Deutsche Tageszeitung - Iranischer Oppositionspolitiker Karubi ins Krankenhaus eingeliefert

Iranischer Oppositionspolitiker Karubi ins Krankenhaus eingeliefert


Iranischer Oppositionspolitiker Karubi ins Krankenhaus eingeliefert
Iranischer Oppositionspolitiker Karubi ins Krankenhaus eingeliefert / Foto: ©

Kurz nach Beginn eines Hungerstreiks ist der iranische Oppositionspolitiker Mehdi Karubi ins Krankenhaus eingeliefert worden. Der Gesundheitszustand des 79-jährigen Reformers habe sich bedenklich verschlechtert, weshalb er in die Klinik gebracht worden sei, berichtete die Nachrichtenseite "Sahamnews" am Donnerstag. Karubi weigere sich aber weiter zu essen. Sein Sohn Mohammed rief dazu auf, für seinen Vater zu beten.

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Karubis Frau Fatemeh hatte am Mittwoch mitgeteilt, ihr Mann habe aus Protest gegen seinen seit sechs Jahren andauernden Hausarrest einen Hungerstreik begonnen. Er fordere den Rückzug von Geheimdienstmitarbeitern sowie die Entfernung von kürzlich installierten Überwachungskameras aus seinem Haus, sagte Fatemeh Karubi dem Portal "Sahamnews", das der Familie Karubi nahesteht.

Außerdem wolle der einstige Parlamentspräsident und Präsidentschaftskandidat einen öffentlichen Prozess. Zwar rechne er nicht mit einem fairen Verfahren, werde das Urteil aber akzeptieren, sagte seine Ehefrau. Karubi hatte im Juni 2009 zusammen mit Mir Hossein Mussawi die Proteste gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad angeführt.

Die beiden Reformer hatten den Hardliner bei der Wahl herausgefordert und Mussawi hatte den Sieg für sich reklamiert, doch erklärte die Wahlkommission Ahmadinedschad zum Sieger. Dies löste landesweite Massenproteste aus, die schließlich gewaltsam niedergeschlagen wurden. Im Februar 2011 wurden Karubi, Mussawi und dessen Ehefrau Sahra Rahnaward unter Hausarrest gestellt.

Bis heute wurde keine Anklage erhoben. Karubis Gesundheitszustand verschlechterte sich zuletzt. Erst kürzlich musste sich der 79-Jährige im Krankenhaus einer Operation am Herzen unterziehen. Präsident Hassan Ruhani hat wiederholt versprochen, sich für die Aufhebung des Hausarrests einzusetzen, konnte sich aber nicht gegen den konservativen Justiz- und Sicherheitsapparat durchsetzen.

Karubis ältester Sohn Hossein wurde im März wegen "Propaganda gegen das Regime" zu sechs Monaten Haft verurteilt, weil er einen Brief seines Vaters an Ruhani veröffentlicht hatte, in dem dieser ein Gerichtsverfahren forderte. Im Parlament gibt es immer wieder Kritik an dem andauernden Hausarrest und Forderungen nach der Freilassung der beiden betagten Oppositionsführer.

Der konservative Abgeordnete Ali Motahhari erklärte nach dem Beginn von Karubis Hungerstreik, Forderungen, wonach die beiden Reformer zuerst um Vergebung bitten müssten, entbehrten "jeder religiösen und rationalen Grundlage".

(V.Sørensen--DTZ)