Deutsche Tageszeitung - Nato beginnt mit Truppenabzug aus Afghanistan

Nato beginnt mit Truppenabzug aus Afghanistan


Nato beginnt mit Truppenabzug aus Afghanistan
Nato beginnt mit Truppenabzug aus Afghanistan / Foto: ©

Die Nato hat mit dem Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan begonnen. "Wir planen, unseren Rückzug innerhalb weniger Monate abzuschließen", sagte ein Nato-Vertreter am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) reiste anlässlich des Truppenabzugs nach Kabul und sicherte eine Fortsetzung des deutschen Engagements in dem Land zu. "Deutschland bleibt ein verlässlicher Partner an der Seite der Menschen in Afghanistan", erklärte er im Onlinedienst Twitter.

Textgröße ändern:

Die Nato war mit ihrem Einsatz "Resolute Support" zur Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte zuletzt noch mit rund 9600 Nato-Soldaten am Hindukusch. Die Bundeswehr stellt dabei mit 1100 Soldaten das zweitstärkste Kontingent nach den USA.

Die Regierung des früheren US-Präsidenten Donald Trump hatte den radikalislamischen Taliban einen Abzug der Nato-Truppen bis zum 1. Mai in Aussicht gestellt. Angesichts fehlender Fortschritte in den Friedensgesprächen zwischen den Taliban und der Regierung in Kabul wurde dieser Termin nicht eingehalten.

Trumps Nachfolger Joe Biden beschloss dann, den Abzug zum 1. Mai zu beginnen und spätestens am 11. September abzuschließen. Möglicherweise geht der Abzug noch schneller: Auch der 4. Juli wurde zwischenzeitlich als Abschlussdatum erwogen.

Beim nun begonnenen Abzug habe die Sicherheit der Nato-Truppen "oberste Priorität", sagte der Nato-Vertreter AFP. Die Militärallianz könne sich deshalb nicht zu Truppenzahlen oder Zeitplänen für den Abzug einzelner Nationen äußern.

Das Bündnis ergreife gleichzeitig "alle notwendigen Maßnahmen, um unser Personal vor Schaden zu bewahren", sagte der Nato-Vertreter. "Jegliche Angriffe der Taliban während des Rückzugs werden mit einer energischen Reaktion beantwortet." Das Bundesverteidigungsministerium hatte diese Woche angekündigt, zur Absicherung des Abzugs noch einmal Verstärkung nach Afghanistan zu schicken.

Maas sicherte Afghanistan trotz des Endes des Militäreinsatz weiterhin Hilfe zu. "Auch die Taliban wissen, dass dieses geschundene Land massiv auf internationale Hilfe finanziell angewiesen ist", erklärte er auf Twitter. Allerdings warnte er, diese Hilfe "wird es sicherlich nicht geben, wenn die Taliban das, was an Rechten und demokratischen Standards geschaffen worden ist", wieder einkassierten.

Der Minister würdigte bei seinem Besuch in Kabul auch die Fortschritte im Land. In Afghanistan sei vieles erreicht worden, erklärte er auf Twitter. Dies reiche von der Lebenserwartung bis hin zur Schulbildung von Mädchen. "Das hat auch damit zu tun, dass die Bundeswehr hier für mehr Sicherheit gesorgt hat."

Allerdings gibt es laut einem Medienbericht in der Bundesregierung die Befürchtung, dass sich die Sicherheitslage in Afghanistan nach dem Abzug der internationalen Truppen erheblich verschlechtern könnte. Wie der "Spiegel" unter Berufung auf einen vertraulichen Bericht von Experten des Auswärtigen Amts und des Bundesverteidigungsministeriums berichtete, stellen sich die Experten für die kommenden Monate auf "eine weitere, erhebliche Verschlechterung der Sicherheitslage" ein, sollte "keine Einigung mit den Taliban über Art, Umfang und verlängerte Dauer der Präsenz internationaler Streitkräfte" erzielt werden.

Die Experten warnten demnach, dass internationale Organisationen in Afghanistan wieder vermehrt zum Ziel von Anschlägen werden könnten. Da der Einsatz der Bundeswehr früher als der anderer Nato-Partner verlängert worden sei, könne die deutsche Präsenz dabei "besonders in den Fokus geraten". Absolute "Worst-Case-Szenarien, wie zum Beispiel ein Bürgerkrieg mit Sturm auf Kabul" und damit auch die Schließung der deutschen Botschaft, seien "nicht völlig auszuschließen", zitierte der "Spiegel" aus der Analyse der Experten.

(M.Dylatov--DTZ)

Empfohlen

Chile: Ultrarechter Wahlsieger Kast verspricht Regierung der "nationalen Einheit"

Chiles künftiger Präsident José Antonio Kast will nach eigener Aussage eine Regierung der "nationalen Einheit" bilden und sich nach seinem Amtsantritt im März für alle Chilenen einsetzen. "Es gibt bestimmte Situationen, die uns alle betreffen, etwa in den Bereichen Sicherheit, Gesundheit, Bildung oder Wohnen", sagte der rechtsextreme Politiker am Montag im Beisein des scheidenden linksgerichteten Präsidenten Gabriel Boric im Präsidentenpalast in Santiago.

Ukraine-Gespräche: Selenskyj und Merz sehen erhebliche Fortschritte bei Sicherheitsgarantien

Bei den Ukraine-Gesprächen in Berlin sind nach Angaben von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erhebliche Fortschritte mit Blick auf mögliche Sicherheitsgarantien für Kiew erzielt worden. "Wir haben jetzt von amerikanischer Seite gehört, dass man bereit ist, Sicherheitsgarantien zu geben, die dem Artikel fünf des Nato-Vertrags entsprechen", sagte Selenskyj bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Merz. Ein US-Vertreter sprach von "sehr starker Abschreckung" durch US-Waffen. Am Abend schlugen europäische Staats- und Regierungschefs in einer gemeinsamen Erklärung eine "multinationale Truppe für die Ukraine" mit Unterstützung der USA vor.

Familie: Iranische Friedensnobelpreisträgerin Mohammadi bei Festnahme brutal geschlagen

Wachsende Sorge um Narges Mohammadi: Bei ihrer gewaltsamen Festnahme im Iran ist die Friedensnobelpreisträgerin nach Angaben ihrer Familie brutal geschlagen worden. Seine gesundheitlich fragile Schwester sei trotz der Misshandlung "nicht im Krankenhaus und noch immer in Gewahrsam", sagte der in Oslo lebende Bruder der 53-Jährigen, Hamid Mohammadi, am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Iranische Aktivisten, darunter der preisgekrönte Regisseur Jafar Panahi, forderten die "sofortige und bedingungslose Freilassung" der Frauenrechtlerin.

Merz begrüßt Zusagen der USA für Sicherheitsgarantien in Ukraine-Gesprächen

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat Zusagen der USA für Sicherheitsgarantien während der in Berlin geführten Gespräche über ein Ende des Ukraine-Kriegs begrüßt. "Was die USA hier in Berlin an rechtlichen und an materiellen Garantien auf den Tisch gelegt haben, ist wirklich beachtlich", sagte Merz bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Kanzleramt. "Das ist ein ganz wichtiger Fortschritt."

Textgröße ändern: