Deutsche Tageszeitung - Orban hält an Konfrontationskurs gegenüber Brüssel fest

Orban hält an Konfrontationskurs gegenüber Brüssel fest


Orban hält an Konfrontationskurs gegenüber Brüssel fest
Orban hält an Konfrontationskurs gegenüber Brüssel fest / Foto: ©

Trotz heftiger Proteste auch aus Reihen seiner europäischen Verbündeten hält Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban an seinem Konfrontationskurs gegenüber Brüssel fest. In einem Interview mit der "Welt am Sonntag" forderte Orban, der EU-Kommission die Zuständigkeit für die Migrationspolitik "aus der Hand" zu nehmen. Zudem kündigte der ungarische Regierungschef eine weitere Kampagne gegen ein hochrangiges Mitglied der Kommission an.

Textgröße ändern:

Ministerpräsident Orban sprach sich für die Einrichtung einer neuen Institution auf europäischer Ebene aus: "Man muss ein gesondertes Gremium schaffen, in dem ausschließlich nur die Innenminister der Schengen-Zone vertreten sind. Gerade so, wie im Fall der Eurozone, wo es einen gesonderten Rat der Finanzminister gibt."

In diesem Rat sollten alle "die gesamte Schengen-Zone betreffenden Fragen auf die Weise entschieden werden können, wie dies Fachleute machen, und nicht so wie die Politiker". "Wir brauchen eine Methode, mit der wir trotz unterschiedlicher Standpunkte zusammenleben können", sagte Orban.

Orbans nationalkonservative Regierung hatte vergangene Woche eine polemische Plakatkampagne gegen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gestartet. Budapest wirft ihm vor, er wolle die EU-Länder zur Flüchtlingsaufnahme verpflichten und den nationalen Grenzschutz schwächen.

Wegen der umstrittenen Anti-EU-Kampagne droht Orbans Fidesz-Partei der Ausschluss aus der Europäischen Volkspartei (EVP), der auch CDU und CSU angehören. Der EVP-Spitzenkandidat für die Europawahl im Mai, Manfred Weber (CSU), hatte dies als Option bezeichnet. Auch CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer übte Kritik an Orban.

Im "WamS"-Interview nannte Orban seine Kritiker in der EVP "nützliche Idioten" der Linken und kündigte neue Anti-Brüssel-Plakate an. Die Kampagne gegen Juncker zwar wie geplant am 15. März enden. Doch: "In der nächsten Phase des Wahlkampfs, die dann schon unsere Parteikampagne sein wird, werden Sie einen weiteren Akteur auf den Plakaten sehen: Herrn Timmermans."

Frans Timmermans ist der Vizepräsident der EU-Kommission und zuständig für Rechtsstaatlichkeit. Im September hatte das Europaparlament ein Strafverfahren gegen Ungarn wegen der Verletzung von Grundwerten eingeleitet. Die Abgeordneten kritisierten Angriffe auf die Unabhängigkeit der Justiz, die Einschränkung der Medienfreiheit und der Rechte von Minderheiten sowie das Vorgehen gegen Nichtregierungsorganisationen.

Neben Timmermans wird sich die Aktion auch wieder gegen US-Milliardär und Mäzen George Soros wenden. Dessen Rolle in der europäischen Politik könne "nicht ignoriert" werden, sagte Orban. Seine Regierung unternimmt regelmäßig ähnliche Kampagnen gegen die EU und den 88-jährigen Soros. Der Regierungschef hat den ungarischstämmigen jüdischen Investoren zum "Staatsfeind" erklärt, der angeblich unkontrollierte Masseneinwanderung fördert.

Soros ist ein vehementer Kritiker des rechtsnationalen Ministerpräsidenten. Der US-Milliardär unterstützt mit seinem Geld weltweit Bemühungen, Werte wie Meinungsfreiheit, Transparenz und eine verantwortungsvolle Regierung zu fördern.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Behörden: Mindestens fünf Tote bei russischen Angriffen in Region Kiew

Bei russischen Angriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und ihre Umgebung sind nach Behördenangaben in der Nacht zum Montag mindestens fünf Menschen getötet worden. Im Bezirk Schewtschenkiwskyj im Westen Kiews sei ein Hochhaus teilweise zerstört worden, erklärte Innenminister Ihor Klymenko. Vier Menschen seien dabei getötet worden. Ein weiteres Todesopfer gab es demnach im südlich von Kiew gelegenen Bila Zerkwa. Rund 20 Menschen seien zudem verletzt worden.

USA geben Sicherheitswarnung für US-Bürger aus - Nordkorea verurteilt US-Angriffe auf Iran

Die USA haben mit Verweis auf den Konflikt im Nahen Osten eine weltweite Sicherheitswarnung für US-Bürger ausgegeben. "Das Außenministerium rät US-Bürgern weltweit zu erhöhter Vorsicht", hieß es am Sonntag in einer Sicherheitswarnung des Ministeriums. Der Iran hatte den USA nach den Angriffen auf seine Atomanlagen mit Vergeltung gedroht. Das wie der Iran von westlichen Sanktionen betroffene Nordkorea verurteilte am Montag die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen.

Behörden in Kiew melden massive russische Angriffe auf die ukrainische Hauptstadt

Die ukrainische Hauptstadt Kiew und ihre Umgebung sind in der Nacht zu Montag erneut Ziele heftiger russischer Drohnenangriffe geworden. Eine Frau sei "infolge des feindlichen Angriffs im Bezirk Bila Zerkwa an ihren Verletzungen" gestorben, teilte Mykola Kalaschnyk von der Kiewer Militärverwaltung am Montag mit. Zwei Verletzte wurden ihm zufolge ins Krankenhaus eingeliefert, weitere Verletzte würden vor Ort medizinisch versorgt.

Trump bekräftigt "monumentale Schäden" an von USA angegriffenen iranischen Atomanlagen

Die von den USA angegriffenen iranischen Atomanlagen sind laut US-Präsident Donald Trump weitestgehend vernichtet worden. "Monumentale Schäden wurden an allen Nuklearanlagen im Iran angerichtet, wie Satellitenbilder zeigen", erklärte Trump am Sonntag (Ortszeit) in seinem Onlinedienst Truth Social. "Vernichtung ist ein zutreffender Begriff" schrieb er. Angaben zu den Bildern, auf die er sich bezog, machte er zunächst nicht.

Textgröße ändern: