Deutsche Tageszeitung - Macron ruft zu Schutz der Demokratie und Neubeginn in Europa auf

Macron ruft zu Schutz der Demokratie und Neubeginn in Europa auf


Macron ruft zu Schutz der Demokratie und Neubeginn in Europa auf
Macron ruft zu Schutz der Demokratie und Neubeginn in Europa auf / Foto: ©

Weniger als drei Monate vor der Europawahl hat der französische Präsident Emmanuel Macron in einem flammenden Appell zum Schutz der Demokratie in Europa aufgerufen. Macron warnte in einem Gastbeitrag, der am Dienstag in der "Welt" und Tageszeitungen der anderen EU-Mitgliedsländer erschien, vor nationalistischer Abschottung und der Manipulation wütender Bürger. Ein "Neubeginn in Europa" müsse auf den drei Säulen "Freiheit, Schutz und Fortschritt" beruhen.

Textgröße ändern:

"Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg war Europa so wichtig. Und doch war Europa noch nie in so großer Gefahr", erklärte Macron in dem Beitrag, mit dem er offenbar seine Kampagne für die Europawahl Ende Mai einläutete. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Nationalisten, die keine Lösungen anzubieten haben, die Wut der Völker ausnutzen. Wir dürfen nicht Schlafwandler in einem erschlafften Europa sein. Wir dürfen nicht weitermachen wie bisher", warnte er.

Macron sprach sich unter anderem für die Gründung einer "europäischen Agentur zum Schutz der Demokratie" aus. Diese sollte in jeden Mitgliedstaat Experten entsenden, um die Wahlen vor Hackerangriffen und Manipulationen zu schützen. Die wichtigste Freiheit in Europa sei die "demokratische Freiheit, unsere Volksvertreter zu wählen, während bei jeder Wahl fremde Mächte unser Wahlverhalten zu beeinflussen suchen".

"Im Sinne dieser Unabhängigkeit sollten wir auch die Finanzierung europäischer politischer Parteien durch fremde Mächte verbieten", schrieb Macron in dem Beitrag, der auch in den Zeitungen "The Guardian", "El País" und "Corriere della Sera" erschien.

Macron forderte zudem, den Schengen-Raum neu zu überdenken. "Ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft kann nur entstehen, wenn diese Grenzen hat, die sie beschützt", erklärte er. Der französische Präsident schlug "eine gemeinsame Grenzpolizei und eine europäische Asylbehörde" vor und forderte "strenge Kontrollbedingungen, eine europäische Solidarität, zu der jedes Land seinen Teil beiträgt, unter der Aufsicht eines Europäischen Rats für innere Sicherheit".

Er glaube "angesichts der Migration an ein Europa, das sowohl seine Werte als auch seine Grenzen beschützt". Europa sei in den Augen vieler Bürger ein "seelenloser Markt" geworden. Ein Markt sei zwar "nützlich", dürfe aber "nicht die Notwendigkeit schützender Grenzen und einigender Werte vergessen machen", mahnte er.

Mit Verweis auf Großbritannien erklärte Macron, der Brexit sei "ein Symbol für die Krise in Europa, das nicht angemessen auf die Schutzbedürfnisse der Völker angesichts der Umwälzungen in der heutigen Welt" reagiert habe. Über die Folgen des EU-Austritts seien die Briten nicht aufgeklärt worden. Die "Sackgasse des Brexit" müsse "eine Lehre für uns alle" sein.

Macron listete eine Reihe von Initiativen auf, mit denen die EU sich stärken soll. Er regte unter anderem eine Reform der Wettbewerbspolitik an und eine Neuausrichtung der Handelspolitik. Die EU solle "Unternehmen bestrafen oder verbieten, die unsere strategischen Interessen und unsere wesentlichen Werte untergraben, wie Umweltstandards, Datenschutz und eine Entrichtung von Steuern in angemessener Höhe". In strategischen Branchen und bei öffentlichen Aufträgen müssten europäische Unternehmen bevorzugt behandelt werden, "wie es unsere Konkurrenten in den USA und in China tun".

Auch im Bereich Arbeit und Soziales solle Europa wieder eine Vorreiterrolle spielen, forderte Macron. So müsse es für alle Arbeitnehmer eine soziale Grundsicherung geben, die "einen an jedes Land angepassten und jedes Jahr gemeinsam neu verhandelten europaweiten Mindestlohn" gewährleiste. Innovationen müssten stärker gefördert werden und Grundlage für das Handeln aller europäischen Institutionen müsse der Klimaschutz sein.

(V.Korablyov--DTZ)

Empfohlen

Trump trifft Netanjahu und warnt vor "drittem Weltkrieg" bei Wahlniederlage

Ex-US-Präsident Donald Trump hat bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor einem "dritten Weltkrieg" gewarnt, sollten seine Republikaner nicht die Präsidentschaftswahl gewinnen. "Wenn wir gewinnen, wird alles ganz einfach. Dann klappt alles und ganz schnell", sagte Trump, der am Freitag Netanjahu und dessen Frau an seinem Anwesen in Florida empfing. "Wenn wir nicht gewinnen, gibt es große Kriege im Nahen Osten und vielleicht den dritten Weltkrieg."

Israels Armee: Bereiten "entscheidende Offensive" gegen Hisbollah im Libanon vor

Die israelische Armee bereitet laut eigenen Angaben eine "entscheidende Offensive" gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Die Truppen bereiteten sich auf den "Übergang zur Offensive" vor, sagte der israelische Generalmajor Ori Gordin laut Militärangaben vom Freitag. "Wenn der Moment kommt und wir in die Offensive gehen, wird es eine entscheidende Offensive", fügte er hinzu.

Russisches Kriegsschiff legt für Zwischenstopp in Algerien an

Das modernste Kriegsschiff der russischen Flotte, die "Admiral Gorschkow", macht laut Angaben aus Moskau für einen Zwischenstopp in Algerien Station. Das mit Hyperschallraketen ausgestattete Schiff habe am Freitag für mehrere Tage im Hafen von Oran am Mittelmeer angelegt, teilte das russische Verteidigungsministerium. Laut der Nachrichtenagentur Tass wird das Schiff vom Tanker "Akademik Paschin" begleitet.

EU gibt Erlöse aus russischem Vermögen für die Ukraine frei

Die Europäische Union hat am Freitag erstmals 1,5 Milliarden Euro aus Zinserlösen für eingefrorene russische Vermögenswerte für die Ukraine freigegeben. Das Geld werde für die "Verteidigung und den Wiederaufbau" an die Ukraine überwiesen, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. "Es gibt kein besseres Symbol oder keine bessere Verwendung für das Geld des Kremls, als die Ukraine und ganz Europa zu einem sichereren Ort zum Leben zu machen", hieß es weiter.

Textgröße ändern: