
Immer mehr Erwerbsminderungsrentner sind auf Sozialhilfe angewiesen

Immer mehr Erwerbsminderungsrentner sind auf ergänzende Sozialhilfe angewiesen, um über die Runden zu kommen. Die Zahl der Betroffenen hat sich von 102.578 im Jahr 2010 auf 196.466 im Jahr 2017 fast verdoppelt, wie aus einer AFP am Donnerstag vorliegenden Regierungsantwort auf eine Linken-Anfrage hervorgeht.
Der Anteil der Erwerbsminderungsrentner, die zusätzlich Grundsicherung benötigen, stieg in dem Zeitraum damit von 9,5 auf 15,2 Prozent. Zuvor hatte die "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Donnerstag über die Anfrage berichtet. Zahlen für das Jahr 2018 lagen dem Ministerium demnach noch nicht vor.
Erwerbsminderungsrenten werden unter bestimmten Umständen an Versicherte gezahlt, die aus gesundheitlichen Gründen dauerhaft nicht mehr arbeiten können. Seit Jahresbeginn gelten dabei Verbesserungen: Die Betroffenen werden bei der Berechnung ihrer Rente so behandelt, als hätten sie bis zum Alter von 65 Jahren und acht Monaten weitergearbeitet.
Zuvor hatte eine Zurechnungszeit von 62 Jahren und zwei Monaten gegolten. Von der zu Jahresbeginn in Kraft getretenen Reform profitieren allerdings nur Neu-Rentner. Wer schon zuvor eine Erwerbsminderungsrente bezog, profitiert nicht von den Verbesserungen.
Das soll sich nach dem Willen der Linken ändern. Die Verbesserungen bei der Zurechnungszeit müssten auch den Bestandsrentnern zugutekommen, forderte Linken-Sozialexpertin Sabine Zimmermann in der der "NOZ". Denn für sie reiche die Erwerbsminderungsrente immer öfter nicht zum Leben.
Zimmermann verlangte überdies eine "grundlegende Kehrtwende" in der Rentenpolitik mit einer Erhöhung des Rentenniveaus auf 53 Prozent sowie einer Abschaffung der Abschläge für Erwerbsgeminderte. "Krankheit ist ein Schicksal, dass nicht noch zusätzlich bestraft werden darf", erklärte die Linken-Politikerin.
(U.Beriyev--DTZ)