Deutsche Tageszeitung - Grüne wollen für stärkere EU kämpfen und rechten Kräften die Stirn bieten

Grüne wollen für stärkere EU kämpfen und rechten Kräften die Stirn bieten


Grüne wollen für stärkere EU kämpfen und rechten Kräften die Stirn bieten
Grüne wollen für stärkere EU kämpfen und rechten Kräften die Stirn bieten / Foto: © AFP

Ein starkes Europa als Garant für Frieden, Klimaschutz und soziale Sicherheit: Die Grünen betonen in ihrem Programm zur Europawahl die Notwendigkeit, "Europa zu schützen, damit es uns schützt". Grünen-Chefin Ricarda Lang sagte auf dem Parteitag in Karlsruhe, Herausforderungen wie etwa die Migrationspolitik "können wir nur europäisch bewältigen". Außenministerin Annalena Baerbock betonte auch mit Blick auf den Ukraine-Krieg: "Europa ist unsere Lebensversicherung."

Textgröße ändern:

Die rund 825 Delegierten beschlossen am Samstag zunächst die Präambel des Programms mit dem Titel "Was uns schützt". Darin heißt es: "In einer Welt, deren Herausforderungen mitnichten an nationalen Grenzen haltmachen, kann ein starkes und geeintes Europa die Sicherheit bieten, nach der sich so viele Menschen sehnen."

Lang rief die Grünen auf, im Wahlkampf nicht nur die "demokratische Pflicht" zu erfüllen und gegen Rechtsextremismus aufzustehen. Mit Blick auf den Wahlsieg des Rechtspopulisten Geert Wilders in den Niederlanden betonte sie an die Adresse der konservativen Parteien gerichtet: "Es darf keine Zusammenarbeit mit rechtsextremen Parteien geben". Dies gelte auch für die Landtagswahlen im Herbst 2024 in Thüringen, Sachsen und Brandenburg.

"Es gibt auch eine demokratische Kür", sagte Lang weiter. "Wir wollen Wohlstand für die, die dieses Land am Laufen halten", betonte sie. "Wir wollen den Wohlstand der vielen und nicht den Wohlstand der wenigen." Dies könne erreicht werden, "wenn es gelingt, Wohlstand auf klimaneutrale Füße zu stellen". Klimaschutz sei der "größte Jobmotor".

Lang sagte, der Ukraine-Krieg habe gezeigt, "was für ein verdammtes Wunder diese Europäische Union ist, dass man es damals hinbekommen hat, Frieden zu schaffen". Dass diese Freiheit in der Ukraine verteidigt wird, dürfe "nicht aus dem Fokus" verloren werden.

Baerbock sagte in ihrer Rede: "Heute ist klar, dass die Ukraine in absehbarer Zeit die EU verstärken wird." Dies sei "in unserem eigenen geopolitischen Interesse". Nachdrücklich bekannte sie sich zu weiterer, auch militärischer Unterstützung des Landes. Ebenso müsse die EU-Perspektive gelten für die Republik Moldau, für Georgien und die Länder des westlichen Balkans.

Allerdings "brauchen wir nicht nur eine stärkere, sondern auch eine reformierte Union", sagte Baerbock. Gerade mit dem Blick auf die angestrebte Erweiterung sei es wichtig, "dass wir das Einstimmigkeitsprinzip überwinden können", das bisher unter anderem für die Außenpolitik der EU gilt.

Baerbock sprach auch das innerhalb der Grünen heikle Thema des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) an, das deutliche Verschärfungen für Einreisen von Geflüchteten in die EU vorsieht. Sie warb um Zustimmung auch zu "schmerzhaften Kompromissen". Ansonsten werde weder das Grundrecht auf Asyl verteidigt, noch könne die Verteilung von Asylbewerbern und staatliche Seenotrettung im Mittelmeer erreicht werden.

In der Präambel des Europawahlprogramms wird zudem die Bedeutung des Kampfes gegen den Klimawandel auch auf EU-Ebene betont. Dessen Folgen "haben wir in den letzten Jahren europa- und weltweit immer drastischer zu spüren bekommen", heißt es unter Hinweis auf Extremwetter mit Hitzewellen und Überschwemmungen. Die EU sei unter Mitwirkung der Grünen mit dem europäischen "Green Deal" wichtige Schritte in diese Richtung gegangen. "Diesen Weg wollen wir fortsetzen."

Gefordert wird zudem eine europäische Infrastrukturunion "aus Solaranlagen und Windparks, aus Wasserstoffnetzen und Glasfaserleitungen, aus Stromtrassen und Schienen, aus Solarpanelen und Windparks, aber auch aus modernen Krankenhäusern und verlässlichen Kitas". Eintreten wollen die Grünen auch "für Verbraucherschutz und faire Löhne, gegen Willkür und Ausbeutung".

Bei alldem zeigen die Grünen Bereitschaft zu Kompromissen. "Wir sind bereit, über unseren Schatten zu springen, wenn es bedeutet, dass wir dadurch gemeinsam vorankommen", heißt es in der Präambel. Feststehen müsse dabei: "Menschenrechte gelten uneingeschränkt und sind unverhandelbar."

Die Abstimmung über das gesamte Europawahlprogramm ist für Sonntag geplant; am Samstagabend stand noch eine Debatte über den innerhalb der Grünen umstrittenen Kurs in der Asylpolitik auf der Tagesordnung.

(M.Dylatov--DTZ)

Empfohlen

Hunderttausende zu Berliner Christopher Street Day erwartet

In Berlin werden am Samstag (12.00 Uhr) zur Demonstration zum Christopher Street Day (CSD) hunderttausende Menschen erwartet. Neben 75 Trucks sollen dem veranstaltenden Verein zufolge auch mehr als hundert Fußgruppen bei dem Demonstrationszug unterwegs sein. Die Kundgebung steht in diesem Jahr unter dem Motto "Nur gemeinsam stark - für Demokratie und Vielfalt".

Baerbock fordert von Deutschland und EU mehr Investitionen in Sicherheit

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat Deutschland und die EU aufgefordert, mehr in die Sicherheit zu investieren. Der europäische Pfeiler in der Nato müsse gestärkt werden, unabhängig davon, wer demnächst in den USA regiert, sagte Baerbock am Freitag bei einer Veranstaltung der "Zeit". "Die Vorstellung, dass wir uns nicht verteidigen müssen, hat (Russlands Präsident Wladimir) Putin zerbombt."

Trump trifft Netanjahu und warnt vor "drittem Weltkrieg" bei Wahlniederlage

Ex-US-Präsident Donald Trump hat bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor einem "dritten Weltkrieg" gewarnt, sollten seine Republikaner nicht die Präsidentschaftswahl gewinnen. "Wenn wir gewinnen, wird alles ganz einfach. Dann klappt alles und ganz schnell", sagte Trump, der am Freitag Netanjahu und dessen Frau an seinem Anwesen in Florida empfing. "Wenn wir nicht gewinnen, gibt es große Kriege im Nahen Osten und vielleicht den dritten Weltkrieg."

Israels Armee: Bereiten "entscheidende Offensive" gegen Hisbollah im Libanon vor

Die israelische Armee bereitet laut eigenen Angaben eine "entscheidende Offensive" gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Die Truppen bereiteten sich auf den "Übergang zur Offensive" vor, sagte der israelische Generalmajor Ori Gordin laut Militärangaben vom Freitag. "Wenn der Moment kommt und wir in die Offensive gehen, wird es eine entscheidende Offensive", fügte er hinzu.

Textgröße ändern: