Deutsche Tageszeitung - Bericht: Geplanter EU-Impfnachweis ist nicht fälschungssicher

Bericht: Geplanter EU-Impfnachweis ist nicht fälschungssicher


Bericht: Geplanter EU-Impfnachweis ist nicht fälschungssicher
Bericht: Geplanter EU-Impfnachweis ist nicht fälschungssicher / Foto: ©

Der geplante europäische Corona-Impfnachweis lässt sich einem Medienbericht zufolge problemlos fälschen. Nach Planungen des Gesundheitsministeriums sollen die im gelben Impfpass eingetragenen Impfnachweise umstandslos in Arztpraxen, Impfzentren oder in Apotheken auf den neuen EU-Impfausweis übertragen werden können, wie die "Welt am Sonntag" berichtet. Da dieser Nachweis im gelben Impfpass leicht zu fälschen sei, sei auch das darauf aufbauende neue EU-Zertifikat entsprechend anfällig für Betrug.

Textgröße ändern:

Das Bundesgesundheitsministerium räumte gegenüber der Zeitung die Sicherheitslücke ein. Bei der Prüfung der analogen Impfpässe sei "besondere Vorsicht geboten". Das gelte auch, wenn "die Informationen in einen digitalen Impfpass übertragen werden", erklärte das Ministerium.

Die Hackervereinigung Chaos Computer Club (CCC) sieht die Verantwortung für die offene Sicherheitslücke beim Gesundheitsministerium. Beim Eintrag in den gelben Ausweis fehle die Absicherung gegen Fälscher komplett, sagte Sprecher Matthias Marx. "Das hätte man auch besser lösen können - mit Hologrammaufklebern etwa, mit geprägtem Papier, mit Materialien, die sich nicht jeder auf Amazon zusammenklicken kann."

Kritik an der Sicherheitslücke kam auch von Linken und FDP. Die Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Amira Mohamed Ali, sprach in der "Welt" (Montagsausgabe) von einem "katastrophalen Fehler". "Jeder Kiosk in Deutschland wird besser geführt als das Gesundheitsministerium in der Corona-Pandemie", kritisierte Ali.

"Dass es diese Sicherheitslücken nach mehr als einem Jahr immer noch gibt, ist skandalös", sagte der FDP-Vizefraktionschef Michael Theurer der "Welt". Die Bundesregierung müsse jetzt schleunigst dafür sorgen, dass die Sicherheitslücken geschlossen werden, zum Beispiel durch fälschungssichere Chargennummern der Impfstoffhersteller, die digital erfasst werden könnten.

Auch die SPD dringt auf mehr Sicherheit. Es sei Aufgabe des Bundesgesundheitsministers, "das europäische Impfzertifikat so sicher wie nur möglich mitzugestalten", sagte Sabine Dittmar, gesundheitspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, der "Welt".

Ein EU-Kommissionssprecher erklärte dagegen, der EU-Impfnachweis sei sicher. Entscheidend sei, dass der Eingabeprozess im jeweiligen Land sicher sei. Dabei hätten es diejenigen Länder leichter, in denen das nationale Gesundheitssystem bereits vollständig digitalisiert sei. "Die Umschreibung von Papiernachweisen auf digitale grüne Zertifikate über Apotheken wäre eine rein deutsche Lösung, kein Vorschlag der Europäischen Kommission", betonte der Sprecher.

Es sei hier besonders wichtig, dass die vorgelegten Papierdokumente sorgfältig geprüft und abgeglichen würden, bevor ein EU-weit gültiges Zertifikat generiert werde.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte vergangene Woche angekündigt, den digitalen Impfpass möglichst schnell zugänglich zu machen. Dafür solle dass Infektionsschutzgesetz entsprechend geändert werden. Demnach soll der digitale Impfpass in der "zweiten Hälfte des zweiten Quartals" einsatzbereit sein.

(V.Korablyov--DTZ)

Empfohlen

Jusos-Chef Türmer kritisiert Sparpläne von Gesundheitsministerin Warken

Jusos-Vorsitzender Philipp Türmer hat die Pläne von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) zur Senkung der Krankenkassenausgaben kritisiert. "Ich habe das Gefühl, Nina Warken ist auch ein halbes Jahr nach Beginn der Regierungsgeschäfte immer noch in der Einarbeitungsphase", sagte der Bundeschef der SPD-Nachwuchsorganisation dem "Spiegel" nach Angaben von Freitag. Er schlug vor, die Zahl der gesetzlichen Kassen auf ein Drittel zu senken und eine Bürgerversicherung für alle einzuführen.

Grüne fordern Sicherheitsoffensive gegen hybride Bedrohungen

Angesichts wachsender hybrider Bedrohungen für Deutschland haben die Grünen von der Bundesregierung "eine echte Sicherheitsoffensive" gefordert. "Weiter zunehmende Bedrohungen verlangen mittlerweile sehr dringend ein rechtsstaatlich entschlossenes Handeln", sagte Fraktions-Vize Konstantin von Notz den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Wir müssen die Wehrhaftigkeit unserer Gesellschaft schnellstmöglich erhöhen", verlangte er weiter.

Bundestag macht Weg frei für Einsatz von Tasern durch Bundespolizei

Der Bundestag hat am späten Donnerstagabend das Gesetz zum Einsatz sogenannter Taser beschlossen. Damit können insbesondere die Bundespolizei, aber auch andere Vollzugsbeamtinnen und -beamte des Bundes Distanz-Elektroimpulsgeräte zur Ausübung öffentlicher Gewalt verwenden. In den Ländern gibt es solche Regelungen vielfach bereits.

Übergangsregierung in Peru kündigt Ausrufung von Ausnahmezustand an

Nach gewaltsamen Protesten mit einem Toten und mehr als hundert Verletzten hat die Übergangsregierung in Peru die Ausrufung des Ausnahmezustands in der Hauptstadt Lima angekündigt. "Wir werden die Entscheidung bekannt geben, zumindest in der Metropolregion Lima den Notstand auszurufen", sagte Regierungschef Ernesto Álvarez am Donnerstag (Ortszeit) zu Journalisten. "Eine Ausgangssperre ist nicht ausgeschlossen."

Textgröße ändern: