Deutsche Tageszeitung - Nadia Murad: Irak muss Rückkehr aller Jesiden ermöglichen

Nadia Murad: Irak muss Rückkehr aller Jesiden ermöglichen


Nadia Murad: Irak muss Rückkehr aller Jesiden ermöglichen
Nadia Murad: Irak muss Rückkehr aller Jesiden ermöglichen / Foto: ©

Zum fünften Jahrestag des Völkermords an den Jesiden hat die Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad die irakischen Behörden aufgefordert, die Heimkehr aller Jesiden zu ermöglichen. Bislang seien mehr als 90.000 Angehörige ihrer Minderheit in das nordirakische Sindschar-Gebirge zurückgekehrt, sagte die Jesidin am Samstag bei einer Gedenkveranstaltung in Stuttgart. Es müssten aber "noch mehr zurückkehren, um den Plan des IS zum Scheitern zu bringen, der vorsah, sie aus dem Sindschar zu vertreiben".

Textgröße ändern:

Die kurdischsprachige monotheistische Minderheit der Jesiden wurde wegen ihres Glaubens immer wieder verfolgt, die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) verdammt die Minderheit als "Teufelsanbeter". Als die IS-Miliz im August 2014 das Sindschar-Gebirge im Nordirak eroberte, wo die Religionsgemeinschaft seit Jahrhunderten lebte, tötete sie die Männer, rekrutierte die Jungen als Kindersoldaten und zwang die Frauen und Mädchen in die Sklaverei.

Murad sagte in ihrer auf kurdisch gehaltenen Rede, dass die irakischen Behörden im Sindschar-Gebirge die Entfernung von Minen sowie die Exhumierung der Genozid-Opfer aus Massengräbern veranlasst hätten. Ansonsten hätten die irakischen und kurdischen Behörden aber "nichts für uns getan" und derzeit gebe es in der Sindschar-Region auch keine zuständige örtliche Behörde. Die zurückgekehrten Menschen brauchten aber Krankenhäuser und Schulen. Außerdem müssten die Behörden die Überlebenden des Völkermords entschädigen.

In Deutschland leben als Folge von Flucht und Vertreibung Schätzungen zufolge inzwischen mehr als 200.000 Jesiden, die größte Gemeinschaft außerhalb des Herkunftsgebiets. Auch Murad lebt hier. Sie war von IS-Milizionären verschleppt und versklavt worden und konnte erst nach einigen Monaten fliehen. Für ihren Einsatz für die Rechte der Jesiden wurde sie vergangenes Jahr zusammen mit dem kongolesischen Gynäkologen Denis Mukwege mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

(M.Dylatov--DTZ)

Empfohlen

Paus stellt Pläne für Demokratieförderprogramm vor - Finanzierung 2025 gesichert

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat neue Schwerpunkte für das Demokratieförderprogramm des Bundes vorgestellt. In der dritten Förderperiode des Programms "Demokratie leben!" stünden unter anderem "Verschwörungsdenken und Hass im Netz" sowie strukturschwache Regionen im Fokus, erklärte Paus am Dienstag. Zudem werde die Förderperiode auf acht Jahre bis 2032 verlängert, um beteiligten Organisationen mehr Planungssicherheit zu geben.

Trump: 25-Prozent-Zölle auf Waren aus Mexiko und Kanada schon ab Februar möglich

Die USA erhöhen den Druck in der Handelspolitik: Unmittelbar nach seinem Amtsantritt als US-Präsident hat Donald Trump am Montag angekündigt, dass die bereits angedrohten Zölle von bis zu 25 Prozent auf Waren aus Mexiko und Kanada womöglich schon ab dem 1. Februar gelten sollen. Gleichwohl drohte Trump gegen China zunächst keine Maßnahmen an - dennoch wächst international die Sorge vor wachsenden Handelsbarrieren.

Grüne und FDP kritisieren Lügen-Vorwurf von Scholz in Debatte um Ukraine-Hilfen

Der Streit um die Finanzierung der Ukraine-Hilfen belastet zunehmend das Verhältnis von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem verbliebenen Koalitionspartner Grüne. "Es ist sehr irritierend, wie unsouverän Olaf Scholz mit dieser Debatte umgeht", sagte Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. "Wir halten es auch für schlechten Stil." Dröges Kritik bezog sich vor allem auf Scholz' Vorwurf, in der Debatte um die Ukraine-Finanzierung werde "das deutsche Volk belogen".

OVG: Einstufung von AfD in Sachsen als gesichert rechtsextremistisch rechtens

Das Landesamt für Verfassungsschutz in Sachsen darf den Landesverband der AfD als gesichert rechtsextremistisch einstufen. Das entschied das sächsische Oberverwaltungsgericht (OVG) am Dienstag in Bautzen. Das Gericht wies damit die Beschwerde gegen einen Beschluss des Verwaltungsgerichts Dresden zurück, das im vergangenen Juli einen Eilantrag der AfD gegen diese Einstufung abgelehnt hatte. (3 B 127/24)

Textgröße ändern: