
Entsetzen über hasserfülltes Klima nach Fund von Briefbomben an Trump-Kritiker

Nach dem Fund von Briefbomben an mehrere prominente Kritiker von US-Präsident Donald Trump herrscht in den USA Entsetzen über das vergiftete politische Klima. Der für seine aggressiven Kommentare bekannte Trump wies eine Mitverantwortung für die Spaltung des Landes zurück und holte stattdessen zu erneuter Medienschelte aus. Die Medien müssten ihre "endlose Feindseligkeit und die ständigen negativen und oft falschen Attacken" beenden, forderte Trump am Mittwoch.
Die Postsendungen mit Sprengsätzen waren adressiert an den demokratischen Ex-Präsidenten Barack Obama, an die frühere Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton sowie den CNN-Experten und früheren CIA-Direktor John Brennan; letztere Sendung ging im CNN-Gebäude in New York ein. Auch Obamas früherer Justizminister Eric Holder und die demokratische Abgeordnete Maxine Waters sollten Päckchen erhalten.
Der US-Präsident hatte die USA zunächst zur Geschlossenheit aufgerufen, dann aber bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Wisconsin seine nächste Attacke auf die Medien abgefeuert. Die Medien stünden in der Pflicht, einen gemäßigten Ton anzuschlagen, forderte er in Mosinee.
Seit Trump im Amt ist, wirft der US-Präsident den Medien regelmäßig vor, "Fake News" zu verbreiten, und brandmarkte sie bereits mehrfach als "Feinde des Volkes". Vor kurzem lobte er einen republikanischen Abgeordneten, der gewaltsam gegen einen Journalisten vorgegangen war.
"Es gibt einen totalen und vollständigen Mangel an Verständnis im Weißen Haus für die Bedeutung der andauernden Angriffe auf die Medien", sagte CNN-Chef Jeff Zucker, dessen Sender überwiegend kritisch über Trump berichtet und schon mehrfach den Zorn des Präsidenten auf sich gezogen hat. "Wörter wirken. Dafür haben sie bisher kein Verständnis gezeigt."
Zahlreiche Kritiker bezichtigten Trump, selbst mit seiner oft aggressiven Rhetorik das politische Klima zu vergiften und die Spaltungen in der US-Gesellschaft zu vertiefen. Die demokratischen Spitzenpolitiker Nancy Pelosi und Chuck Schumer warfen Trump vor, wiederholt "physische Gewalt" hingenommen zu haben und "die Amerikaner mit seinen Worten und Taten zu spalten".
New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio erklärte, eine "Atmosphäre des Hasses trägt zu den Entscheidungen bei, die Menschen treffen". Derzeit liege "sehr viel Hass in der Luft".
Auch auf Twitter sahen viele Nutzer bei Trump eine Mitverantwortung und verwiesen auf seine wiederholten Angriffe auf die Empfänger der Rohrbomben. Der bislang unbekannte Urheber bekam dort den Spitznamen "MAGA-Bomber" - ein Akronym in Anspielung auf Trumps Wahlkampfslogan "Make America Great Again".
Die Sprengsätze wurden laut US-Bundespolizei FBI in gelb-braunen Umschlägen mit Luftpolsterfolie versandt und hatten per Computer erstellte Adressaufkleber auf sich. Als angeblicher Absender stand der Name der demokratischen Politikerin Debbie Wasserman Schultz auf den Umschlägen. Laut FBI war ihr Name falsch geschrieben.
Der Sender ABC News berichtete am späten Mittwochabend, auch an den früheren Vizepräsidenten Joe Biden sei ein verdächtiges Päckchen adressiert worden. Das FBI konnte dies zunächst nicht bestätigen.
Die Suche nach dem Ursprung der Rohrbomben lief auf Hochtouren. New Yorks Polizeichef James O’Neill sagte auf CNN, noch sei unklar, ob ein Einzeltäter oder ein Netzwerk dahinter stehe. Er gehe aber davon aus, dass der oder die Täter in den kommenden Tagen gefasst würden.
FBI-Chef Christopher Wray bat die Bevölkerung um Hinweise. "Zögern Sie nicht anzurufen, keine Information ist zu klein, um uns bei dieser Ermittlung zu helfen."
(M.Dylatov--DTZ)