
Studie: Muslime in der EU haben großes Vertrauen in demokratische Institutionen

Die überwiegende Mehrheit der Muslime in der Europäischen Union hat einer Studie zufolge großes Vertrauen in demokratische Institutionen - auch wenn Muslime von wiederholten Diskriminierungen berichten. So haben 76 Prozent der Muslime in der EU ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zum Land, in dem sie leben, wie aus den am Donnerstag in Wien veröffentlichten zentralen Ergebnissen einer Erhebung der Europäischen Grundrechteagentur FRA hervorgeht.
Zugleich fühlten sich aber insgesamt 39 Prozent der befragten Muslime in den fünf Jahren vor der aktuellen Erhebung aufgrund ihrer Herkunft im Alltag diskriminiert - etwa in den Bereichen Bildung, Gesundheitsversorgung, Wohnraum und Arbeit. Auch zeigten sich 42 Prozent der Befragten, die im vergangenen Jahr von der Polizei kontrolliert wurden, davon überzeugt, dass diese Kontrollen wegen ihres Migrationshintergrunds erfolgten.
"Die Ergebnisse unserer Erhebung zeigen, dass es vollkommen lächerlich ist zu behaupten, Muslime wären in unseren Gesellschaften nicht integriert", erklärte der FRA-Direktor Michael O’Flaherty. "Denn das Gegenteil ist der Fall: Wir stellen fest, dass ihr Vertrauen in die demokratischen Institutionen größer ist als bei weiten Teilen der Allgemeinbevölkerung."
Allerdings verhindere jeder einzelne Fall von Diskriminierung und Hasskriminalität die Eingliederung von Muslimen und verringere auch deren Chancen bei der Stellensuche. "So gesehen laufen wir Gefahr, Einzelne und ganze Bevölkerungsgruppen zu entfremden, was gefährliche Folgen haben kann", mahnte O’Flaherty.
Der Erste Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermanns, nannte das Vertrauen muslimischer Gemeinschaften in öffentliche Institutionen "ermutigend, vor allem vor dem Hintergrund ihrer selbst bezeugten Diskriminierungserfahrungen".
Allerdings zeige der FRA-Bericht auch, "dass beinahe ein Drittel der Muslime sich innerhalb der letzten fünf Jahre bei der Arbeitssuche diskriminiert fühlte - aber nur zwölf Prozent der Muslime die letzten Fälle von Diskriminierung angezeigt haben".
"Ich möchte unseren muslimischen Mitbürgern versichern, dass die Europäische Kommission Intoleranz nicht tolerieren wird", erklärte Timmermanns. "Intoleranz widerspricht unseren Werten und Gesetzen."
Der Studie liegen die Angaben von 10.527 Menschen in 15 EU-Staaten zu Grunde, die sich selbst als Muslime identifizieren. Die Erhebung erfolgte in Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Malta, den Niederlanden, Österreich, Schweden, Slowenien, Spanien, Großbritannien und Zypern.
Der FRA-Bericht zu Einstellungen von Muslimen ist Teil einer weitreichenderen Erhebung bei 25.500 Migranten und Angehörigen von Minderheiten in allen 28 EU-Mitgliedstaaten - der zweiten ihrer Art nach 2008. Die FRA ist eine unabhängige Agentur der Europäischen Union. Sie unterstützt mit ihren Fachkenntnissen die EU und ihre Mitgliedstaaten in Grundrechtsfragen.
(U.Beriyev--DTZ)