildung oder Wohnen", sagte der rechtsextreme Politiker am Montag im Beisein des scheidenden linksgerichteten Präsidenten Gabriel Boric im Präsidentenpalast in Santiago.

Ukraine-Gespräche: Selenskyj und Merz sehen erhebliche Fortschritte bei Sicherheitsgarantien

Bei den Ukraine-Gesprächen in Berlin sind nach Angaben von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erhebliche Fortschritte mit Blick auf mögliche Sicherheitsgarantien für Kiew erzielt worden. "Wir haben jetzt von amerikanischer Seite gehört, dass man bereit ist, Sicherheitsgarantien zu geben, die dem Artikel fünf des Nato-Vertrags entsprechen", sagte Selenskyj bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Merz. Ein US-Vertreter sprach von "sehr starker Abschreckung" durch US-Waffen. Am Abend schlugen europäische Staats- und Regierungschefs in einer gemeinsamen Erklärung eine "multinationale Truppe für die Ukraine" mit Unterstützung der USA vor.

Familie: Iranische Friedensnobelpreisträgerin Mohammadi bei Festnahme brutal geschlagen

Wachsende Sorge um Narges Mohammadi: Bei ihrer gewaltsamen Festnahme im Iran ist die Friedensnobelpreisträgerin nach Angaben ihrer Familie brutal geschlagen worden. Seine gesundheitlich fragile Schwester sei trotz der Misshandlung "nicht im Krankenhaus und noch immer in Gewahrsam", sagte der in Oslo lebende Bruder der 53-Jährigen, Hamid Mohammadi, am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Iranische Aktivisten, darunter der preisgekrönte Regisseur Jafar Panahi, forderten die "sofortige und bedingungslose Freilassung" der Frauenrechtlerin.

Textgröße ändern: