Deutsche Tageszeitung - Italienisches Boot mit 41 Flüchtlingen an Bord legt trotz Verbots in Lampedusa an

Italienisches Boot mit 41 Flüchtlingen an Bord legt trotz Verbots in Lampedusa an


Italienisches Boot mit 41 Flüchtlingen an Bord legt trotz Verbots in Lampedusa an
Italienisches Boot mit 41 Flüchtlingen an Bord legt trotz Verbots in Lampedusa an / Foto: ©

Eine Woche nach der deutschen "Sea-Watch 3" hat auch ein italienisches Flüchtlings-Rettungsschiff trotz des Verbots der Regierung in Rom in Lampedusa angelegt. Das Segelboot "Alex" der Hilfsorganisation Mediterranea mit 41 Migranten an Bord dockte am Samstagabend im Hafen der italienischen Mittelmeerinsel an. Das deutsche Rettungsschiff "Alan Kurdi" mit 65 Geretteten an Bord lag weiter vor Lampedusa. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) bot an, einen Teil der Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen.

Textgröße ändern:

Am Hafen wartete ein Großaufgebot von Polizisten auf das Segelschiff "Alex", wie im italienischen Fernsehen zu sehen war. Zunächst ging keiner von Bord. Zuvor hatte die Organisation den Notstand auf dem Boot ausgerufen und war in Richtung Lampedusa gesegelt.

Die hygienischen Bedingungen an Bord seien nicht länger tragbar, schrieb Mediterranea nach zwei Tagen Wartens vor der Küste im Kurzbotschaftendienst Twitter. Lampedusa sei der einzig mögliche sichere Hafen.

Innenminister Matteo Salvini von der rechtsradikalen Lega schrieb nach dem Andocken des Schiffes bei Twitter, bei der Crew der "Alex" handele es sich um "Schakale". Er verbot den Menschen, das Schiff zu verlassen. Daraufhin forderte Mediterranea den Vizeregierungschef per Twitter auf, "die unnötige Grausamkeit" zu beenden und alle von Bord zu lassen.

Seehofer forderte nach Angaben aus Regierungskreisen in Berlin Salvini in einem Brief dazu auf, die Blockade italienischer Häfen für Flüchtlings-Rettungsschiffe aufzuheben. Demnach betonte Seehofer, dass es sich bei der Rettung von Menschen in Seenot um eine humanitäre Pflicht handle, die nicht in Frage gestellt werden dürfe.

Die Bundesregierung sei "im Rahmen einer europäisch-solidarischen Lösung bereit, einen Teil der aus Seenot Geretteten aufzunehmen", erklärte Seehofer bei Twitter. Nach AFP-Informationen betonte der CSU-Politiker gegenüber Salvini, dass diese Unterstützung nicht nur für Flüchtlinge gelte, die von Schiffen unter deutscher Flagge gerettet wurden. In jedem Fall müsse schnell eine Lösung für die Menschen an Bord der beiden Schiffe gefunden werden.

Die "Alan Kurdi" der deutschen Rettungsorganisation Sea-Eye hatte nach eigenen Angaben am Freitag 65 Menschen von einem Schlauchboot im Mittelmeer gerettet und liegt nun in internationalen Gewässern vor Lampedusa. Ein Angebot der libyschen Küstenwache, den Hafen der Stadt Sawija als "sicheren Zufluchtsort" anzulaufen, lehnte das Rettungsschiff ab.

Wegen seiner harten Haltung bei Flüchtlingsrettungen ist Salvinis Popularität sowie die seiner rechtsradikalen Partei Lega in Italien gestiegen. Laut einer am Samstag in der Zeitung "Corriere della Sera" veröffentlichten Umfrage stimmen 59 Prozent der Italiener der Schließung italienischer Häfen für Rettungsschiffe von Nichtregierungsorganisationen zu.

Vergangene Woche hatte die "Sea-Watch 3" der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch trotz des Verbots der populistischen Regierung in Rom Kurs auf die italienischen Hoheitsgewässer genommen und mit zuletzt noch 40 Migranten an Bord im Hafen Lampedusas angelegt. Die deutsche Kapitänin Carola Rackete war daraufhin festgenommen und erst am Dienstag wieder freigelassen worden. Rackete wird unter anderem Beihilfe zur illegalen Einwanderung vorgeworfen.

Aus Solidarität mit zivilen Seenotrettern und zur Unterstützung der Rechte von Flüchtlingen gingen am Samstagnachmittag in zahlreichen deutschen Städten tausende Menschen auf die Straße. Die Bewegung Seebrücke sprach von insgesamt rund 30.000 Demonstranten in mehr als hundert Städten.

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Entscheidende Stichwahl um das Präsidentenamt in Moldau

In Moldau geht am Sonntag die Präsidentschaftswahl in die entscheidende Runde. In einer Stichwahl tritt die pro-europäische Amtsinhaberin Maia Sandu gegen den Kandidaten der russlandfreundlichen Sozialisten, Alexandr Stoianoglo, an. Sandu hatte vor zwei Wochen die erste Runde zwar mit 42 Prozent der Stimmen für sich entschieden, verpasste jedoch die nötige absolute Mehrheit. Stoianoglo war mit 26 Prozent erfolgreicher als ursprünglich erwartet.

Harris und Trump werben am letzten Wahlkampfwochenende für sich

Am letzten Wahlkampfwochenende vor der US-Präsidentschaftswahl geben Vizepräsidentin Kamala Harris und Ex-Präsident Donald Trump noch einmal alles: Beide Kandidaten absolvierten am Samstag weitere Auftritte und versuchten, sich jeweils als die bessere Wahl für die Vereinigten Staaten darzustellen. Die Rivalen liefen sich dabei fast über den Weg: Weil beide im Bundesstaat North Carolina Versammlungen abhielten, stand die Air Force Two-Maschine der Vizepräsidentin auf dem Flughafen von Charlotte nur wenige Meter entfernt von Trumps Privatjet.

WHO: Polio-Impfstation im Gazastreifen getroffen - Sechs Verletzte

Bei einem Angriff auf ein Polio-Impfzentrum im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sechs Menschen verletzt worden, darunter vier Kinder. Das medizinische Versorgungszentrum in Scheich Radwan sei am Samstag getroffen worden, während Eltern ihre Kinder dort zur Impfung gegen Kinderlähmung gebracht hätten, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus im Onlinedienst X. Die israelische Armee betonte, sie habe zum von der WHO angegebenen Zeitpunkt keine Angriffe in der Region verübt.

Tausende demonstrieren kurz vor US-Wahl für Frauen- und Abtreibungsrecht

Wenige Tage vor der US-Präsidentschaftswahl haben am Samstag tausende Menschen in den USA für Frauenrechte und das Recht auf Abtreibung demonstriert. Allein in der Hauptstadt Washington versammelten sich mehrere tausend Teilnehmer und Teilnehmerinnen zum National Women's March, auch in anderen Städten gab es Protestmärsche. Der erste Women's March hatte nach der Amtseinführung des damaligen Präsidenten Donald Trump 2017 stattgefunden, der am kommenden Dienstag seine Wiederwahl anstrebt.

Textgröße ändern: