Deutsche Tageszeitung - Vier Tote und dutzende Verletzte bei russischen Vergeltungsangriffen auf Ukraine

Vier Tote und dutzende Verletzte bei russischen Vergeltungsangriffen auf Ukraine


Vier Tote und dutzende Verletzte bei russischen Vergeltungsangriffen auf Ukraine
Vier Tote und dutzende Verletzte bei russischen Vergeltungsangriffen auf Ukraine / Foto: © AFP

Russland hat die Ukraine erneut mit massiven Luftangriffen überzogen. In der Hauptstadt Kiew wurden in der Nacht zum Freitag nach ukrainischen Angaben mindestens drei Menschen getötet, ein weiteres Todesopfer gab es demnach im Westen des Landes. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, Moskau habe die Ukraine mit mehr als 400 Drohnen und 45 Raketen angegriffen. Der Kreml bezeichnete die Angriffe als eine "Reaktion" auf die massiven ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Militärstützpunkte am Wochenende.

Textgröße ändern:

Innenminister Ihor Klymenko zufolge wurden in Kiew drei Rettungskräfte bei einem Einsatz getötet. Sie seien getroffen worden, als sie Menschen nach einem Angriff halfen, erklärte Klymenko. Mehrere Menschen seien zudem verletzt worden.

Nach Angaben der ukrainischen Rettungsdienste wurde Kiew in der Nacht von Russland mit "Drohnen und ballistischen Raketen" angegriffen. Dabei seien mehrere Stadtteile getroffen worden. Die Angriffe lösten demnach mehrere Brände aus. Durch den Beschuss wurden auch Bahngleise in der Region Kiew beschädigt.

AFP-Journalisten in Kiew hörten in der Nacht Explosionen und Warnsirenen und berichteten von einem ausgebrannten Einschlagsloch an der Fassade eines Wohnblocks. Ringsum waren demnach Trümmer und Scherben verstreut.

Mehrere Angriffe trafen auch die westukrainische Stadt Luzk in der Region Wolyn und die Regionen Lwiw und Ternopil. "Heute hat der Feind den bisher massivsten Luftangriff auf unsere Region ausgeführt", erklärte der Chef der Militärverwaltung von Ternopil, Wjatscheslaw Negoda.

In Luzk wurde nach Regierungsangaben am Nachmittag die Leiche eines Mannes aus den Trümmern eines zerstörten Gebäudes geborgen. Selenskyj zufolge griff die russische Armee Ziele in neun Regionen an, insgesamt seien dabei fast 80 Menschen verletzt worden. Knapp die Hälfte der von Russland abgefeuerten Drohnen und 36 von 45 russischen Raketen seien von der Luftabwehr abgefangen worden.

Die Ukraine hatte am vergangenen Wochenende mit Drohnen Militärstützpunkte tief in russischem Staatsgebiet angegriffen und dabei eine Reihe russischer Militärflugzeuge zerstört. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow kündigte am Donnerstag eine Reaktion an. Diese werde erfolgen, "wie und wann" es "unser Militär für angemessen hält".

Am Freitag erklärte das russische Verteidigungsministerium dann, die Armee habe in der Nacht als "Reaktion" einen "massiven" Angriff auf die Ukraine ausgeführt. Dabei seien "militärische Ziele" ins Visier genommen worden.

Kiew meldete indes am Freitag erneut "erfolgreiche" nächtliche Angriffe auf zwei russische Militärflugplätze. Dabei handelt es sich der ukrainischen Armee zufolge um "den Flugplatz Engels in der Region Saratow", auf dem "sich feindliche Flugzeuge konzentrieren" sowie den Luftwaffenstützpunkt Dyagilewo in der Region Rjasan, von dem aus "Raketenangriffe auf ukrainisches Gebiet unterstützt wurden".

In Russland wurden unterdessen in der Nacht zum Freitag bei ukrainischen Angriffen drei Menschen in der westlichen Region Tula verletzt, wie örtliche Behörden mitteilten. Der Bürgermeister von Moskau, Sergei Sobjanin, erklärte, die russische Luftabwehr habe eine Drohne abgeschossen, die auf dem Weg in die Hauptstadt gewesen sei. An dem abgewehrten Angriffsversuch auf Moskau seien insgesamt "zehn feindliche Drohnen" beteiligt gewesen.

