Deutsche Tageszeitung - Grenzkonflikt: Thailand und Kambodscha einigen sich auf Waffenruhe ab Mitternacht

Grenzkonflikt: Thailand und Kambodscha einigen sich auf Waffenruhe ab Mitternacht


Grenzkonflikt: Thailand und Kambodscha einigen sich auf Waffenruhe ab Mitternacht
Grenzkonflikt: Thailand und Kambodscha einigen sich auf Waffenruhe ab Mitternacht / Foto: © POOL/AFP

Nach fünftägigen Gefechten im Grenzgebiet haben sich Thailand und Kambodscha auf eine "bedingungslose Waffenruhe" geeinigt. Diese solle um Mitternacht (Ortszeit) beginnen, teilte der Vermittler, Malaysias Ministerpräsident Anwar Ibrahim, am Montag nach Friedensgesprächen in der malaysischen Stadt Putrajaya mit. Er sprach weiter von einem "bedeutenden ersten Schritt der Deeskalation und Wiederherstellung von Frieden und Sicherheit". Thailand und Kambodscha liefern sich seit Donnerstag Gefechte im Grenzgebiet.

Textgröße ändern:

Thailands amtierender Ministerpräsident Phumtham Wechayachai und Kambodschas Regierungschef Hun Manet waren nach Putrajaya gereist, um dort mit Anwar zu verhandeln. Malaysia hat derzeit den Vorsitz des südostasiatischen Staatenbündnisses Asean inne, dem auch Thailand und Kambodscha angehören.

Die drei Politiker traten nach den Gesprächen gemeinsam vor die Presse. Vereinbart wurde laut Anwar zudem ein Treffen der Militärchefs Thailands und Kambodschas am Dienstagmorgen. Zudem werde sich die Grenzkommission der Nachbarländer am kommenden Montag in Kambodscha treffen.

"Die Lösungen, die Ministerpräsident Anwar verkündet hat, schaffen die Bedingungen dafür, dass unsere bilateralen Gespräche wieder zu normalen Beziehungen führen", sagte Hun Manet.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) drückte in einem Telefonat mit Anwar seine "Wertschätzung für die Vermittlungen von Premierminister Ibrahim im Konflikt zwischen Thailand und Kambodscha aus", wie Regierungssprecher Stefan Kornelius erklärte. Der Konflikt müsse jetzt weiter deeskaliert werden.

In der Grenzregion zwischen Thailand und Kambodscha wurde auch kurz vor Beginn der Friedensgespräche weitergekämpft. In der etwa 17 Kilometer von der Grenze entfernten kambodschanischen Stadt Samraong war bei Verkündung der Einigung weiterhin Artilleriefeuer zu hören.

Beide Seiten hatten sich vor Beginn der Gespräche gegenseitig vorgeworfen, erneut angegriffen zu haben. Thailand sei "am fünften Tag in Folge mit schwerem Gerät und unter Einsatz zahlreicher Soldaten auf kambodschanisches Gebiet eingedrungen", erklärte das kambodschanische Verteidigungsministerium. Die thailändische Armee hatte am Sonntagabend (Ortszeit) ihrerseits erklärt, sie erwarte einen "bedeutenden Militäreinsatz" Kambodschas.

Phumtham sagte nach den Gesprächen, die Waffenruhe müsse von beiden Seiten "in gutem Glauben" umgesetzt werden. "Thailand hat sich für eine friedliche Lösung entschieden, während wir gleichzeitig unsere Souveränität und das Leben unseres Volks beschützen", fügte er hinzu.

Nach Angaben des kambodschanischen Regierungschefs war das Treffen in Putrajaya von den USA "mitorganisiert" worden, auch China war demnach beteiligt. Nach Telefonaten mit beiden Regierungschefs im Vorfeld hatte US-Präsident Donald Trump in seinem Onlinenetzwerk Truth Social geschrieben, beide Seiten wollten "schnell eine Waffenruhe vereinbaren, und, letztendlich, Frieden".

Bei den seit Donnerstag anhaltenden Kämpfen zwischen Thailand und Kambodscha wurden bislang nach offiziellen Angaben mehr als 30 Menschen getötet. Auf thailändischer Seite wurden laut Bangkok neun Soldaten und 14 Zivilisten getötet. Phnom Penh bestätigte den Tod von acht Zivilisten und fünf Soldaten.

Über 200.000 Menschen flohen wegen der Kämpfe aus ihren Dörfern, 138.000 auf der thailändischen und 80.000 auf der kambodschanischen Seite der Grenze.

Die Gefechte sind die jüngste Eskalation in einem seit Jahrzehnten andauernden Streit um die Grenzziehung im sogenannten Smaragd-Dreieck, wo die thailändische Provinz Surin und die kambodschanische Provinz Oddar Meanchey sowie der Nachbarstaat Laos aneinander grenzen.

(A.Stefanowych--DTZ)

Empfohlen

Witkoff: "Große Fortschritte" bei Ukraine-Treffen im Kanzleramt

Der US-Sondergesandte Steve Witkoff hat ein positives Fazit der ersten Gesprächsrunde mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Berlin gezogen. Es seien "große Fortschritte" erreicht worden, erklärte Witkoff nach dem Treffen im Kanzleramt am Sonntagabend im Onlinedienst X. Es seien "intensive Diskussionen über den 20-Punkte-Friedensplan, wirtschaftliche Agenden" und weitere Themen geführt worden. Die Beratungen sollen nach Angaben der USA und der Ukraine am Montag fortgesetzt werden.

Selenskyjs Gespräche mit US-Gesandten in Berlin vorerst zu Ende - Fortsetzung am Montag

Die Gespräche zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und den US-Gesandten Steve Witkoff und Jared Kushner im Kanzleramt in Berlin sind am Sonntagabend vorerst zu Ende gegangen. Selenskyjs Berater Dmytro Lytwyn teilte mit, nach dem gut fünfstündigen Austausch sei vereinbart worden, die Gespräche am Montag fortzusetzen. Der ukrainische Präsident werde sich am Montag dazu äußern.

Dobrindt: Deutschland nimmt belarussische Oppositionelle Kolesnikowa und Babariko auf

Deutschland will nach Angaben von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) die beiden freigelassenen belarussischen Oppositionellen Maria Kolesnikowa und Viktor Babariko aufnehmen. Es handele sich um "zwei der herausragenden Persönlichkeiten" der Demokratiebewegung in Belarus, sagte Dobrindt am Sonntag im "Bericht aus Berlin" der ARD. Die Bundesregierung habe ein großes Interesse daran, dass die Demokratiebewegung "auch aus dem Ausland heraus weiter unterstützt wird", betonte der Minister. "Deswegen nehmen wir die beiden auf."

Belarussischer Dissident Bjaljazki will politischen Kampf im Exil fortsetzen

Der freigelassene Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki will seinen Kampf für Demokratie in Belarus im Exil fortführen. "Wir müssen die Arbeit fortsetzen, die wir in Belarus gemacht haben", sagte Bjaljazki am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP in Litauen. Es sei "sehr wichtig", in Belarus zu sein, aber es gebe "viele Dinge", die man im Exil tun könne.

Textgröße ändern: