Deutsche Tageszeitung - Kiew: 51 Tote durch russischen Angriff im Osten der Ukraine

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Kiew: 51 Tote durch russischen Angriff im Osten der Ukraine


Kiew: 51 Tote durch russischen Angriff im Osten der Ukraine
Kiew: 51 Tote durch russischen Angriff im Osten der Ukraine / Foto: © KHAKIV REGIONAL PROSECUTOR'S OFFICE/AFP

Bei einem russischen Angriff im Osten der Ukraine sind nach Angaben Kiews am Donnerstag mindestens 51 Menschen getötet worden. Die Opfer seien zum Gedenken an einen verstorbenen Dorfbewohner zusammengekommen, sagte der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko. Auch ein sechs Jahre altes Kind sei unter den Todesopfern. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem "brutalen russischen Verbrechen". Der Angriff löste auch international empörte Reaktionen aus, Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verurteilte den russischen "Raketenterror".

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Der Angriff ereignete sich am Mittag in dem Dorf Hrosa, das rund 30 Kilometer westlich der Stadt Kupjansk in der Region Charkiw liegt, wie der örtliche Gouverneur Oleg Sinegubow im Onlinedienst Telegram mitteilte. Dabei seien ein Lebensmittelgeschäft und ein Café getroffen worden.

Nach Angaben von Innenminister Klymenko versammelten sich 60 Menschen in dem Dorf zu der Gedenkveranstaltung, das seinen Angaben zufolge 330 Einwohner hatte. Nach dem Angriff sei ein Rettungseinsatz im Gange, "möglicherweise befinden sich noch Menschen unter den Trümmern". Ersten Erkenntnissen zufolge sei eine Iskander-Rakete bei dem Angriff eingesetzt worden.

Selenskyj, der an einem Gipfeltreffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Spanien teilnahm, verurteilte den Raketenangriff scharf. Die Attacke auf einen "gewöhnlichen Lebensmittelladen" sei ein "brutales russisches Verbrechen", erklärte er in Onlinenetzwerken. Der Beschuss erfolgte demnach in der Nähe der Front.

Selenskyj sprach von einem "vollkommen vorsätzlichen Terroranschlag". Er teilte in Onlinediensten ein Bild einer Frau, die über der Leiche eines Menschen kniet, der offenbar bei dem Angriff getötet wurde. Um sie herum liegen weitere Leichen. Sinegubow verbreitete Bilder, auf denen Trümmer und Einsatzkräfte zu sehen sind.

Selenskyjs Berater Michailo Podoljak sagte, der Angriff habe "keine militärische Logik" gehabt. "Das ist eine Mahnung an alle, die bereit sind, auf internationalen Konferenzen zu lächeln und dem Kriegsverbrecher Putin die Hand zu schütteln", fügte er mit Blick auf Russlands Präsident Wladimir Putin hinzu.

UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte die Attacke "auf das Schärfste", wie sein Sprecher mitteilte. Der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk äußerte sich "schockiert und traurig".

Die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Karine Jean-Pierre, sagte, der "entsetzliche" Angriff in Hrosa verdeutliche, wieso Washington die Ukraine weiter unterstützen müsse. Auch Bundesaußenministerin Baerbock betonte: "Solange Bomben auf Supermärkte und Cafés hageln, tun wir alles dafür, dass sich die Ukraine vor Putins Raketenterror schützen kann. Solange, bis ein Alltag ohne Angst und Tod wieder möglich ist."

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zuvor beim Gipfeltreffen der EPG in Granada die Lieferung eines weiteren Patriot-Luftabwehrsystems an Kiew angekündigt. Auch Spanien sagte der Ukraine weitere Unterstützung für die Luftabwehr zu.

Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow erklärte im Onlinedienst X (ehemals Twitter), der Angriff zeige, dass die Ukraine weitere Luftabwehrsysteme benötige, "um unser Land vor Terror zu schützen". Eine politische Krise in den USA hatte Sorgen um die weitere Unterstützung der Ukraine hervorgerufen. Die USA sind der wichtigste Unterstützer der Ukraine im Krieg gegen Russland.

Die ukrainische Armee hatte die Stadt Kupjansk und Teile der Umgebung in der Region Charkiw im September 2022 von den russischen Besatzern zurückerobert. Während die ukrainische Armee im Süden und anderen Gebieten im Osten des Landes eine langsam verlaufende Gegenoffensive ausführt, ist die Gegend zwischen Kupjansk und der Stadt Lyman seit Wochen Ziel russischer Angriffe. Im August hatten die ukrainischen Behörden zur Evakuierung der Gegend nahe Kupjansk aufgerufen.

(Y.Ignatiev--DTZ)

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