Deutsche Tageszeitung - US-Metropole Pittsburgh: 11 Menschen in Synagoge ermordet

US-Metropole Pittsburgh: 11 Menschen in Synagoge ermordet


US-Metropole Pittsburgh: 11 Menschen in Synagoge ermordet
US-Metropole Pittsburgh: 11 Menschen in Synagoge ermordet / Foto: ©

Ein Bewaffneter hat in einer Synagoge der US-Metropole Pittsburgh mehrere Menschen getötet und weitere verletzt. Der mutmaßliche Täter stellte sich und wurde festgenommen, wie ein Polizeisprecher sagte. Laut Polizei gab es "zahlreiche Opfer im Innern der Synagoge". Über das Motiv des Täters war zunächst nichts bekannt, vieles deutet auf ein Hassverbrechen hin. US-Präsident Donald Trump sprach von einem Klima des "Hasses" in den USA.

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Der Fernsehsender Fox berichtete von vier Toten, CBS von acht. Der Leiter der städtischen Sicherheitsbehörden, Wendell Hissrich, sprach von "mehreren Toten" und mindestens sechs Verletzten, darunter vier Polizisten. "Der Anblick im Innern ist sehr schlimm", sagte Hissrich.

In der Synagoge "Lebensbaum" hatten sich zum Zeitpunkt des Angriffs dutzende Gläubige zum Sabbat-Gottesdienst versammelt. Medienberichten zufolge rief der Schütze antisemitische Parolen. Nach Information von Deutsche Tageszeitung handelte es sich bei dem Täter um einen 46-jährigen Mann aus Pittsburgh. Die Beiträge in sozialen Medien des Verdächtigen wimmelten nur so von antisemitischen Äußerungen.

"Im Gebiet Wilkins und Shady gibt es einen aktiven Schützen", warnte die städtische Zivilschutzbehörde gegen 10.00 Uhr (16.00 Uhr MESZ). Die Behörde, zu der auch die örtliche Polizei gehört, rief die Anwohner auf, die Gegend zu meiden. Fernsehbilder zeigten Spezialkräfte der Polizei und Krankenwagen.

Eine Frau am Tatort sagte dem Sender CNN, ihre Tochter sei mit anderen Synagogenbesuchern die Treppen hinunter gerannt und habe sich in Erdgeschoss des Gotteshauses verbarrikadiert, als die ersten Schüsse gefallen seien. Der frühere Gemeindevorsteher der Lebensbaum-Synagoge, Michael Eisenberg, sagte im Fernsehen, da es ein normaler Sabbatgottesdienst gewesen sei, habe die Tür gewissermaßen offen gestanden. Die Sicherheitsvorkehrungen seien viel geringer gewesen als an hohen Feiertagen.

Die Lebensbaum-Synagoge liegt im Viertel Squirrel Hill, dem historischen Zentrum der jüdischen Gemeinde von Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania im Nordosten der USA. US-Präsident Donald Trump verurteilte nach Wahlkampfauftritten in den Bundesstaaten Indiana and Illinois den "Hass" in den USA. Er zog die Absage einer Wahlkampfveranstaltung am Abend in Illinois in Erwägung.

"Es ist eine schreckliche, schreckliche Sache, was den Hass in unserem Land betrifft, ganz offen gesagt, und überall in der Welt", sagte Trump zu Journalisten. Es müsse "etwas getan" werden. Die Attacke sei "verheerender" als befürchtet.

Die First Lady Melania Trump schrieb: "Mein Herz blutet." Die Gewalt müsse aufhören. Trumps Tochter und Beraterin Ivanka, die anlässlich der Heirat mit ihrem Ehemann Jared Kushner zum Judentum konvertierte, sprach von einer "verkommenen" Tat eines Antisemiten

Der US-Vizepräsident Mike Pence sprach von einem "Angriff auf die Religionsfreiheit". "Das war nicht einfach kriminell, das war teuflisch", sagte er in einer Fernsehansprache.

Israels Regierungschef verurteilte die Attacke. Benjamin Netanjahu sprach von "schrecklicher antisemitischer Brutalität". "Wir stehen an der Seite der jüdischen Gemeinde von Pittsburgh. Wir stehen an der Seite des amerikanischen Volks" angesichts der "mörderischen Attacke", erklärte er in einem beim Kurzmitteilungsdienst Twitter veröffentlichten Video. Auch der kanadische Regierungschef Justin Trudeau verurteilte die Attacke.

Der Präsident der Jüdischen Föderation von Groß-Pittsburgh, Jeff Finkelstein, sagte im Sender CNN, er sei "sehr traurig". Die Tat hätte nicht geschehen dürfen. Die Polizei von New York kündigte an, dass sie die Sicherheitsmaßnahmen für jüdische Einrichtungen der Stadt verstärke. Unter anderem würden zusätzliche Polizeistreifen eingerichtet.

Der Gouverneur des US-Bundesstaats Pennsylvania, Tom Wolf, twitterte, notwendig seien Maßnahmen, um derartige "Tragödien" künftig zu verhindern. Diese Gewalt dürfe nicht "als normal akzeptiert" werden. In den Vereinigten Staaten sterben jährlich mehr als 30.000 Menschen durch Schusswaffen.  (P.Tomczyk--DTZ)

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