AfD-Chef Meuthen: "Flügel" hat keine Mehrheit in der Partei
AfD-Chef Jörg Meuthen sieht seine Wahlniederlage im eigenen Kreisverband nicht als Hinweis auf eine bevorstehende Machtübernahme des rechtsnationalen "Flügels". "Ich weiß, dass der Flügel in der Partei keine Mehrheit hat, und zwar bei Weitem nicht hat", sagte Meuthen am Dienstag im Bayerischen Rundfunk. Er habe großen Rückhalt in der Partei, betonte der 58-Jährige, der auf dem Parteitag Ende des Jahres seine Wiederwahl als Parteivorsitzender anstrebt.
Wenn der "Flügel" in Thüringen, Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt innerhalb der Partei auf vierzig Prozent komme, "dann heißt das, es sind sechzig Prozent nicht dabei", sagte Meuthen. Im Westen habe das Lager um den Thüringer Landesvorsitzenden Björn Höcke keine Mehrheit.
Der AfD-Bundeschef hatte am Sonntag in seinem Kreisverband Ortenau bei der Delegiertenwahl für den nächsten Bundesparteitag eine Niederlage erlitten, er wurde nicht zum Delegierten gewählt.
"Das lässt mich relativ gelassen", sagte Meuthen. "Hier ist es jetzt so, dass in diesem Kreisverband in der Tat einige problematische Charaktere sind. Es geht um vier Delegiertenstimmen, die haben im Kern sich selbst gewählt." Er fügte hinzu: "Wäre ich einen Kreisverband weiter, hätte ich hundert Prozent der Stimmen."
Zur internen Richtungsdebatte rund um den "Flügel"-Frontmann Höcke sagte Meuthen: "Das sind Meinungsunterschiede. Das ist auch eine Geschichte, die im Grunde genommen abgefrühstückt ist."
Der Richtungskampf zwischen dem rechtsnationalen "Flügel" und gemäßigteren AfD-Politikern ist seit Höckes Auftritt beim sogenannten Kyffhäuser-Treffen voll entbrannt. Höcke hatte dort den Machtanspruch des "Flügels" geltend gemacht: Nach den Landtagswahlen werde er sich "mit großer Hingabe und mit großer Leidenschaft der Neuwahl des Bundesvorstands hingeben". Höcke fügte hinzu: "Und ich kann euch garantieren, dass dieser Bundesvorstand in dieser Zusammensetzung nicht wiedergewählt wird".
In einem daraufhin veröffentlichten Aufruf warfen rund hundert AfD-Funktionäre dem Thüringer Landeschef Spaltungstendenzen und einen "Personenkult" vor. Meuthen, der nicht zu den Unterzeichnern gehört, hatte Verständnis für den Aufruf gezeigt und ebenfalls den von Höcke "zuweilen betriebenen Personenkult" kritisiert.
cha/jp
(V.Sørensen--DTZ)