Deutsche Tageszeitung - Geheimdienstchefs fordern mehr Befugnisse für die Sicherheitsbehörden

Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild

Geheimdienstchefs fordern mehr Befugnisse für die Sicherheitsbehörden


Geheimdienstchefs fordern mehr Befugnisse für die Sicherheitsbehörden
Geheimdienstchefs fordern mehr Befugnisse für die Sicherheitsbehörden / Foto: ©

Die Chefs der deutschen Geheimdienste haben ihre erste öffentliche Anhörung im Bundestag für einen Ruf nach mehr Befugnissen und einer besseren Ausstattung genutzt. Inhaltlich brachte die Befragung durch das für die Geheimdienstkontrolle zuständige Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) kaum neue Erkenntnisse. Immer wenn es konkret geworden sei, seien die Antworten "sehr einsilbig und unergiebig" ausgefallen, kritisierte der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele nach der Sitzung.

Anzeige Bild

Textgröße ändern:

Die Geheimdienste benötigten "einen vollen Werkzeugkasten, mit dem wir in der Lage sind, die Probleme von heute zu lösen", sagte der Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), Hans-Georg Maaßen. Vor allem das Spannungsverhältnis zwischen Datenschutz und Sicherheit dürfe "nicht statisch und schon gar nicht dogmatisch" gesehen werden.

Gefragt nach seiner Wunschliste nannte Maaßen unter anderem einen besseren Zugriff auf die Kommunikationsdaten von Messenger-Diensten wie WhatsApp. Außerdem hätte der Verfassungsschutzchef gerne, dass die Geheimdienste "die gesamte Telefonkommunikation" von der IS-Hochburg Raka nach Deutschland überwachen könnten.

Die Sicherheitslage sei heute "wesentlich komplexer" als noch vor einigen Jahrzehnten, sagte Maaßen. Die "größte Bedrohung" sei dabei islamistischer Extremismus. Außerdem sei ein Anstieg von gewaltbereitem Rechts- und Linksextremismus sowie der Cyberspionage zu verzeichnen.

Auch der Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl, verwies darauf, dass die deutschen Geheimdienste "aktuell vor großen Herausforderungen, wenn nicht vor den größten Herausforderungen der letzten Jahrzehnte“ stünden. Kahl nannte dabei vor allem die sich immer schneller verändernden technischen Möglichkeiten durch die Digitalisierung.

"Wir müssen aufpassen, dass wir als Dienste mit dieser Entwicklung Schritt halten“, mahnte der BND-Chef. Maaßen und Kahl sprachen sich für offensive Cyberfähigkeiten der Geheimdienste aus, um etwa vor einer befürchteten Attacke einen verdächtigen Server ausschalten zu können.

Der Bundestag hatte vergangenen Oktober beschlossen, dass das für Geheimdienstkontrolle zuständige PKGr einmal jährlich eine öffentliche Anhörung veranstaltet. Neben Kahl und Maaßen befragten die Abgeordneten am Donnerstag auch den Leiter des Militärischem Abschirmdienstes (MAD), Christof Gramm.

Der Linken-Politiker und stellvertretende PKGr-Vorsitzende André Hahn beklagte nach der Sitzung, dass sich die Geheimdienstchefs nicht für die "Pannen und Skandale der letzten Jahre" entschuldigt hätten. "Das war eine vertane Chance", sagte er. Auch Hahn kritisierte, dass die Antworten meist im Ungefähren blieben - was allerdings nicht zuletzt der Geheimhaltungspflicht für vertrauliche Vorgänge geschuldet war.

Bei Fragen zur vom Verfassungsschutz lange übersehenen Mordserie des rechtsextremen NSU verwies Maaßen vor allem auf den verbesserten Informationsaustausch, mit dem derartige Geschehnisse künftig verhindert werden sollen. Zur Spähaffäre um den US-Geheimdienst NSA erklärte Kahl, dass sein Haus gerade die jüngste BND-Reform umsetze und die Abschöpfung von Kommunikationsdaten nun "sehr viel genauer" steuere.

MAD-Chef Gramm musste sich vor dem Hintergrund des Falls Franco A. derweil insbesondere zum Rechtsextremismus in der Bundeswehr äußern. Der Ende April festgenommene Bundeswehr-Offizier hatte ein Doppelleben als syrischer Flüchtling geführt und soll gemeinsam mit Komplizen einen rechtsextremen Anschlag geplant haben.

Nach Bekanntwerden der Affäre habe es aufgrund vermehrter Meldungen zwar einen "massiven Anstieg" bei Verdachtsfällen im Bereich des Rechtsextremismus gegeben, sagte Gramm. Die Zahl der erkannten Extremisten liege aber weiter auf dem Niveau der Vorjahre. Ein "Hort des Rechtsextremismus" sei die Bundeswehr keineswegs, betonte er.

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Nach Gewalt bei Protesten in Serbien: Vucic weist Neuwahl-Forderung strikt zurück

Nach gewaltsamen Zusammenstößen bei Massenprotesten gegen die Regierung in Belgrad hat Serbiens Präsident Aleksandar Vucic die Forderung nach Neuwahlen erneut strikt zurückgewiesen. "Serbien hat gewonnen. Man kann Serbien nicht mit Gewalt besiegen, wie manche es gerne hätten", sagte Vucic am Sonntag. Er warf den Organisatoren der Proteste "Terrorismus" vor. Es werde keine Verhandlungen "mit Terroristen und jenen geben, die den Staat zerstören wollen".

IAEA-Chef Grossi: Iran könnte schon in einigen Monaten wieder Uran anreichern

Der Iran könnte nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) bereits in einigen Monaten wieder mit der Urananreicherung beginnen. Das iranische Atomprogramm sei durch die Angriffe der USA und Israels nicht völlig zerstört worden, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi dem US-Sender CBS laut einem am Samstag veröffentlichten Interview-Transkript. Der Iran äußerte unterdessen Zweifel an Israels Bereitschaft, sich an die seit Dienstag geltende Waffenruhe zu halten.

BSW will sich als "einzige Friedenspartei in Deutschland" positionieren

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) will sich als "einzige Friedenspartei in Deutschland" positionieren. In einem am Sonntag bei einer Klausurtagung in Berlin beschlossenen Positionspapier heißt es, das Fünf-Prozent-Ziel der Nato werde "den Sozialstaat zerstören und unsere Wirtschaft noch tiefer in die Krise treiben". Es gebe im Bundestag "keine wirkliche Opposition" gegen "die größte Aufrüstung in der Geschichte der Bundesrepublik", erklärte Parteigründerin Wagenknecht.

Spahn fordert deutsch-europäischen Atom-Schutzschirm - Scharfe Kritik aus SPD

Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) hat sich für den unmittelbaren Zugriff Deutschlands auf Atomwaffen ausgesprochen. "Die russische Aggression ist eine ganz neue Bedrohungslage", sagte Spahn der "Welt am Sonntag". In Deutschland stationierte US-Atombomben reichten da zur Abschreckung nicht mehr aus. Von den Linken sowie vom Koalitionspartner SPD kam daran scharfe Kritik.

Textgröße ändern:

Anzeige Bild