
Spanien: Diktaur der Zentralregierung - Behörden gehen gegen Wahllokale vor

Wenige Tage vor dem umstrittenen Referendum in Katalonien gehen die spanischen Behörden gezielt gegen die Vorbereitungen für die Abstimmung vor. Der Generalstaatsanwalt wies die Regionalpolizei an, die für die Wahllokale zuständigen Verantwortlichen zu identifizieren. Die Anweisung werde normal umgesetzt, sagte ein Sprecher der katalanischen Regionalpolizei, der Mossos d’Esquadra, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP.
Von der Haltung der Regionalpolizei, die ein hohes Maß an Autonomie genießt, sich aber an die spanischen Gesetze halten muss, hängt der Verlauf des Referendums ab, das am kommenden Sonntag abgehalten werden soll. Um ihre Kooperation sicherzustellen, will Spaniens Innenminister die Regionalpolizei am Wochenende unter seine Aufsicht stellen. Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy sagte unterdessen seine Teilnahme am Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs ab, der am Freitag in der estnischen Hauptstadt Tallinn stattfinden soll. Aus Regierungskreisen in Madrid verlautete, vor dem Hintergrund der "katalanischen Frage" sei es für besser erachtet worden, dass Rajoy am Freitag an der Kabinettssitzung in Madrid teilnehme.
Die Generalstaatsanwaltschaft geht schon seit Mitte September gegen katalanische Bürgermeister, Schul- und Universitätsdirektoren vor, die das Referendum mit der Bereitstellung von Wahllokalen unterstützen wollen. Die Wahlkommission trat zurück, nachdem das spanische Verfassungsgericht mit Geldstrafen in Höhe von 12.000 Euro pro Tag gedroht hatte. Gegen die Organisatoren wurden bereits Ermittlungen eingeleitet. Die Polizei beschlagnahmte fast zehn Millionen Stimmzettel und schloss 59 Websites mit Informationen über das Referendum.
Die spanische Zentralregierung betrachtet die Volksabstimmung als illegal, das Verfassungsgericht in Madrid erklärte das in Barcelona beschlossene Referendumsgesetz für ungültig. (P.Tomczyk--DTZ)