
Deutschland: Amtszeit von Missbrauchsbeauftragtem Rörig verlängert

Das Bundeskabinett hat den Missbrauchsbeauftragten Johannes Wilhelm Rörig für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt. Zudem soll im November ein Nationaler Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen eingerichtet werden, wie das Bundesfamilienministerium am Mittwoch mitteilte. Mit ihren Entscheidungen will die Regierung die Arbeit gegen Kindesmissbrauch verstetigen.
"Sexualisierte Gewalt gegen Mädchen und Jungen passiert immer noch viel zu häufig. Ich möchte alles dafür tun, dass jedes Kind geschützt wird", erklärte Familienministerin Franziska Giffey (SPD). Dazu brauche es Durchsetzungskraft, Kompetenz und einen sensiblen Umgang mit dem Thema. "All das bringt Herr Rörig mit", hob Giffey hervor.
In den kommenden Monaten will Giffey auch den Betroffenenrat neu berufen, der an die Amtszeit des Missbrauchsbeauftragten der Regierung gekoppelt und bei seinem Amt eingerichtet ist. Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs soll ihre Arbeit bis Ende 2023 fortsetzen und am kommenden Mittwoch ihren ersten Bilanzbericht öffentlich vorstellen.
Die Familienministerin will zudem am 18. November anlässlich des Europäischen Tages gegen sexuelle Gewalt und Ausbeutung von Kindern den Nationalen Rat gegen Kindesmissbrauch einberufen. Das Expertengremium soll laut Familienministerium "Strategien zu einer dauerhaften Verbesserung von Prävention, Schutz und Hilfen bei sexualisierter Gewalt und Ausbeutung erarbeiten, Vorschläge für kind- und betroffenengerechtere Verfahren entwickeln und eine langfristige Forschungsstrategie zum Themenfeld aufstellen, damit Kinder und Jugendliche on- und offline wirksam geschützt werden".
Die dauerhafte Einrichtung des Amtes und des Betroffenenrates sowie die Verlängerung der Aufarbeitungskommission für fünf Jahre zeigten, "dass sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen und die schwerwiegenden Folgen für Betroffene und unsere Gesellschaft nicht länger tabuisiert und hingenommen werden", begrüßte Rörig die Entscheidungen der Bundesregierung. "Nur durch die enge Kooperation und Vernetzung aller gesamtgesellschaftlichen Kräfte werden wir Missbrauch wirksam bekämpfen können", hob er hervor. Dazu gehöre auch der Nationale Rat, der möglichst viele Akteure einbeziehen solle.
Das Familienministerium wies darauf hin, dass laut Polizeilicher Kriminalstatistik 2017 insgesamt 13.500 Kinder und Jugendliche Opfer von sexualisierter Gewalt und Ausbeutung wurden. 1600 der Opfer seien jünger als sechs Jahre gewesen. Aktuelle Dunkelfeldforschungen gehen demnach davon aus, dass jeder Siebte bis Achte in Deutschland sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend erlitten hat. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht für Deutschland von einer Million betroffener Mädchen und Jungen aus, die sexuelle Gewalt erlebt haben oder erleben. (I.Beryonev--DTZ)