
Über ein Viertel der Wohnungslosen lebt in prekärer Unterkunftssituation

Über ein Viertel der Wohnungslosen in Deutschland befindet sich in einer prekären Unterkunftssituation. Nach einer am Mittwoch von der Diakonie veröffentlichten Studie lebten 14 Prozent der befragten Wohnungslosen auf der Straße und 12,4 Prozent in Notunterkünften. Ihre Situation gilt als prekär.
23 Prozent der Wohnungslosen leben in Heimen oder Hostels, ein gutes Drittel ist in bestimmten Einrichtungen untergebracht, wie sie die Sozialgesetzgebung vorsieht. Für die Studie befragten der Evangelische Bundesfachverband Existenzsicherung und Teilhabe (EBET) sowie die Alice Salomon Hochschule Berlin insgesamt 1135 Wohnungslose, die Hilfe der Diakonie in Anspruch nehmen. Gefragt wurde nach ihrer materiellen Situation, ihrem Erwerbsstatus, ihrer Gesundheit oder ihrer Wohnsituation.
Gut die Hälfte (52,2 Prozent) der Befragten befand sich in einer mittleren Lebenslage, 28 Prozent in einer schlechten oder sehr schlechten. Würden nur die subjektiven Einschätzungen berücksichtigt, befänden sich allerdings mehr als 40 Prozent in einer schlechten oder sehr schlechten Lebenslage. Ein Viertel der Befragten war weiblich, knapp 75 Prozent männlich.
Als wohnungslos gelten Menschen, die über keinen festen Wohnsitz oder eigenen geschützten Wohnraum verfügen. Nicht alle von ihnen sind obdachlos. Gut 77 Prozent der Befragten gaben an, Zugang zu medizinischer Regelversorgung zu haben, 7,2 Prozent hatten keinerlei Zugang zu medizinischer Versorgung.
Die Wohnungslosen fühlen sich insgesamt recht sicher: Bedrohliche Situationen in den letzten sechs Monaten hat fast die Hälfte der Befragten (49,6 Prozent) noch nicht erlebt. 44,1 Prozent fühlten sich in ihrer derzeitigen Lebenssituation sicher beziehungsweise sehr sicher. 4,7 Prozent dagegen erlebten täglich oder mehrmals täglich bedrohliche Situationen.
"Wohnungslosigkeit bedeutet mehr, als keine Wohnung zu haben", erklärte die Projektleiterin der Studie, Susanne Gerull von der Alice Salomon Hochschule. Fehlender Wohnraum sei mit vielen Lebensbereichen verknüpft. "Die individuellen Einschätzungen wohnungsloser Menschen müssen wir zukünftig noch mehr berücksichtigen."
Der EBET-Vorsitzende Jens Rannenberg und Maria Loheide von der Diakonie Deutschland erklärten: "Wohnen ist keine Ware, sondern ein Menschenrecht." Wohnungslosigkeit verletze die Menschenwürde jedes Einzelnen. Sie missachte individuelle Grundrechte und schade der gesamten Gesellschaft. Es müsse daher bezahlbarer Wohnraum für alle geschaffen werden. Notunterkünfte müssten abgeschafft und durch menschengerechte Wohnungen ersetzt werden.
(M.Dylatov--DTZ)