Deutsche Tageszeitung - "Attraktiver Kerl": Trump nach Treffen mit Syriens Präsidenten voll des Lobes

"Attraktiver Kerl": Trump nach Treffen mit Syriens Präsidenten voll des Lobes


"Attraktiver Kerl": Trump nach Treffen mit Syriens Präsidenten voll des Lobes
"Attraktiver Kerl": Trump nach Treffen mit Syriens Präsidenten voll des Lobes / Foto: © Saudi Royal Palace/AFP

Nach einem Treffen mit dem syrischen Übergangs-Staatschef Ahmed al-Schaara hat sich US-Präsident Donald Trump überschwänglich über den früheren Dschihadisten geäußert. Trump bezeichnete die Begegnung am Mittwoch als "großartig" und beschrieb al-Schaara als "jungen, attraktiven Kerl" und "Kämpfer".

Textgröße ändern:

Es war die erste persönliche Begegnung zwischen Staatsoberhäuptern der Vereinigten Staaten und Syriens seit 25 Jahren. Zuletzt hatte der damalige US-Präsident Bill Clinton im Jahr 2000 Hafis al-Assad getroffen, den Vater des im Dezember gestürzten syrischen Machthabers Baschar al-Assad.

Das syrische Außenministerium bezeichnete das halbstündige Treffen zwischen Trump und al-Schaara in der saudiarabischen Hauptstadt Riad als "historisch". Am Tag davor hatte Trump die Aufhebung der langjährigen US-Sanktionen gegen Syrien angekündigt.

Während des Weiterflugs nach Katar in der Präsidentenmaschine Air Force One beschrieb Trump den Übergangspräsidenten der islamistischen Regierung in Syrien auch als "robusten Kerl" mit einer "sehr starken Vergangenheit".

Die von al-Schaara angeführte islamistische HTS-Miliz und mit ihr verbündete Gruppierungen hatten Assad nach mehr als 13-jährigem Bürgerkrieg im Dezember gestürzt. Die HTS ist ein früherer Zweig von Al-Kaida, hatte sich jedoch vor Jahren von dem Terrornetzwerk losgesagt, das für die Anschläge in den USA vom 11. September 2001 verantwortlich war. Der frühere Dschihadist al-Schaara bemüht sich seit seinem Amtsantritt als Übergangspräsident um ein moderateres Image.

Trump forderte nach Angaben des Weißen Hauses den syrischen Übergangspräsidenten bei dem Treffen auf, die Beziehungen Syriens zu Israel zu normalisieren und palästinensische "Terroristen" auszuweisen. Auch solle Syrien die Kontrolle über Internierungslager im Nordosten Syriens übernehmen, in denen Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) festgehalten werden. Diese Lager werden bislang von kurdischen Kämpfern kontrolliert.

Bei dem Treffen anwesend war auch der saudiarabische Kronprinz und De-facto-Herrscher Mohammed bin Salman. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nahm per Videoschaltung ebenfalls teil, wie die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.

Das syrische Außenministerium teilte mit, Trump und al-Schaara hätten über "Wege zur syrisch-amerikanischen Partnerschaft bei Antiterrorismus-Anstrengungen" beraten. Zu der Frage einer Normalisierung der Beziehungen zu Israel äußerte sich das Außenministerium hingegen nicht.

Trump sagte an Bord der Air Force One, al-Schaara habe auf seine Aufforderung, wie andere arabische Staaten ein sogenanntes Abraham-Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen zu Israel zu unterzeichnen, mit "Ja" geantwortet. Allerdings habe Syrien in dieser Hinsicht noch "viel Arbeit zu tun", fügte der US-Präsident hinzu.

Die von Trump bereits am Dienstag verkündete Aufhebung der US-Sanktionen löste Jubel in Syrien aus, Menschen feierten auf den Straßen. Der syrische Außenminister Asaad al-Schaibani sprach laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana von einem "entscheidenden Wendepunkt für das syrische Volk in unserer Entwicklung hin zu einer Zukunft der Stabilität, der wirtschaftlichen Stabilität und des echten Wiederaufbaus nach Jahren eines zerstörerischen Krieges".

Trump sagte nach dem Gespräch mit al-Schaara bei einem Treffen mit Staatenlenkern der Golfregion, damit werde Syrien "eine gute, starke Chance" für den Wiederaufbau gegeben, der keine leichte Aufgabe sei.

Für die Wiederannäherung zwischen den USA und Syrien nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Assad hatten sich Saudi-Arabien sowie die Türkei stark gemacht. Trump setzte sich mit seinen Annäherungsschritten allerdings über die starken Vorbehalte Israels gegenüber der neuen syrischen Führung hinweg.

Ende Februar hatte bereits die EU ihre Strafmaßnahmen gegen das Land teilweise ausgesetzt. Die USA hatten als Voraussetzung für die Aufhebung der Sanktionen von den neuen syrischen Machthabern unter anderem den Schutz von Minderheiten gefordert.

Die neue syrische Führung hat wiederholt versichert, die Minderheiten schützen zu wollen. In den vergangenen Wochen haben allerdings mit der syrischen Regierung verbundene Kämpfer Angehörige der religiösen Minderheiten der Alawiten und Drusen angegriffen, zahlreiche Menschen wurden dabei getötet.

Trump verfolgt unterdessen mit seiner dreitägigen Nahost-Reise vor allem wirtschaftliche Ziele. Zum Auftakt der Reise schlossen die USA und Saudi-Arabien am Dienstag ein Rüstungsabkommen im Volumen von 142 Milliarden Dollar (127,4 Milliarden Euro). Der Golfstaat werde "hochmodernes Kampfgerät" aus den USA erhalten, erklärte das Weiße Haus.

In Katar gab Trump dann bekannt, dass die dortige Fluggesellschaft Qatar Airways 160 Flugzeuge im Wert von 200 Milliarden Dollar (178 Milliarden Euro) beim US-Flugzeugbauer Boeing bestellt habe. Es sei "die größte Bestellung in der Geschichte von Boeing". Das sei "ziemlich gut".

Trump sieht sich allerdings zuhause des Vorwurfs von Interessenkonflikten ausgesetzt, weil er sich von Katar einen Luxusjet schenken lassen und diesen als neue Air Force One nutzen will.

(A.Nikiforov--DTZ)

Empfohlen

Wirbel um SPD-"Manifest": Mützenich und Stegner rechtfertigen sich

Angesichts des Wirbels um das außenpolitische "Manifest" der SPD-Friedenskreise haben sich die Initiatoren um Beschwichtigung bemüht. Ex-Fraktionschef Rolf Mützenich räumte am Donnerstag ein: "Ich kann mit meinen Bemühungen und Ansichten jederzeit auch scheitern." Das Papier sei auch nicht als Angriff auf SPD-Chef Lars Klingbeil gedacht gewesen. Ex-Parteichef Norbert Walter-Borjans zeigte sich "bestürzt" über das öffentliche Echo: "Wir plädierten einfach nur für Gespräche mit Russland."

Linke bietet SPD nach "Manifest" zur Außenpolitik Dialog an

Nach Bekanntwerden des "Manifests" prominenter SPD-Politiker für eine außenpolitische Wende hat die Linkspartei den Sozialdemokraten eine Zusammenarbeit angeboten. Es gebe "unterschiedliche Auffassungen, wie man zum Frieden gelangt", sagte der Fraktionsvorsitzende Sören Pellmann am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. "In diesem Sinne treten wir gerne mit der SPD in den Dialog, wie man diesen erreichen kann."

UNO: Zahl der gewaltsam Vertriebenen im vergangenen Jahr erneut gestiegen

Die Zahl der gewaltsam vertriebenen Menschen ist im vergangenen Jahr auf 123,2 Millionen gestiegen. Bis Ende April 2025 sank diese Zahl auf 122,1 Millionen, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am Donnerstag in seinem jährlichen Weltflüchtlingsbericht "Global Trends" mitteilte. Dabei flohen die meisten Menschen vor Kriegen und großen Konflikten, vor allem im Sudan, Myanmar und der Ukraine.

SPD-Außenpolitiker Stegner verteidigt Forderung nach Gesprächen mit Russland

Der SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner hat die von ihm mit verfassten Forderungen nach einer Wende in der deutschen Außenpolitik gegenüber Russland erneut verteidigt. "Die Strategie, Russland militärisch an den Verhandlungstisch zu zwingen, ist doch gescheitert", sagte der Bundestagsabgeordnete am Donnerstag im ZDF-"Morgenmagazin". Es müsse mehr "diplomatische Anstrengungen" zur Beendigung von Kriegen wie dem in der Ukraine geben.

Textgröße ändern: