![Kardinal Marx will offene Debatte über Zölibat in katholischer Kirche führen](https://www.deutschetageszeitung.de/media/shared.dtz/images/article-auto/873225f8bb1222b6d979db5349974723f66bc882_high.jpg)
Kardinal Marx will offene Debatte über Zölibat in katholischer Kirche führen
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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, will eine offene Debatte über den Zölibat für Priester führen. Als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal hätten sich die Bischöfe auf ihrer Frühjahrsvollversammlung in Lingen einstimmig für einen sogenannten synodalen Weg entschieden, der auch die katholische Sexualmoral hinterfragen solle. Die Opferorganisation Eckiger Tisch warf den Bischöfen derweil vor, bei der Entschädigung von Missbrauchsopfern weiter zu mauern.
Marx hob zum Ende der Frühjahrsvollversammlung besonders hervor, dass sich alle Bischöfe einstimmig für den synodalen Weg entschieden hätten. Im Vorfeld des Treffens hatte Marx bemängelt, dass es als Folge des Missbrauchskandals ein wachsendes Gegeneinander in der katholischen Kirche statt eines gemeinsamen Neuanfangs gebe.
Marx sagte, auf dem angekündigten synodalen Weg solle auch über die priesterliche Lebensform gesprochen werden. Es solle dabei auch darüber gesprochen werden, "ob Priesterweihe und zölibatäre Lebensform immer gebunden sein müssen".
Katholische Priester müssen in aller Regel ehelos leben, es gibt nur wenige Ausnahmen etwa für zur katholischen Kirche konvertierte verheiratete evangelische Geistliche. Über den Zölibat wird seit längerer Zeit diskutiert. Neu ist, dass nach dem Beschluss der Bischofskonferenz auch mit den Laien und Betroffenen des Missbrauchsskandals Debatten geführt und konkrete Ergebnisse formuliert werden sollen.
Marx sagte, die deutsche Kirche werde die Ergebnisse dann auch auf der Ebene der Weltkirche vertreten. Neben der Ehelosigkeit der Priester will die Bischofskonferenz auch die Frage nach dem Umgang mit Macht in der Kirche und die Frage nach der Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral debattieren.
Der Sprecher der Opfervertretung Eckiger Tisch, Matthias Katsch, nannte es zwar ermutigend, dass Marx in Lingen auch sein persönliches Versprechen gegeben habe, alles in Gang zu bringen und wiedergutzumachen, was möglich sei. Dennoch vermisse er klare Worte zur Frage der Hilfe und Entschädigung der Opfer. "Die Bischöfe wirken bei dieser Frage überfordert." Das Wort "Entschädigung" komme ihnen nicht über die Lippen.
Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, begrüßte den Beschluss zum synodalen Weg. Das ZdK stehe bereit, die Vorbereitung zügig voranzubringen, "wenn der Wille zu wirklicher Veränderung erkennbar wird". Die Bischofskonferenz hatte die Laien eingeladen, an dem neuen Format mitzuwirken.
(P.Tomczyk--DTZ)