Deutsche Tageszeitung - UN-Mission im Libanon wirft Israel Abwurf von Granaten nahe Stützpunkt vor

UN-Mission im Libanon wirft Israel Abwurf von Granaten nahe Stützpunkt vor


UN-Mission im Libanon wirft Israel Abwurf von Granaten nahe Stützpunkt vor
UN-Mission im Libanon wirft Israel Abwurf von Granaten nahe Stützpunkt vor / Foto: © AFP/Archiv

Die UN-Mission im Libanon (Unifil) hat Israel vorgeworfen, aus Kampfdrohnen in unmittelbarer Nähe eines Stützpunktes der Blauhelme mehrere Granaten abgeworfen zu haben. Wie Unifil am Mittwoch erklärte, sei bei dem Vorfall niemand verletzt worden. Israel bestritt, das Unifil-Kontingent gezielt angegriffen zu haben. Das Auswärtige Amt forderte eine Aufklärung des Vorfalls und Schutz für die Friedensmission.

Textgröße ändern:

Nach Angaben von Unifil schlug eine Granate 20 Meter entfernt von UN-Mitarbeitern und deren Fahrzeugen ein, drei weitere Granaten in einem Radius von rund 100 Metern. Es handele sich um "einen der schwerwiegendsten Angriffe auf Unifil-Personal und -Eigentum seit dem Waffenstillstandsabkommen" im November des vergangenen Jahres, erklärte die UN-Mission weiter.

Die Unifil-Mitarbeiter entfernten demnach zum Zeitpunkt der Angriffe Straßensperren, die "den Zugang zu einer UN-Position behinderten". Nach Angaben der UN-Mission waren die israelischen Streitkräfte im Voraus über die geplanten Arbeiten in der Nähe der libanesischen Grenze südöstlich des Dorfes Marwahin informiert worden.

Die israelische Armee bestritt, die Blauhelme gezielt angegriffen zu haben. Die Soldaten hätten eine "verdächtige Aktivität" festgestellt und "mehrere Blendgranaten" eingesetzt, um die "potenzielle Bedrohung abzuwehren", erklärte ein Armeesprecher im Onlinedienst X. Die UN-Mitarbeiter seien "nicht absichtlich beschossen" worden.

Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, es sehe den "Angriff, der Unifil-Peacekeeper im Libanon gefährdet hat", mit "großer Sorge". Der Vorfall müsse aufgeklärt werden, jeglicher bewusste Angriff auf Unfil verstoße "gegen Völkerrecht und gegen Resolution 1701".

Die 2006 vom UN-Sicherheitsrat verabschiedete Resolution 1701 sieht unter anderem vor, dass lediglich Truppen der Unifil und der libanesischen Armee im Grenzgebiet zu Israel eingesetzt werden sollten. Die Hisbollah-Miliz blieb jedoch ungeachtet dessen dort. Israel wirft der Unifil unter anderem vor, ihr Mandat nicht durchgesetzt zu haben.

Auch Frankreich verurteilte den Zwischenfall. Die UN-Mission müsse in der Lage sein, "ihr Mandat uneingeschränkt auszuüben und ihre Bewegungsfreiheit wahrzunehmen", erklärte das Außenministerium in Paris.

Im November 2024 hatte eine Waffenruhe die seit mehr als einem Jahr andauernden Gefechte zwischen Israel und der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon beenden sollen. Israel wirft der Hisbollah jedoch vor, weiterhin im Grenzgebiet militärisch aktiv zu sein - und greift mit dieser Begründung regelmäßig Hisbollah-Ziele an.

Die Unifil-Friedenstruppe ist seit 1978 im Libanon stationiert, sie umfasst mehr als 10.800 Soldaten und Zivilkräfte. Vergangene Woche hatte der UN-Sicherheitsrat in New York beschlossen, die UN-Friedensmission im Süden des Libanon bis Ende 2026 zu beenden.

Die Mission war ursprünglich ins Leben gerufen worden, um als Puffer zwischen Israel und dem Libanon zu fungieren. Seit der Verabschiedung von UN-Resolution 1701 im Jahr 2006 nach dem Krieg zwischen der Hisbollah im Libanon und Israel war das Mandat der Blauhelmtruppe jedoch deutlich erweitert worden.

Unmittelbar nach Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 hatte die Hisbollah - deren erklärtes Ziel die Vernichtung Israels ist - zudem mit verstärktem Raketenbeschuss auf Israel begonnen. Die israelische Armee reagierte mit massiven Luftangriffen auf Ziele im Libanon und schließlich mit einer Bodenoffensive. Auf beiden Seiten der Grenze wurden tausende Menschen vertrieben.

Das libanesische Gesundheitsministerium erklärte derweil, dass vier Menschen bei israelischen Angriffen im Süden des Libanon getötet worden seien. Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur berichtete, dass auch ein fünfter Mensch getötet worden sei. Das israelische Militär erklärte, ein Hisbollah-Mitglied getötet und einen Standort der Miliz angegriffen zu haben.

(T.W.Lukyanenko--DTZ)

Empfohlen

Saudi-Arabien fordert Separatisten zum Rückzug aus eroberten Gebieten im Jemen auf

Saudi-Arabien hat eine separatistische Bewegung im Jemen zum Rückzug aus kürzlich eroberten Gebieten im Süden des Landes aufgefordert. Der Vorstoß des Südlichen Übergangsrats (STC) in den Regionen Hadramaut und Al-Mahra sei "einseitig" und ohne Zustimmung der international anerkannten Regierung des Jemens erfolgt, erklärte das Außenministerium in Riad am Donnerstag. Dies habe zu einer "ungerechtfertigten Eskalation" geführt. Riad forderte eine "Beendigung der Eskalation durch den STC" und "den geordneten Rückzug seiner Streitkräfte aus den beiden Regionen".

Abkommen mit den USA: Inselstaat Palau nimmt 75 Migranten auf

Der kleine Pazifik-Inselstaat Palau hat ein millionenschweres Migrationsabkommen mit den USA geschlossen und sich zur Aufnahme von 75 Migranten bereit erklärt. Im Gegenzug für US-Investitionen in Höhe von 7,5 Millionen Dollar (6,4 Millionen Euro) werde Palau 75 Drittstaatsangehörige aus den USA aufnehmen, erklärten beide Länder nach einem Telefonat zwischen Palaus Präsident Surangel Whipps und dem stellvertretenden US-Außenminister Christopher Landau am Mittwoch (Ortszeit).

Kommunen fordern "Fonds gegen Einsamkeit" mit Mitteln von 500 Millionen Euro

Die Kommunen haben vor wachsender Einsamkeit gewarnt und von der Politik Investitionen in die soziale Infrastruktur gefordert. "Der Einsatz gegen Einsamkeit darf nicht am Geld scheitern", sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, André Berghegger, den Funke-Zeitungen vom Donnerstag. "Ehrenamt kann viel leisten, aber nicht jede Lücke füllen." Nötig sei ein starkes Programm von Bund und Ländern gegen Einsamkeit.

Mogadischu: Erste direkte Lokalwahlen seit Jahrzehnten in Somalias Hauptstadt

In der somalischen Hauptstadt Mogadischu sind die Menschen erstmals seit 58 Jahren zur direkten Stimmabgabe bei Kommunalwahlen aufgerufen. Rund 1600 Kandidaten bewerben sich um 390 Mandate in der Stadt mit rund drei Millionen Einwohnern, teilte die Nationale Wahlbehörde am Donnerstag mit. Der Urnengang unter strikten Sicherheitsbeschränkungen gilt als Test für die bevorstehenden ersten direkten landesweiten Wahlen in dem ostafrikanischen Land seit 1969.

Textgröße ändern: