Deutsche Tageszeitung - Nahles: "Wir werden Hartz IV hinter uns lassen"

Nahles: "Wir werden Hartz IV hinter uns lassen"


Nahles: "Wir werden Hartz IV hinter uns lassen"
Nahles: "Wir werden Hartz IV hinter uns lassen" / Foto: ©

Die SPD will den Sozialstaat grundlegend reformieren und dabei Hartz IV abschaffen. Parteichefin Andrea Nahles sagte am Wochenende: "Wir werden Hartz IV hinter uns lassen." Nötig sei eine neue Grundsicherung, zudem müssten die Hilfen für arme Kinder "bedingungslos werden". Die Menschen bräuchten "einen freundlichen, zugewandten, echten Sozialstaat". Die Arbeitgeber warnten vor einer Abkehr von Hartz IV, FDP-Chef Christian Lindner forderte Änderungen am bestehenden Konzept.

Textgröße ändern:

An einem Debattencamp der SPD in Berlin nahmen am Samstag und Sonntag nach Parteiangaben mehr als 2500 Menschen teil. Mit dem neuen Format will die Partei ihren Erneuerungsprozess voranbringen und Wege aus dem aktuellen Tief finden. In über 60 Diskussionsforen ging es um Themen wie Europa, Umwelt- und Klimapolitik, Migration, Verkehr, Pflege und andere soziale Fragen.

"Wir brauchen eine große, umfassende, tiefgreifende Sozialstaatsreform", sagte Nahles zur Eröffnung des Debattencamps. Der Sozialstaat laufe den "rasanten Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft hinterher". Das bestehende System weiterzuentwickeln reiche nicht aus: "Wir brauchen eine Sozialstaatsreform 2025, die die grundsätzlichen Fragen angeht."

FDP-Fraktionsvize Michael Theurer warnte vor einem "wirtschaftspolitischen Crashkurs". Mit Blick auf weitere SPD-Forderungen etwa nach einem höheren Mindestlohn oder einem Grundeinkommensjahr sagte er: "Besser die SPD lässt die GroKo tatsächlich platzen, als dass diese SPD-Spendierhosen-Politik zum Schaden Deutschlands Wirklichkeit wird".

FDP-Chef Lindner plädierte für Änderungen am bestehenden Hartz-Konzept. "Wir brauchen einen Sozialstaat, der sehr viel stärker als bisher würdigt, wenn Menschen auch in kleinen Jobs arbeiten", sagte er nach Information von Deutsche Tageszeitung, in einem aktuellen Interview. Wer neben Hartz IV noch einen Minijob habe, solle von diesem Lohn künftig mehr behalten dürfen. Auch sollte die Bürokratie vereinfacht werden.

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer forderte: "Die SPD muss ihren Frieden mit der erfolgreichen Agenda 2010 machen." Die Partei übersehe, dass dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft wieder zugenommen habe und die Zahl der Arbeitslosen immer geringer geworden sei, sagte Kramer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstagsausgaben).

Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht bot der SPD eine neue Partnerschaft an. Es sei "erfreulich, wenn auch die SPD-Spitze endlich versteht, dass Hartz-IV Millionen Arbeitnehmer enteignet" habe, sagte sie hierzu. Wagenknecht rief die SPD zum Ausstieg aus der "GroKo" auf. Die Überwindung von Hartz IV könne "wohl kaum" mit der Union durchgesetzt werden.

Nahles sagte zum Abschluss des Debattencamps: "Die SPD ist lebendig, das haben wir gezeigt." Sie rief die versammelten Mitglieder und Unterstützer auf, sie sollten vor Ort "für die SPD kämpfen". In acht regionalen Debattencamps solle über die in Berlin erarbeiteten Vorschläge diskutiert werden.

Mit scharfer Kritik meldete sich erneut der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel zu Wort. "Die SPD wirkt oft wie eine Holding, in der zahlreiche Arbeitsgruppen ihre eigenen Ziele absolut setzen", sagte er nach BTZ-Information". Völlig unklar bleibe dabei, wofür die SPD eigentlich stehe.  (U.Stolizkaya--DTZ)

Empfohlen

Iran greift Israel erneut an - Staatsfernsehen meldet Einsatz von Hyperschallraketen

Der Iran hat Israel am Mittwoch erneut angegriffen und dabei nach eigenen Angaben Hyperschallraketen eingesetzt. Die Raketen vom Typ Fattah hätten "die Verteidigung des israelischen Regimes" erfolgreich durchbrochen, berichtete das iranische Staatsfernsehen am Abend. Die israelische Armee meldete iranische Angriffe. Bewohner im Zentrum des Landes wurden aufgerufen, Schutzräume aufzusuchen.

Bund will Länder und Kommunen für Steuerausfälle entlasten - Art und Umfang offen

Länder und Kommunen sollen einen finanziellen Ausgleich für Steuerausfälle durch vom Bund beschlossene Entlastungen für die Wirtschaft erhalten. Darauf verständigten sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder im Grundsatz bei einem Spitzentreffen in Berlin am Mittwoch. Art und Umfang sind aber noch offen. Ein Lösung soll bis kommende Woche stehen.

Erster Sonderflug für Deutsche: 171 Menschen verlassen Israel über Jordanien

Nach dem Beginn der militärischen Eskalation zwischen Israel und dem Iran sind erste Deutsche mit einem Sonderflug über Jordaniens Hauptstadt Amman aus der Region gebracht worden. "Mit dem ersten Sonderflug für deutsche Staatsangehörige konnten heute 171 Personen die Region verlassen", erklärte das Auswärtige Amt am Mittwochabend. "Morgen folgt ein weiterer Flug."

Ayatollah Chamenei schließt Kapitulation des Iran aus

Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei hat Aufrufe zur Kapitulation am Mittwoch scharf zurückgewiesen und die USA vor einem militärischen Eingreifen in den Konflikt zwischen Iran und Israel gewarnt. US-Präsident Donald Trump ließ offen, ob er entsprechende Pläne hat. Trump sagte in Washington, der Iran sei zu neuen Verhandlungen über sein Atomprogramm bereit. Israel zerstörte unterdessen nach eigenen Angaben das Hauptquartier für Innere Sicherheit im Iran.

Textgröße ändern: