
Zweite Gruppe von Geiseln aus dem Gazastreifen freigelassen

Nach stundenlangen Verzögerungen hat die radikalislamische Hamas am Samstagabend eine zweite Gruppe von Geiseln freigelassen. Wie die israelische Armee mitteilte, kehrten die 17 Freigelassenen über Ägypten nach Israel zurück. Nach Angaben der israelischen Regierung handelt es sich um 13 Israelis und vier Thailänder. Unter den freigelassenen Israelis sind vier deutsche Doppelstaatler. Im Gegenzug ließ Israel 39 palästinensische Gefangene frei.
Das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, die Regierung "umarmt die Geiseln, die nach Hause zurückkommen, 13 unserer Staatsbürger und vier thailändische Staatsbürger".
Der bewaffnete Arm der Hamas, die Essedin-al-Kassam-Brigaden, hatten nach eigenen Angaben kurz vor Mitternacht 13 Israelis und vier Ausländer an das Rote Kreuz übergeben. Katar erklärte, bei den freigelassenen Israelis handele es sich um acht Kinder und fünf Frauen. Das Rote Kreuz brachte die Freigelassenen über den Grenzübergang Rafah im Süden des Gazastreifens nach Ägypten. Von dort aus wurden die Freigelassenen nach Israel gebracht.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bestätigte, unter den freigelassenen Israelis seien wie schon bei der ersten Freilassung am Freitag vier deutsche Doppelstaatler. "Ich denke an sie und an die, die noch in den Händen der Hamas sind", erklärte Baerbock im Onlinedienst X, dem ehemaligen Twitter. "Wir arbeiten mit aller Kraft daran, dass auch sie bald in Freiheit sind."
Im Gegenzug gab die israelische Strafvollzugsbehörde noch in der Nacht die Freilassung von 39 palästinensischen Gefangenen aus israelischen Gefängnissen bekannt. Wie auf israelischer Seite handelt es sich bei allen Freigelassenen um Frauen und Minderjährige.
Eine erste Gruppe von Geiseln war am Freitag aus dem Gazastreifen freigelassen worden. Unter den 13 Israelis waren ebenfalls vier Doppelstaatler, die neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben, sowie mehrere Kinder und Frauen über 70 Jahren. Zusammen mit den israelischen Geiseln waren am Freitag zehn in den Gazastreifen verschleppte Thailänder und ein Philippiner freigelassen worden.
Am Samstag erfolgte die Freilassung der israelischen Geiseln mit einigen Stunden Verzögerung. Die Hamas hatte die Übergabe kurzfristig gestoppt, weil Israel gegen eine am Mittwoch getroffene Vereinbarung zur Feuerpause verstoßen habe. Konkret ging es um Hilfslieferungen in den nördlichen Teil des Gazastreifens.
Israels Armee wies die Vorwürfe zurück. Nach Angaben der UNO erreichten bereits 61 Lastwagen mit medizinischen Hilfsgütern, Lebensmitteln und Wasser den nördlichen Gazastreifen. Das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) teilte am Samstag mit, 200 weitere Lkw seien im israelischen Ort Nitzana losgefahren. 187 von ihnen hätten bis zum Abend die Grenze überquert.
Am Freitag hatten nach UN-Angaben bereits 173 Lkw mit dringend benötigten Hilfsgütern den Gazastreifen erreicht.
Israel und die Hamas hatten sich am Mittwoch nach langwierigen Verhandlungen unter Vermittlung von Katar, den USA und Ägypten auf eine viertägige Feuerpause geeinigt. Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, das insgesamt 50 israelische Geiseln sowie 150 palästinensische Gefangene freigelassen werden sollen.
Der Krieg zwischen Israel und Hamas dauert nun bereits seit rund sieben Wochen an. Am 7. Oktober waren hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Nach Angaben der israelischen Regierung wurden etwa 1200 Menschen getötet, rund 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion darauf begann Israel damit, Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus massiv anzugreifen. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 14.800 Menschen im Gazastreifen getötet.
(U.Beriyev--DTZ)