Kiew rief nach den massiven nächtlichen Angriffen seine internationalen Verbündeten auf, Druck auf Russland auszuüben, damit es die Angriffe einstellt. Selenskyj forderte ein "entschlossenes Handeln": "Wer keinen Druck ausübt und dem Krieg mehr Zeit gibt zu töten, macht sich mitschuldig und ist mitverantwortlich", schrieb der Präsident in einem Onlinedienst.

In den vergangenen Wochen waren die internationalen Bemühungen um eine Waffenruhe in der Ukraine verstärkt worden - gleichzeitig nahmen jedoch die gegenseitigen Angriffe weiter zu. Erstmals seit drei Jahren fanden wieder direkte Gespräche zwischen Vertretern Russlands und der Ukraine statt. Bei den beiden Verhandlungsrunden in Istanbul wurden Gefangenenaustausche vereinbart - in Bezug auf eine Waffenruhe gab es jedoch keine Fortschritte. Russlands Präsident Wladimir Putin hat eine vollständige und bedingungslose Waffenruhe mehrfach abgelehnt.

Kreml-Sprecher Peskow bezeichnete den Konflikt in der Ukraine am Freitag als "existenziell" für Russland. Von Journalisten wurde er auf eine Äußerung von US-Präsident Donald Trump angesprochen, der die Situation in der Ukraine mit einer "Rauferei" zwischen "zwei kleinen Kindern" in einem Park verglichen hatte. "Für uns ist dies eine existenzielle Frage, eine Frage der nationalen Interessen, der Sicherheit, unserer Zukunft und der Zukunft unserer Kinder", sagte Peskow.

(O.Tatarinov--DTZ)

Empfohlen

Kaliforniens Gouverneur verklagt Fox News wegen Falschdarstellung zu Nationalgarde-Einsatz

Wegen mutmaßlicher Falschberichterstattung im Zusammenhang mit dem Streit um die Entsendung der Nationalgarde nach Los Angeles hat der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom den konservativen US-Sender Fox News auf hunderte Millionen Dollar Schadenersatz verklagt. Hinsichtlich eines Telefongesprächs zwischen ihm und US-Präsident Donald Trump habe Fox News "absichtlich die Tatsachen" verdreht, um ihn als "Lügner" darzustellen, legte Newsom in seiner Klage dar.

Pro Asyl will juristisch gegen Aussetzung von Familiennachzug vorgehen

Die Flüchtlingsschutzorganisation Pro Asyl will juristisch gegen die vom Bundestag beschlossene Aussetzung des Familiennachzugs für Flüchtlinge mit eingeschränktem Schutzstatus vorgehen. "Wir lassen das Gesetz rechtlich prüfen und würden Klagen dagegen unterstützen", sagte Pro-Asyl-Geschäftsführer Karl Kopp dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Seine Organisation hatte bereits erfolgreich eine Klage gegen die Zurückweisung von Asylbewerbern an den deutschen Außengrenzen unterstützt.

SPD-Parteitag verabschiedet Scholz und Esken

Die SPD setzt am Samstag ihren Parteitag in Berlin fort. Zum Auftakt wird der abgewählte Kanzler Olaf Scholz (SPD) verabschiedet (09.00 Uhr). Er hält vor den Delegierten nochmals eine Rede, in der er eine Bilanz seiner Regierungsjahre ziehen dürfte. Vor den Delegierten sprechen wird auch die ausgeschiedene Ko-Parteichefin Saskia Esken, die am Freitag in der Doppelspitze neben Vize-Kanzler Lars Klingbeil durch Arbeitsministerin Bärbel Bas ersetzt wurde.

Tim Klüssendorf mit 90,76 Prozent zum SPD-Generalsekretär gewählt

Der SPD-Parteitag hat Tim Klüssendorf zum neuen Generalsekretär gewählt. Der 33-Jährige aus Lübeck erhielt am Freitag bei dem Treffen in Berlin 90,76 Prozent der Stimmen. Zuvor hatten die Delegierten Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas zur neuen Ko-Vorsitzenden in den Parteispitze neben Vize-Kanzler Lars Klingbeil gewählt.

Textgröße ändern: