
Kämpfe erschüttern nach Angriff auf Waffenlager Sierra Leones Hauptstadt Freetown

In Sierra Leone sind nach dem Angriff auf ein Waffenlager in der Hauptstadt Freetown Kämpfe ausgebrochen. Mehrere Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur AFP von Schüssen und Explosionen in mehreren Viertel. Die Regierung des westafrikanischen Staats verhängte eine landesweite Ausgangssperre und erklärte, die Lage im Griff zu haben. Nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin war die Situation aber weiterhin "unklar". Videos deuteten zudem daraufhin, dass zahlreiche Häftlinge aus dem Zentralgefängnis des Landes entkamen.
Den AFP vorliegenden Augenzeugenberichten zufolge ereigneten sich die Kämpfe im Viertel Wilberforce, in dem sich neben dem Waffenlager zahlreiche ausländische Botschaften befinden. Zudem wurden Kämpfe aus der Umgebung einer Kaserne im Viertel Murray Town gemeldet, wo das Hauptquartier der Marine liegt.
Die sierra-leonische Regierung hatte am Sonntagmorgen von einem Angriff auf ein Waffenlager berichtet und umgehend eine landesweite Ausgangssperre verhängt. Später ließ sie durch das Informationsministerium erklären, sie habe die Lage "weiterhin unter Kontrolle und im Griff". Sie machte zunächst keine weiteren Angaben zu möglichen Tätern hinter dem Angriff auf das Waffenlager.
Staatschef Julius Maada Bio erklärte im Onlinedienst X (vormals Twitter), in der Kaserne im Viertel Wilberforce habe sich eine "Störung der Sicherheit" ereignet, bisher unbekannte Personen hätten "das Waffenlager des Militärs angegriffen".
Das deutsche Auswärtige Amt aktualisierte unterdessen seine Reise- und Sicherheitshinweise und schrieb von andauernden "Schusswechseln" in den "zentralen Bezirken" der Hauptstadt. Zudem verwies es auf die "weiterhin unklare" Lage in Freetown.
Auf in Online-Netzwerken verbreiteten Videos waren Menschen zu sehen, die offenbar zuvor aus dem Zentralgefängnis in Freetown ausgebrochen waren. Ein von einem AFP-Korrespondenten in einer Gruppe gefilmter Mann sagte selbst, sie alle seien aus dem Gefängnis entkommen. Auf von AFP mit Drohnen aufgenommenen Videos waren ansonsten leere Straßen in Freetown zu sehen.
Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas), zu der neben Sierra Leone 14 weitere Staaten gehören, erklärte, es gebe ihrerseits "null Toleranz" für "verfassungswidrige Regierungswechsel". In Sierra Leone ereigne sich ein "Komplott bestimmter Personen, die Waffen erwerben und den Frieden und die verfassungsmäßige Ordnung in Sierra Leone stören wollen".
Sierra Leone gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern auf der Erde. Bei einer Wahl Ende Juni war Präsident Bio den offiziellen Ergebnissen zufolge im Amt bestätigt worden, die Opposition und internationale Wahlbeobachter zweifelten das Wahlergebnis an.
Der Westen Afrikas war seit 2020 von mehreren Staatsstreichen erschüttert worden: In Burkina Faso, Mali und Niger erlangten Militärregierungen die Macht.
(M.Travkina--DTZ)