Deutsche Tageszeitung - Umstrittene serbisch-orthodoxe Kirche nahe Srebrenica abgerissen

Umstrittene serbisch-orthodoxe Kirche nahe Srebrenica abgerissen


Umstrittene serbisch-orthodoxe Kirche nahe Srebrenica abgerissen
Umstrittene serbisch-orthodoxe Kirche nahe Srebrenica abgerissen / Foto: ©

Nahe der bosnischen Stadt Srebrenica ist am Samstag eine nach dem Bosnien-Krieg illegal errichtete serbisch-orthodoxe Kirche abgerissen worden. "Endlich haben wir Gerechtigkeit. Das ist der schönste Tag meines Labens", sagte die 78-jährige Fata Orlovic, auf deren Grundstück die Kirche gebaut worden war.

Textgröße ändern:

Mit dem Abriss wird nach 20 Monaten ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) umgesetzt, das Bosnien-Herzegowina auferlegt hatte, Orlovics durch den Krieg vertriebene Familie ihren Grundbesitz vollständig zurückzugeben - darunter auch die Parzelle, auf der 1998 die Kirche errichtet worden war.

Der Streit um die Eigentumsrechte in der bosnischen Ortschaft Konjevic Polje geht auf die Zeit des Bosnien-Kriegs (1992-95) zurück. Orlovics Familie musste damals fliehen und ihr Land zurücklassen. Mehrere Angehörige der muslimischen Familie, unter ihnen Orlovics Mann, wurden bei dem Massaker von Srebrenica 1995 getötet.

Nach ihrer Rückkehr erhielt die Familie ihren Grundbesitz zurück - mit Ausnahme des Flurstückes, auf dem die Kirche stand. Ihre Ansprüche auf das Grundstück wurden zwar bereits 1999 und 2001 in Bosnien juristisch anerkannt. Die Entscheidungen wurden jedoch in der Praxis nicht umgesetzt. Die Familie zog schließlich vor dem EGMR und erhielt auch dort Recht. Die Überreste der Kirche sollen nun für den Bau eines neuen Gotteshauses in dem Ort Bratunac genutzt werden.

Konjevic Polje liegt in der Nähe von Srebrenica im Osten Bosnien-Herzegowinas in der serbischen Teilrepublik Srpska. In Srebrenica wurden im Sommer 1995 rund 8000 muslimische Männer und Jungen von bosnisch-serbischen Einheiten ermordet. Das Massaker gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.

Am Dienstag fällt in Den Haag das Urteil im Berufungsverfahren des früheren bosnisch-serbischen Armeechefs Ratko Mladic, der wegen des Massakers von Srebrenica und anderer Kriegsverbrechen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden war. Der 78-Jährige fordert seinen Freispruch. Angehörige der Opfer des Massakers von Srebrenica hoffen dagegen auf einen Schlussstrich unter den langen Prozess - und auf einen endgültigen Schuldspruch für Mladic.

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Ukraine-Gespräche: Merz empfängt Selenskyj und US-Delegation im Kanzleramt

Auftakt zu den Ukraine-Verhandlungen in Berlin: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat am Sonntag den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und die Gesandten von US-Präsident Donald Trump im Kanzleramt in Berlin empfangen. "Wir haben unser Treffen begonnen", schrieb Selenskyj am Nachmittag im Onlinedienst Facebook. Dazu postete er Fotos, die zeigten, wie er den US-Sondergesandten Steve Witkoff und Trumps Schwiegersohn und Berater Jared Kushner begrüßte.

Israel tötet ranghohen Hamas-Kommandeur im Gazastreifen - Hamas lehnt Entwaffnung ab

Israel hat den für die Hamas-Waffenproduktion im Gazastreifen verantwortlichen Kommandeur getötet. Die israelische Regierung gab den Tod "des Terroristen Raed Saad" bekannt, den sie als "einen der Architekten" des Hamas-Überfalls auf Israel vom 7. Oktober 2023 bezeichnete. Die islamistische Palästinenserorganisation bestätigte am Sonntag den Tod ihres ranghohen Kommandeurs und lehnte im Zuge dessen ihre international geforderte Entwaffnung kategorisch ab.

Ukraine-Gespräche in Berlin: Selenskyj plädiert für Einfrieren des Frontverlaufs

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zu den mit Spannung erwarteten Gesprächen über eine Beendigung des Ukraine-Kriegs in Berlin eingetroffen. Dies bestätigte Präsidentenberater Dmytro Lytwyn am Sonntag vor Journalisten. Selenskyj sagte seinerseits vor seiner Ankunft vor Reportern, er wolle die US-Unterhändler bei dem Treffen davon überzeugen, den Frontverlauf in der Ukraine einzufrieren. In Berlin sollten sich ukrainische Vertreter unter anderem mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff treffen.

Freude und Erleichterung über Freilassung von belarussischen Oppositionellen

Die überraschende Freilassung von mehr als 120 politischen Gefangenen aus Belarus nach Vermittlung der USA ist mit Freude und Erleichterung aufgenommen worden. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) erklärte am Wochenende im Onlinedienst X, die Freilassung der Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa, des Friedensnobelpreisträgers Ales Bjaljazki, des Lukaschenko-Gegners Viktor Babariko und weiterer politischer Gefangener erfülle ihn "mit Freude". EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte, die EU werde sich weiter für politische Gefangene in Belarus einsetzen. Kolesnikowa und Bjaljazki zeigten sich unmittelbar nach der Freilassung kämpferisch.

Textgröße ändern: