Deutsche Tageszeitung - Charles III. räumt in Kenia "abscheuliche" Gewalt während Kolonialzeit ein

Charles III. räumt in Kenia "abscheuliche" Gewalt während Kolonialzeit ein


Charles III. räumt in Kenia "abscheuliche" Gewalt während  Kolonialzeit ein
Charles III. räumt in Kenia "abscheuliche" Gewalt während Kolonialzeit ein / Foto: © AFP

Der britische König Charles III. hat bei seinem Staatsbesuch in Kenia mit Blick auf die britische Kolonialherrschaft "abscheuliche und ungerechtfertigte Gewaltakte" eingeräumt. Für diese Taten während des Unabhängigkeitskampfes der Kenianer könne es "keine Entschuldigung geben", sagte Charles am Dienstag bei einem Staatsbankett mit Kenias Staatschef William Ruto. Forderungen nach einer offiziellen britischen Entschuldigung kam der Monarch nicht nach. Am Mittwoch ehrte er kenianische Weltkriegsveteranen.

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Zum Auftakt ihres viertägigen Besuchs in Kenia waren Charles III. und seine Frau Camilla am Dienstag in Nairobi von Präsident Ruto mit militärischen Ehren empfangen worden. Bereits im Vorfeld hatte die britische Botschaft erklärt, der Besuch werde auch "die schmerzhaften Aspekte" der gemeinsamen Vergangenheit umfassen.

Dazu gehört vor allem die blutige Niederschlagung des Mau-Mau-Aufstands zwischen 1952 und 1960. Damals wurden mindestens 10.000 Menschen getötet. Zehntausende weitere wurden ohne ordentliche Strafverfahren in Lagern eingesperrt. Es gab zahlreiche Berichte über Exekutionen, Folter und grausame Misshandlungen in diesen Lagern.

Die kenianische Menschenrechtskommission hatte Charles III. kurz vor seinem Eintreffen aufgefordert, eine "unmissverständliche Entschuldigung für die brutale und unmenschliche Behandlung" von Kenianern während der jahrzehntelangen Kolonialzeit auszusprechen. Zudem müsse Großbritannien Reparationszahlungen leisten.

Charles sagte beim Staatsbankett am Dienstagabend, zwar könne nichts die Vergangenheit ändern. Aber indem Kenia und Großbritannien die gemeinsame Geschichte mit "Ehrlichkeit und Offenheit" angingen, könnten sie vielleicht die "Stärke" ihrer "heutigen Freundschaft demonstrieren". Er wolle zu einer "modernen Partnerschaft von Gleichberechtigten" zwischen den beiden Ländern beitragen.

Kenias Staatschef Ruto sprach von "monströser" Grausamkeit der britischen Kolonialmacht. Charles' "Mut und Bereitschaft, unbequeme Wahrheiten ans Licht zu bringen", seien indes ein erster Schritt, um "Fortschritte jenseits der zaghaften und zweideutigen halbherzigen Maßnahmen der vergangenen Jahre" zu erzielen.

2013 hatte sich Großbritannien bereit erklärt, mehr als 5000 kenianischen Opfern von Misshandlungen während des Mau-Mau-Aufstands insgesamt knapp 20 Millionen Pfund (nach heutigem Kurs knapp 23 Millionen Euro) Entschädigung zu zahlen. Der damalige Außenminister William Hague hatte Londons "Bedauern" für die Verbrechen ausgesprochen, jedoch ebenfalls keine formelle Entschuldigung.

In einem Leitartikel der Zeitung "The Star" hieß es am Mittwoch, Forderungen nach britischen Reparationszahlungen seien "unrealistisch". Charles III. könne aber dazu beitragen, dass aus Kenia geraubte Kunst- und Kultgegenstände zurückgegeben würden.

Obwohl sich das offizielle Besuchsprogramm des Königs vor allem auf die Themen Klimawandel, Kunst, Technologie und Nachwuchsförderung konzentriert, wollte sich Charles III. nach Angaben des Buckingham-Palasts auch Zeit nehmen, "um sein Verständnis des Unrechts zu vertiefen", das Kenianer in der britischen Kolonialzeit erlitten.

Am Mittwoch besuchte das britische Königspaar einen Soldatenfriedhof in Nairobi, um den Einsatz afrikanischer Soldaten für Großbritannien während des Zweiten Weltkriegs zu würdigen. Die beiden legten einen Kranz nieder und trafen mehrere kenianische Veteranen. "Ich hoffe, wir können etwas Besonderes für Sie tun", sagte Charles III., als er die Veteranen mit Medaillen ehrte.

Später besuchte der Monarch den Karura-Wald in Nairobi. Dort pflanzte er einen Baum und sprach mit der Umweltaktivistin Karen Kimani.

Der Kenia-Besuch ist die erste Reise des Königs in ein Commonwealth-Land seit seiner Thronbesteigung nach dem Tod von Königin Elizabeth II. im September 2022. Als Kronprinz hatte er Kenia bereits drei offizielle Besuche abgestattet.

(I.Beryonev--DTZ)

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