Deutsche Tageszeitung - IAEA bezeichnet Situation an Akw Saporischschja als "unhaltbar"

IAEA bezeichnet Situation an Akw Saporischschja als "unhaltbar"


IAEA bezeichnet Situation an Akw Saporischschja als "unhaltbar"
IAEA bezeichnet Situation an Akw Saporischschja als "unhaltbar" / Foto: © AFP/Archiv

Angesichts anhaltender kriegerischer Auseinandersetzungen am von russischen Truppen besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja hat die UN-Atomenergiebehörde (IAEA) die Situation vor Ort als "unhaltbar" bezeichnet. In einem am Dienstag veröffentlichten Bericht zur Lage rund um das größte Atomkraftwerk Europas forderte die IAEA die Einrichtung einer "Sicherheitszone". Das 52-seitige Papier folgt auf eine am vergangenen Donnerstag begonnene Inspektion des Akw durch eine IAEA-Mission.

Textgröße ändern:

Die "Bombardements der Anlage und der Umgebung" müssten "unverzüglich eingestellt werden", um erneute Schäden zu vermeiden, heißt es in dem IAEA-Bericht weiter. Die UN-Organisation schrieb zudem von "extrem stressigen Bedingungen", unter denen das ukrainische Akw-Personal arbeite, das unter der Kontrolle russischer Soldaten steht.

Erst am Montag war dem staatlichen ukrainischen Betreiber Energoatom zufolge im Akw Saporischschja der letzte noch arbeitende Reaktor vom Netz genommen worden. Grund sei ein durch Angriffe ausgelöstes Feuer, das eine Stromleitung zwischen dem Kraftwerk und dem ukrainischen Stromnetz beschädigt habe.

Russland warf der Ukraine am Dienstag zum wiederholten Male vor, das Kraftwerksgelände beschossen zu haben. Innerhalb von 24 Stunden hätten ukrainische Streitkräfte das Akw und die benachbarte Stadt Enerhodar im Süden des Landes 15 Mal mit Artillerie beschossen, schrieb das russische Verteidigungsministerium im Onlinedienst Telegram. Moskau beschuldigte Kiew, "die Gefahr einer von Menschen verursachten Katastrophe heraufzubeschwören".

Das Gelände des Atomkraftwerks Saporischschja war in den vergangenen Wochen immer wieder beschossen worden. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für die Angriffe verantwortlich. Saporischschja ist das größte Atomkraftwerk Europas. Die Kämpfe rund um das Akw schüren die Angst vor einer Nuklearkatastrophe wie 1986 in Tschernobyl.

Die Mission der IAEA unter Leitung ihres Vorsitzenden Rafael Grossi hatte in der vergangenen Woche das Akw Saporischschja besucht. Sechs Inspekteure verblieben danach zunächst dort. Am Montag reisten vier von ihnen ab. Die anderen beiden IAEA-Experten sollten "dauerhaft" bleiben, erklärte der ukrainische Betreiber Energoatom.

(V.Sørensen--DTZ)

Empfohlen

Dutzende Tote bei Angriffen durch Milizen im Sudan - viele Kinder unter Opfern

Bei Drohnenangriffen paramilitärischer Verbände im Sudan sind dutzende Zivilisten getötet worden, darunter offenbar zahlreiche Kinder. In der von der Armee kontrollierten Ortschaft Kalogi im südlichen Bundesstaat Süd-Kordofan seien unter anderem ein Kindergarten und ein Krankenhaus beschossen worden, teilte der Verwaltungschef des Ortes, Essam al-Din al-Sajed, am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP mit. Dabei seien dutzende Zivilisten getötet worden, darunter auch Kinder.

Behörden melden gescheiterten Putschversuch in Benin

Ein Putschversuch im westafrikanischen Benin ist nach Behördenangaben niedergeschlagen worden. Rund ein Dutzend Soldaten seien verhaftet worden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Sonntag aus Militär- und Sicherheitskreisen. Zuvor hatte eine Gruppe von Militärs am frühen Morgen im Staatsfernsehen die Absetzung von Präsident Patrice Talon verkündet.

Parlamentswahl in Hongkong nur mit vorher geprüften "Patrioten" als Kandidaten

Eineinhalb Wochen nach der Brandkatastrophe in einem Wohnkomplex in Hongkong mit mehr als 150 Toten waren die Menschen in der chinesischen Sonderverwaltungszone am Sonntag zu den Wahlurnen gerufen. Sie sollten über das neue Stadtparlament entscheiden, für das allerdings nur vorher geprüfte "Patrioten" kandidieren durften. Kritik am Umgang mit der Brandkatastrophe Ende November war von den Behörden in den vergangenen Tagen massiv unterdrückt worden.

Ukraine-Krieg: Europäer wollen mit Selenskyj über Verhandlungen mit USA sprechen

Die diplomatischen Bemühungen um ein Ende der Kämpfe in der Ukraine laufen weiter auf Hochtouren. Nach Gesprächen zwischen Delegationen Kiews und Washingtons am Wochenende in Florida, wollen am Montag in London die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Frankreich und Großbritannien mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj beraten. Dieser telefonierte am Wochenende mit den US-Unterhändlern und sprach danach von einem "konstruktivem" Gespräch.

Textgröße ändern: