Deutsche Tageszeitung - Koalitionsausschuss sorgt für gemischtes Echo bei Opposition und Verbänden

Koalitionsausschuss sorgt für gemischtes Echo bei Opposition und Verbänden


Koalitionsausschuss sorgt für gemischtes Echo bei Opposition und Verbänden
Koalitionsausschuss sorgt für gemischtes Echo bei Opposition und Verbänden / Foto: © AFP

Das Treffen des Koalitionsausschusses von Union und SPD hat bei Opposition und Verbänden für ein gemischtes Echo gesorgt. "Diese gezwungene Harmonieshow konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Koalition keinen Plan hat, wie sie die absehbaren riesigen Löcher in den Haushalten stopfen will", sagte beispielsweise Linken-Fraktionschefin Heidi Reichinnek den Funke-Zeitungen vom Donnerstag. Finanzielle Entlastungen forderten derweil Städte und Gemeinden.

Textgröße ändern:

Die Koalition wette offenbar darauf, die riesigen Haushaltslöcher würden sich durch Wirtschaftswachstum füllen, sagte Reichinnek weiter. Diese Wette würde die Bundesregierung aber verlieren: Außer "Gipfel-Aktionismus" für Stahl, Auto- und Zuliefererindustrie habe es wenig Konkretes gegeben.

Mehr Tempo von Union und SPD bei den Sozialreformen forderte Grünen-Chefin Franziska Brantner. "Es wäre an der Zeit, statt ständigem öffentlichem Streit die wirklich nötigen Reformen bei Rente, Gesundheit und Pflege anzugehen", sagte sie ebenfalls den Funke-Zeitungen. Brantner forderte konkret, "unsere Sozialsysteme zu vereinfachen, zu digitalisieren und generationengerecht aufzustellen".

Mit Blick auf die Debatte um die Reform des Bürgergelds warnte die Grünen-Vorsitzende vor falschen Versprechungen: Das Bürgergeld lasse sich reformieren, aber nicht abschaffen. "Wenn Merz jetzt das Bürgergeld zusammen mit der SPD zu einer angeblichen neuen Grundsicherung umetikettieren will, dann macht er den Menschen etwas vor." Es sei zu befürchten, dass nur darum gehe, Menschen in Not die Schuld an ihrer Lage zu geben, statt ihnen echte Chancen zu geben.

Der Deutsche Städtetag kritisierte derweil den Fokus auf das Bürgergeld. Dieses sei in den Städten nicht der größte Kostentreiber, betonte Städtetag-Hauptgeschäftsführer Christian Schuchardt in der "Rheinischen Post". "Die Kosten laufen bei anderen Leistungen aus dem Ruder, wie etwa der Hilfe zur Pflege, den Eingliederungshilfe oder der Kinder- und Jugendhilfe." Hier müsse der Bund Lösungen finden, "die uns entlasten".

Diese Themen spielten aber bisher weder in den Koalitionsdebatten noch in der Sozialstaatskommission eine Rolle, kritisierte Schuchardt. Gut sei allerdings, "dass die Koalition die Reform der Sozialsysteme jetzt ganz oben auf die Agenda setzt." Die Jahr für Jahr drastisch steigenden Sozialausgaben seien "ein Hauptgrund für die katastrophale Finanzlage der Städte".

Der Hauptgeschäftsführer der Deutsche Städte- und Gemeindebundes, André Berghegger, sieht die Städte und Gemeinden "in der katastrophalsten Finanzlage seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland". Er forderte deshalb, den Kommunen Gelder aus dem Infrastruktur-Sondervermögen des Bundes schnell und unbürokratisch zur Verfügung zu stellen - "denn vor Ort weiß man am besten, wie schnell und an den Bedürfnissen orientiert öffentliche Aufträge erteilt werden können", betonte er in den Funke-Zeitungen.

Die Spitzen der schwarz-roten Koalition hatten sich am Mittwochabend im Kanzleramt getroffen. Kanzler Friedrich Merz (CDU) und SPD-Ko-Chefin Bärbel betonten im Anschluss den gemeinsamen Konsens. Gesprochen wurde bei dem Treffen unter anderem über die Stärkung der Wirtschaft, eine geplante Reform des Bürgergelds, eine Sozialstaats-Reform und den Bundeshaushalt 2027.

(Y.Ignatiev--DTZ)

Empfohlen

Saudi-Arabien fordert Separatisten zum Rückzug aus eroberten Gebieten im Jemen auf

Saudi-Arabien hat eine separatistische Bewegung im Jemen zum Rückzug aus kürzlich eroberten Gebieten im Süden des Landes aufgefordert. Der Vorstoß des Südlichen Übergangsrats (STC) in den Regionen Hadramaut und Al-Mahra sei "einseitig" und ohne Zustimmung der international anerkannten Regierung des Jemens erfolgt, erklärte das Außenministerium in Riad am Donnerstag. Dies habe zu einer "ungerechtfertigten Eskalation" geführt. Riad forderte eine "Beendigung der Eskalation durch den STC" und "den geordneten Rückzug seiner Streitkräfte aus den beiden Regionen".

Abkommen mit den USA: Inselstaat Palau nimmt 75 Migranten auf

Der kleine Pazifik-Inselstaat Palau hat ein millionenschweres Migrationsabkommen mit den USA geschlossen und sich zur Aufnahme von 75 Migranten bereit erklärt. Im Gegenzug für US-Investitionen in Höhe von 7,5 Millionen Dollar (6,4 Millionen Euro) werde Palau 75 Drittstaatsangehörige aus den USA aufnehmen, erklärten beide Länder nach einem Telefonat zwischen Palaus Präsident Surangel Whipps und dem stellvertretenden US-Außenminister Christopher Landau am Mittwoch (Ortszeit).

Kommunen fordern "Fonds gegen Einsamkeit" mit Mitteln von 500 Millionen Euro

Die Kommunen haben vor wachsender Einsamkeit gewarnt und von der Politik Investitionen in die soziale Infrastruktur gefordert. "Der Einsatz gegen Einsamkeit darf nicht am Geld scheitern", sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, André Berghegger, den Funke-Zeitungen vom Donnerstag. "Ehrenamt kann viel leisten, aber nicht jede Lücke füllen." Nötig sei ein starkes Programm von Bund und Ländern gegen Einsamkeit.

Mogadischu: Erste direkte Lokalwahlen seit Jahrzehnten in Somalias Hauptstadt

In der somalischen Hauptstadt Mogadischu sind die Menschen erstmals seit 58 Jahren zur direkten Stimmabgabe bei Kommunalwahlen aufgerufen. Rund 1600 Kandidaten bewerben sich um 390 Mandate in der Stadt mit rund drei Millionen Einwohnern, teilte die Nationale Wahlbehörde am Donnerstag mit. Der Urnengang unter strikten Sicherheitsbeschränkungen gilt als Test für die bevorstehenden ersten direkten landesweiten Wahlen in dem ostafrikanischen Land seit 1969.

Textgröße ändern: