Deutsche Tageszeitung - Israel weitet Bodenoffensive im gesamten Gazastreifen aus

Israel weitet Bodenoffensive im gesamten Gazastreifen aus


Israel weitet Bodenoffensive im gesamten Gazastreifen aus
Israel weitet Bodenoffensive im gesamten Gazastreifen aus / Foto: © AFP

Die israelische Armee hat im Kampf gegen die radikalislamische Hamas ihre Bodenoffensive im "gesamten Gazastreifen" ausgeweitet. "Die Armee operiert überall dort, wo die Hamas Hochburgen hat", erklärte Armee-Sprecher Daniel Hagari am späten Sonntagabend. Israels Militär nahm verstärkt Ziele im Süden des Palästinensergebiets unter Beschuss, die Hamas feuerte ihrerseits hunderte Raketen auf Israel ab.

Textgröße ändern:

Die israelische Armee gab an, dass ein Großteil Raketen aus dem Gazastreifen abgefangen worden sei. Zwei ihrer Soldaten wurden demnach bei dem Beschuss getötet.

In der Nacht wurde nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa und der Hamas-geführten Regierung bei einem Angriff ein Eingang des Krankenhauses Kamal Adwan im Norden der Stadt Gaza getroffen und mehrere Menschen getötet. Die israelische Armee reagierte zunächst nicht auf AFP-Anfrage dazu, ob das Krankenhaus gezielt unter Beschuss genommen worden sei. Israel wirft der Hamas vor, Stellungen unter Krankenhäusern installiert zu haben und Zivilisten als Schutzschilde zu benutzen.

Während sich die israelischen Angriffe wochenlang auf den Norden des Palästinensergebiets konzentriert hatten, wurde am Wochenende auch der Süden stark unter Beschuss genommen, darunter das Gebiet um die Stadt Chan Junis. Die Armee rief die Zivilbevölkerung auf, "falls erforderlich" sichere Bereiche aufzusuchen.

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert inzwischen bereits mehr als acht Wochen an. Am 7. Oktober waren hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1200 Menschen in Israel getötet und etwa 240 Menschen als Geiseln verschleppt.

Als Reaktion begann Israel mit dem massiven Angriff auf Ziele in dem dicht besiedelten Gazastreifen. Nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 15.500 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet, unter ihnen mehr als 6000 Kinder und Jugendliche.

Eine von Katar, Ägypten und den USA vermittelte siebentägige Feuerpause hatte zur Freilassung von 80 israelischen Geiseln im Austausch gegen 240 palästinensische Gefangenen geführt. Zudem war die Kampfpause genutzt worden, um Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu bringen.

Israelischen Angaben zufolge werden noch 137 Geiseln von der Hamas im Gazastreifen festgehalten. Das britische Verteidigungsministerium erklärte, mit Überwachungsflügen über dem Gazastreifen bei der Suche nach den verbleibenden Geiseln helfen zu wollen.

Das israelische Militär erklärte am Sonntag, es habe seit Beginn des Krieges rund 10.000 Luftangriffe geflogen.

Der Sprecher des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen, Aschraf al-Kudra, erklärte, 316 Tote und 664 Verletzte seien "in den letzten paar Stunden" aus Trümmern geborgen worden. "Viele andere stecken noch unter den Trümmern fest."

Israels Verbündeter USA, der das Land mit Milliarden Dollar Militärhilfe jährlich unterstützt, hat unterdessen die Forderung nach dem Schutz von Zivilisten im Gazastreifen bekräftigt. "Zu viele unschuldige Palästinenser sind getötet worden", sagte Vize-Präsidentin Kamala Harris am Rande der UN-Klimakonferenz in Dubai.

Mehrere Vorfälle in der Region schürten die Angst vor einer Ausweitung des Konflikts. Im Roten Meer griff die mit dem Iran verbündete Huthi-Miliz mehrere Frachtschiffe und ein US-Kriegsschiff an. Im Irak wurden Sicherheitskreisen zufolge fünf pro-iranische Kämpfer getötet.

Auch an Israels Grenze zum Libanon flammten Kämpfe auf. Die israelische Armee erklärte, sie habe Artillerie als Antwort auf Beschuss von der anderen Seite der Grenze abgefeuert. Kampfflugzeuge hätten mehrere Ziele der libanesischen Hisbollah-Miliz angegriffen.

(B.Izyumov--DTZ)

Empfohlen

Israelische Armee: Keine Schüsse auf Zivilisten an Hilfszentrum im Gazastreifen

Die israelische Armee hat Vorwürfe zurückgewiesen, dass sie an einem Verteilzentrum für internationale Hilfsgüter im Gazastreifen auf Zivilisten geschossen habe. Die entsprechenden Berichten seien "falsch", erklärte die Armee am Sonntagabend. "Die Ergebnisse einer ersten Untersuchung deuten darauf hin, dass das Militär nicht auf Zivilisten geschossen hat, die sich in der Nähe oder auf dem Gelände befanden."

Vor geplanten Waffenruhe-Gesprächen: Ukraine greift russische Stützpunkte bis Ostsibirien an

Einen Tag vor einem geplanten weiteren direkten Treffen zwischen Delegationen Russlands und der Ukraine in Istanbul hat Kiew nach eigenen Angaben "großangelegte Angriffe" auf vier Militärstützpunkte tief im russischen Staatsgebiet ausgeführt. Angegriffen worden sei am Sonntag unter anderem die Belaja-Luftwaffenbasis in Ostsibirien, die rund 4200 Kilometer von der Ukraine entfernt ist, verlautete aus Kreisen des ukrainischen Geheimdienstes SBU. Russische Behörden meldeten zwei Brückeneinstürze in Grenzregionen zur Ukraine und sprachen von "Terrorangriffen".

Berichte über tödliche Schüsse an Verteilzentrum im Gazastreifen - Keine Fortschritte bei Waffenruhe-Gesprächen

Die Palästinenserorganisation Hamas hat dem israelischen Militär einen Angriff auf ein Verteilzentrum für Hilfsgüter im Gazastreifen mit mehr als 30 Toten vorgeworfen - die für die Verteilung zuständige Hilfsorganisation GHF wies entsprechende Berichte hingegen als "Falschmeldungen" zurück. Den Hamas-Angaben zufolge sollen in dem Verteilzentrum in Rafah am Sonntag nach Schüssen der israelischen Armee 31 Menschen getötet und 176 weitere verletzt worden sein. Bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel zeichnete sich unterdessen erneut kein Fortschritt ab.

Iran droht mit Vergeltung bei "Ausnutzung" neuer IAEA-Zahlen zu Urananreicherung

Nach Bekanntwerden eines Berichts der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) über eine deutlich erhöhte iranische Produktion von hochgradig angereichertem Uran hat Teheran Vergeltungsmaßnahmen im Falle europäischer Sanktionen angedroht. Er habe von IAEA-Chef Rafael Grossi gefordert zu verhindern, dass der Bericht "für politische Zwecke" missbraucht werde, erklärte Irans Außenminister Abbas Araghtschi am Sonntag. Im Ringen um ein neues Atomabkommen mit Teheran übermittelte Washington derweil einen laut US-Medien "detaillierten" Vorschlag.

Textgröße ändern: