Deutsche Tageszeitung - Nichts gewusst: AfD-Politiker Krah als Zeuge in Spionageprozess in Dresden

Nichts gewusst: AfD-Politiker Krah als Zeuge in Spionageprozess in Dresden


Nichts gewusst: AfD-Politiker Krah als Zeuge in Spionageprozess in Dresden
Nichts gewusst: AfD-Politiker Krah als Zeuge in Spionageprozess in Dresden / Foto: © AFP

Im Spionageprozess gegen seinen früheren Mitarbeiter hat der AfD-Politiker Maximilian Krah vor dem Oberlandesgericht in Dresden als Zeuge ausgesagt und erklärt, von dessen mutmaßlicher Agententätigkeit für China nichts gewusst zu haben. Er habe erst aus den Medien erfahren, dass sein damaliger Büromitarbeiter im Europaparlament verdächtigt werde, sagte Krah am Mittwoch vor Gericht. Er sei auch vorher "nicht gewarnt" worden.

Textgröße ändern:

"Ich bin zu keiner Zeit von öffentlicher Stelle, sei es von der Bundesrepublik oder der EU, auf die Gefahr hingewiesen worden", sagte der AfD-Politiker, der von 2019 bis März 2025 EU-Abgeordneter war und heute im Bundestag sitzt. Die Sicherheitsüberprüfung im EU-Parlament sei "sehr gründlich", weshalb er sich darauf verlassen habe, "dass schon alles gut sein würde".

In dem Verfahren wirft die Bundesanwaltschaft dem Angeklagten Jian G. vor, jahrelang für China spioniert zu haben. Er muss sich wegen geheimdienstlicher Tätigkeit im besonders schweren Fall verantworten. Dessen Anwalt bestritt die Vorwürfe gegen seinen Mandanten zum Prozessauftakt im August.

G., der deutscher Staatsangehöriger ist, soll der Anklage zufolge bereits seit 2002 für einen chinesischen Geheimdienst gearbeitet und diesem hunderte teils sensible Dokumente übermittelt haben. Seine Funktion als Assistent von Krah in Brüssel soll er zur Informationsbeschaffung genutzt haben.

Außerdem habe er Informationen über führende AfD-Politiker gesammelt, etwa über die "Stellung" der Parteivorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla. Auch soll er chinesische Oppositionelle und Dissidenten in Deutschland ausgespäht haben.

In seiner Vernehmung vor Gericht gab Krah an, in seinem damaligen Büro im EU-Parlament hätten alle Mitarbeiter und auch der Angeklagte G. Zugriff auf seinen persönlichen Account und damit auf E-Mails, Termine und Dokumente gehabt. "Ich hasse diese ganze Zeugs", sagte Krah. Deren Sichtung und Sortierung seit Aufgabe der Mitarbeiter gewesen, "damit ich frei bin für die reine Politik". G. habe sich auch Vermerke zu Gesprächen und Sitzungen gemacht.

Auf die Frage, warum er G., dessen Handelsfirma er in früheren Jahren als Anwalt vertreten hatte, in seinem Büro eingestellt habe, verwies Krah auf dessen "praktische Kenntnisse" durch seine Import-Export-Firma und seine Sprachkenntnisse. Krah war im EU-Parlament unter anderem Mitglied im Außenhandelsausschuss.

G.s Festnahme im April 2024 sorgte für Schlagzeilen. Krah war damals Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl. Der AfD-Politiker kündigte seinem Mitarbeiter nach der Verhaftung. Krah selbst sitzt nicht mehr im Europaparlament. Er legte sein Mandat nieder, nachdem er bei der Bundestagswahl im Februar über ein AfD-Direktmandat in Sachsen in den Bundestag einzog.

In dem Prozess mitangeklagt ist eine mutmaßliche Komplizin G.s. Die Chinesin Yaqi X. räumte in ihrer Aussage zum Verhandlungsbeginn ein, dass sie G. ab 2023 Informationen über Flüge, Fracht und Passagiere des Flughafens Leipzig/Halle gegeben habe, wo sie damals im Logistikbereich arbeitete. Laut Bundesanwaltschaft soll sie Informationen insbesondere zum Transport von Militärfahrzeugen, Truppen und Kampfdrohnen für die Bundeswehr und nach Israel an G. weitergeleitet haben.

Für den Prozess am Oberlandesgericht sind vorerst weitere Termine bis Ende September angesetzt. Gegen Krah selbst ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft Dresden. Es geht demnach um den Vorwurf der Geldwäsche und der Bestechlichkeit als Mandatsträger im Europäischen Parlament. Krah soll Geld aus China angenommen haben. In Medien bestritt er die Vorwürfe, am Mittwoch machte er vor Gericht dazu keine Aussagen.

(V.Sørensen--DTZ)

Empfohlen

Kreml: Moskau unterbreitet Paris "Vorschlag" zu inhaftiertem Franzosen Vinatier

Im Fall des in Russland wegen Spionagevorwürfen inhaftierten Franzosen Laurent Vinatier gibt es offenbar Bewegung: "Tatsächlich wurde den Franzosen ein Vorschlag bezüglich Vinatier unterbreitet", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag in Moskau. "Der Ball liegt nun bei Frankreich." Die Ankündigung erfolgte kurz nachdem sowohl Moskau als auch Paris Interesse an Gesprächen zwischen Kreml-Chef Wladimir Putin und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bekundet hatten.

Ausschusschef Röwekamp: Rechne mit Rückkehr zur Wehrpflicht in dieser Legislatur

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Thomas Röwekamp (CDU), hat seine Zweifel am Modell der Freiwilligkeit zur personellen Aufstockung der Bundeswehr betont. "Ich persönlich rechne damit, dass wir noch in dieser Legislaturperiode zur Wehrpflicht zurückkehren müssen", sagte er der "Welt" laut Meldung vom Donnerstag.

Saudi-Arabien fordert Separatisten zum Rückzug aus eroberten Gebieten im Jemen auf

Saudi-Arabien hat eine separatistische Bewegung im Jemen zum Rückzug aus kürzlich eroberten Gebieten im Süden des Landes aufgefordert. Der Vorstoß des Südlichen Übergangsrats (STC) in den Regionen Hadramaut und Al-Mahra sei "einseitig" und ohne Zustimmung der international anerkannten Regierung des Jemens erfolgt, erklärte das Außenministerium in Riad am Donnerstag. Dies habe zu einer "ungerechtfertigten Eskalation" geführt. Riad forderte eine "Beendigung der Eskalation durch den STC" und "den geordneten Rückzug seiner Streitkräfte aus den beiden Regionen".

Abkommen mit den USA: Inselstaat Palau nimmt 75 Migranten auf

Der kleine Pazifik-Inselstaat Palau hat ein millionenschweres Migrationsabkommen mit den USA geschlossen und sich zur Aufnahme von 75 Migranten bereit erklärt. Im Gegenzug für US-Investitionen in Höhe von 7,5 Millionen Dollar (6,4 Millionen Euro) werde Palau 75 Drittstaatsangehörige aus den USA aufnehmen, erklärten beide Länder nach einem Telefonat zwischen Palaus Präsident Surangel Whipps und dem stellvertretenden US-Außenminister Christopher Landau am Mittwoch (Ortszeit).

Textgröße ändern: