Deutsche Tageszeitung - Iran beginnt im Laufe des Tages mit höherer Urananreicherung

Iran beginnt im Laufe des Tages mit höherer Urananreicherung


Iran beginnt im Laufe des Tages mit höherer Urananreicherung
Iran beginnt im Laufe des Tages mit höherer Urananreicherung / Foto: ©

Weiterer Rückschlag für das internationale Atomabkommen: Der Iran will im Laufe des Tages Uran über das erlaubte Maß von 3,67 Prozent hinaus anreichern. Zudem stellte der stellvertretende iranische Außenminister Abbas Araghschi den verbliebenen Vertragspartnern des Atomabkommens am Sonntag ein neues Ultimatum. Er hoffe, dass im Streit um die verhängten Saktionen eine "Lösung" gefunden werde, andernfalls werde Teheran in 60 Tagen weitere Verpflichtungen aus dem Vertrag aufgeben, sagte Araghschi.

Textgröße ändern:

Am Sonntag läuft das erste Ultimatum des Iran an die Vertragspartner ab. Die Führung in Teheran hatte Anfang Mai angekündigt, vom 7. Juli an die vertraglich vereinbarte Höchstgrenze für die Anreicherung von Uran zu überschreiten, sollte bis dahin keine Einigung über die Abfederung der US-Sanktionen erzielt werden.

Die Anweisung des Präsidenten Hassan Ruhani, die Urananreicherung zu steigern, werde "in wenigen Stunden" umgesetzt, sagte der Sprecher der iranischen Atomenergieorganisation, Behrus Kamalwandi, am Sonntag im staatlichen Fernsehen. Zunächst würden noch einige technische Details geregelt.

Auf wie viel Prozent das Uran angereichert werden soll, sagte Kamalwandi nicht. Ein führender Berater des geistlichen Oberhaupts Ayatollah Ali Chamenei hatte zuvor jedoch angedeutet, die Konzentration könnte auf bis zu fünf Prozent gesteigert werden. Für Atomwaffen muss das Uran auf 90  Prozent angereichert werden.

Araghschi betonte, der Iran wolle das Abkommen beibehalten. Die seit Mai ergriffenen Maßnahmen ließen sich jederzeit rückgängig machen, wenn die Forderungen Teherans erfüllt würden, sagte der stellvertretende Außenminister. Die rückläufigen Ölverkäufe des Iran seien eines der Hauptprobleme, die gelöst werden müssten. Welche Verpflichtungen aus dem Abkommen in 60 Tagen aufgegeben werden könnten, sagte Araghschi nicht. Dies werde zu einem "angemessenen" Zeitpunkt bekannt gegeben.

Anfang der Woche hatte Teheran erstmals gegen eine Bestimmung des internationalen Atomabkommens von 2015 verstoßen und die erlaubte Menge von 300 Kilogramm auf 3,67 Prozent angereichertes Uran überschritten. Deutschland, Frankreich und Großbritannien zeigten sich "extrem besorgt" über den Schritt und forderten Teheran auf, ihn rückgängig zu machen. US-Präsident Donald Trump warnte die Führung in Teheran, sie spiele "mit dem Feuer". Auf Antrag der USA berief die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) für kommenden Mittwoch eine Dringlichkeitssitzung ein.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace gab Deutschland und Europa eine Mitschuld daran, dass sich der Konflikt am Persischen Golf weiter zuspitzt. Europa habe nach dem Ausstieg der USA "nur halbherzig versucht", das internationale Atomabkommen zu retten, erklärte der Greenpeace-Abrüstungsexperte Alexander Lurz am Sonntag.

Der Iran hatte sich im internationalen Atomabkommen von 2015 bereit erklärt, sein Atomprogramm zu reduzieren, wenn USA, EU und UNO dafür ihre Wirtschaftsblockade aufheben. Im Mai 2018 verkündete US-Präsident Donald Trump jedoch einseitig den Ausstieg seines Landes aus dem Abkommen und verhängte Sanktionen, die insbesondere die iranischen Ölexporte und den Bankensektor trafen. In der Folge stürzte das Land in eine tiefe Rezession.

Am Donnerstag war vor Gibraltar ein Tanker von den Behörden des britischen Territoriums gestoppt worden. Er steht im Verdacht, trotz geltender Sanktionen iranisches Öl nach Syrien bringen zu wollen. Trump und die britische Premierministerin Theresa May berieten am Freitag nach Angaben des Weißen Hauses in Washington in einem Telefonat über die weitere Umsetzung der Sanktionen gegen Teheran.

Seit der einseitigen Aufkündigung des Abkommens durch die USA im vergangenen Jahr ist die Zukunft des Vertrags ungewiss. Deutschland und die EU pochen auf dessen Einhaltung. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron warnte seinen iranischen Kollegen Ruhani in einem Telefongespräch am Samstag vor dem "Risiko einer Schwächung" des Abkommens. Er kündigte an, sich um eine Wiederaufnahme der Gespräche mit allen Vertragspartnern bis zum 15. Juli zu bemühen.

(S.A.Dudajev--DTZ)

Empfohlen

Hunderttausende zu Berliner Christopher Street Day erwartet

In Berlin werden am Samstag (12.00 Uhr) zur Demonstration zum Christopher Street Day (CSD) hunderttausende Menschen erwartet. Neben 75 Trucks sollen dem veranstaltenden Verein zufolge auch mehr als hundert Fußgruppen bei dem Demonstrationszug unterwegs sein. Die Kundgebung steht in diesem Jahr unter dem Motto "Nur gemeinsam stark - für Demokratie und Vielfalt".

Baerbock fordert von Deutschland und EU mehr Investitionen in Sicherheit

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat Deutschland und die EU aufgefordert, mehr in die Sicherheit zu investieren. Der europäische Pfeiler in der Nato müsse gestärkt werden, unabhängig davon, wer demnächst in den USA regiert, sagte Baerbock am Freitag bei einer Veranstaltung der "Zeit". "Die Vorstellung, dass wir uns nicht verteidigen müssen, hat (Russlands Präsident Wladimir) Putin zerbombt."

Trump trifft Netanjahu und warnt vor "drittem Weltkrieg" bei Wahlniederlage

Ex-US-Präsident Donald Trump hat bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor einem "dritten Weltkrieg" gewarnt, sollten seine Republikaner nicht die Präsidentschaftswahl gewinnen. "Wenn wir gewinnen, wird alles ganz einfach. Dann klappt alles und ganz schnell", sagte Trump, der am Freitag Netanjahu und dessen Frau an seinem Anwesen in Florida empfing. "Wenn wir nicht gewinnen, gibt es große Kriege im Nahen Osten und vielleicht den dritten Weltkrieg."

Israels Armee: Bereiten "entscheidende Offensive" gegen Hisbollah im Libanon vor

Die israelische Armee bereitet laut eigenen Angaben eine "entscheidende Offensive" gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Die Truppen bereiteten sich auf den "Übergang zur Offensive" vor, sagte der israelische Generalmajor Ori Gordin laut Militärangaben vom Freitag. "Wenn der Moment kommt und wir in die Offensive gehen, wird es eine entscheidende Offensive", fügte er hinzu.

Textgröße ändern: