
IS-Chef Bagdadi tritt erstmals nach fünf Jahren in Propaganda-Video auf

Erstmals seit fünf Jahren ist der IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi wieder in einem Propaganda-Video aufgetreten. In dem am Montag von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) veröffentlichten Video bezieht sich al-Bagdadi auf das Ende der Gefechte um die IS-Bastion Baghus im Osten Syriens im März und droht "Rache" für getötete IS-Mitglieder an.
Unklar ist, wann das Video aufgenommen wurde. Al-Bagdadi spricht darin jedoch von den monatelangen Kämpfen um Baghus, dem letzten Rückzugsort der Dschihadistenmiliz in Syrien, der im März fiel. "Der Kampf um Baghus ist vorbei", sagt der IS-Führer. Der Kampf des IS gegen den Westen sei jedoch eine "lange Schlacht".
Al-Bagdadi droht in dem Video, der IS werde "Rache nehmen" für seine getöteten Kämpfer. "Es wird noch mehr passieren nach diesem Kampf", sagt er.
Das Video zeigt den 47-Jährigen mit gekreuzten Beinen auf einem Polster. Er spricht zu drei Männern, deren Gesichter unkenntlich gemacht wurden. Al-Bagdadi trägt einen langen grauen Bart, der offenbar mit Henna gefärbt wurde. Er spricht langsam und macht sekundenlange Pausen mitten in seinen Sätzen.
Der einzige bekannte öffentliche Auftritt des IS-Anführers war Anfang Juli 2014 im nordirakischen Mossul, bei dem er alle Muslime zum Gehorsam gegenüber dem "IS-Kalifat" aufgerufen hatte. Seitdem veröffentlichte seine Gruppe in unregelmäßigen Abständen Audiobotschaften, die von al-Bagdadi stammen sollen.
Die letzte Aufnahme wurde im August 2018 veröffentlicht, acht Monate nachdem der Irak den Sieg über den IS erklärt hatte. In der Öffentlichkeit wurde der Iraker, der an Diabetes leidet, jedoch nicht wieder gesehen.
Nach erbittert geführten Kämpfen hatte ein von den USA unterstütztes kurdisch-arabisches Bündnis am 23. März den Ort Baghus nahe der irakischen Grenze erobert. Die Dschihadisten kontrollieren aber noch einige unbewohnte Gebiete in der Badia-Wüste und verüben auch immer noch Anschläge. Auch die Selbstmordanschläge am Ostersonntag in Sri Lanka, bei der mehr als 250 Menschen getötet wurden, reklamierte der IS für sich.
Nach der Zerschlagung des "IS-Kalifats" blieb der Verbleib des IS-Führers zunächst ein Rätsel. Es war unklar, ob al-Bagdadi sich mit seinen letzten Kämpfern in der syrischen Wüste versteckt hatte, im Irak untergetaucht oder längst tot war.
Mehrfach wurde er bereits für tot erklärt, mindestens einmal wurde er verletzt. Die USA haben auf ihn ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar (22 Millionen Euro) ausgesetzt.
(A.Nikiforov--DTZ)