Deutsche Tageszeitung - Israel setzt erbitterten Krieg gegen Hamas mit "Nahkampf" im Gazastreifen fort

Israel setzt erbitterten Krieg gegen Hamas mit "Nahkampf" im Gazastreifen fort


Israel setzt erbitterten Krieg gegen Hamas mit "Nahkampf" im Gazastreifen fort
Israel setzt erbitterten Krieg gegen Hamas mit "Nahkampf" im Gazastreifen fort / Foto: © Israeli Army/AFP

Israel hat seinen erbitterten Krieg gegen die radikalislamische Hamas am Wochenende mit Luftangriffen und dem Vorrücken von Bodentruppen im Gazastreifen fortgesetzt. Die Streitkräfte seien weiter dabei, "Terroristen im Nahkampf zu eliminieren" und Hamas-Stellungen aus der Luft anzugreifen, teilte die Armee am Sonntag mit. Die Hamas warf Israel vor, erneut ein Flüchtlingslager bombardiert zu haben, dabei seien 45 Menschen getötet worden. US-Außenminister Antony Blinken setzte seine Vermittlungsbemühungen in der Region fort.

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Seit Beginn des israelischen Einsatzes von Bodentruppen im Gazastreifen vor rund zehn Tagen bombardierte Israel nach eigenen Angaben mehr als 2500 "Terrorziele" in dem Palästinensergebiet. In der Nacht zum Sonntag sei auch ein "Militärstützpunkt" der Hamas getroffen worden, gab die Armee bekannt. Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant sprach von "schweren Kämpfen", Truppen seien auch in Wohngebiete eingedrungen. Erstmals seit Kriegsbeginn besuchte zudem Israel Generalstabschef Herzi Halevi Truppen im Gazastreifen.

Seit dem Beginn des Krieges gegen die Hamas vor vier Wochen hat die Armee nach eigenen Angaben insgesamt rund 12.000 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Derzeit verstärkt Israel seine Bodenoffensive und ist bereits im Häuserkampf im Norden des Gazastreifens, wo die Armee nach eigenen Angaben die Stadt Gaza eingekesselt hat. Panzer und gepanzerte Bulldozer rückten dort Bildern der israelischen Armee zufolge vor, um den Belagerungsring um die Stadt enger zu ziehen.

Das Hamas-geführte Gesundheitsministerium im Gazastreifen teilte mit, dass mindestens 45 Menschen durch die Bombardierung des Flüchtlingslagers Al-Maghasi im Zentrum des Küstenstreifens Samstagabend getötet worden seien, die meisten seien Frauen und Kinder. Ein israelischer Militärsprecher sagte, es werde geprüft, ob die israelische Armee zu dem Zeitpunkt in dem Gebiet im Einsatz war.

Die islamistische Hamas hatte der israelischen Armee zuvor auch vorgeworfen, eine von der UNO betriebene Schule im Flüchtlingslager Dschabalia im Gazastreifen bombardiert und mindestens 15 Menschen getötet zu haben. In der Al-Fachura-Schule seien tausende Flüchtlinge untergebracht gewesen. Israel wirft der Hamas vor, Flüchtlingslager, Schulen oder Krankenhäuser als Verstecke zu missbrauchen.

Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums wurden seit Beginn der israelischen Bombardierungen des Gazastreifens vor rund einem Monat mehr als 9770 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet, darunter 4800 Kinder. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Alle Forderungen nach einer Waffenruhe, die insbesondere von arabischen Ländern erhoben werden, lehnt Israel bisher ab. Es sicherte aber zeitlich begrenzte Feuerpausen in bestimmten Bereichen zu, auch erneut am Sonntag, um Zivilisten die Flucht aus dem Norden des Gazastreifens Richtung Süden zu ermöglichen. Nach US-Angaben sollen sich noch mindestens 350.000 Zivilisten in der Stadt Gaza befinden.

US-Außenminister Blinken wandte sich am Sonntag bei seinem Besuch im besetzten Westjordanland gegen die Vertreibung von Zivilisten im Gazastreifen. Bei einem Treffen mit dem Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Ramallah sprachen beide nach Angaben von Blinkens Sprecher auch über die Notwendigkeit, "die extremistische Gewalt gegen Palästinenser" im Westjordanland "zu stoppen". Abbas prangerte einen "Genozid" durch Israel im Gazastreifen an.

Blinken, der am Sonntag in die Türkei weiterreisen wollte, hatte sich zuvor bei Besuchen in Israel und Jordanien vergeblich um eine Waffenruhe bemüht.

Erklärtes Ziel der israelischen Armee ist es, die Hamas und ihre Stellungen, die teils unterirdisch in einem Tunnelsystem verborgen sind, komplett zu zerstören. Hunderte Kämpfer der Palästinenserorganisation, die den Gazastreifen beherrscht, hatten am 7. Oktober Israel überfallen und in einer Reihe von Ortschaften und bei einem Musikfestival Gräueltaten vor allem an Zivilisten verübt, darunter an vielen Frauen und Kindern.

Nach israelischen Angaben wurden bei dem Hamas-Angriff 1400 Menschen getötet und mehr als 240 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel erklärte der Hamas, die auch in den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft ist, daraufhin den Krieg und nahm den Gazastreifen unter Dauerbeschuss.

Die Hamas setzte derweil die Evakuierung von Ausländern und Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft aus dem Gazastreifen nach Ägypten aus. Grund sei die Weigerung Israels, verletzte Palästinenser in ägyptische Krankenhäuser bringen zu lassen, sagte ein Vertreter der Grenzübergangsverwaltung. Nach US-Angaben hatte die Hamas versucht, über den Grenzübergang Rafah eigene Kämpfer aus dem Gazastreifen zu schleusen.

(B.Izyumov--DTZ)

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